Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ALFREDO

(getauft am  02.01.2013)

 

Der erste Tiefdruckwirbel, der im Jahr 2013 getauft wurde,  löste sich südlich von Grönland aus einem bereits vorhandenen Tiefdrucksystem heraus. Anhand einer Karte für den 02.01. um 12 Uhr UTC, also 14 Uhr MESZ, wurde der Wirbel mit seinem Kern und einem Druck von etwa 980 hPa über der Irmingersee zwischen Island und Südostgrönland analysiert und noch am selben Tag auf den Namen ALFREDO getauft. Vom Kern ging in südöstlicher Richtung eine Okklusionsfront aus, die sich im Verlauf in eine nach Süden über den Atlantik an Irland vorbeiziehende und auf einem Breitengrad von Paris endende Warm-, sowie in eine nach Südwesten verlaufende und sich mit dem Frontensystems eines anderen Wirbels verbindende Kaltfront aufspaltete. Nach Westen verband eine weitere Okklusionsfront den Kern des Tiefs ALFREDO mit dem Zentrum eines vor Neufundland liegenden anderen Wirbels. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Kalt- als auch Warmfronteigenschaften in sich vereint. Die Stelle, an der Kalt- und Warmfront ineinander übergehen, wird Okklusionspunkt genannt. Das Frontensystem von Tief ALFREDO überquerte im Laufe des Tages die Britischen Inseln, was besonders in Schottland zu lang anhaltenden Regen beziehungsweise Sprühregen führte. Messstationen registrierten in Loch Glascarnoch 6 Liter und in den Ortschaften Aultbea und Tulloch Bridge je 7 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, die innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC fielen.

Gegen 00 Uhr UTC des 03.01. lag das Zentrums der Zyklone ALFREDO mit einem Druck von 985 hPa östlich von Island, direkt über dem nördlichen Polarkreis. In südöstlicher Richtung ging vom Kern eine Okklusionsfront aus, die ihren Okklusionspunkt etwa 60 Kilometer westlich von Bergen hatte. Vom Okklusionspunkt aus zog sich die Warmfront über Südnorwegen und Ostfriesland, Amsterdam und Paris bis nach Orléans. Die Kaltfront hingegen verlief nach Südwesten bis zur walisischen nördlichen Insel Anglesey. In westlicher Richtung verband sich zusätzlich die vom Kern ausgehende Okklusionsfront erneut mit einem anderen, nun westlich von Island liegenden Kern. Das Niederschlagsgebiet verlagerte sich weiter nach Norwegen, Dänemark und Deutschland über Polen nach Südosten. Aufgrund von Aufgleitvorgängen an den Gebirgen Norwegens fielen hier die Niederschläge besonders ergiebig aus. Binnen von 24 Stunden kamen bis 06 Uhr UTC in Vinjeora Ii 22 Liter, in Vossevangen 24 Liter und in Forde-Tefre 31 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammen, die bei Tageshöchstwerten bis 7°C teils schauerartig ausfielen. In Deutschland und Zentraleuropa kamen deutlich geringere Regenmengen zusammen. Im selben Zeitraum wie in Norwegen fielen in Kassel und Dresden je 3 Liter pro Quadratmeter. Auf dem Brocken kamen durch Regen oder Sprühregen bis zu 11 Liter pro Quadratmeter zusammen. Im polischen Ustka und Elblag wurden Niederschläge von je 4 Liter registriert, in Landsberg und Posen waren es 6 bzw. 7 Liter pro Quadratmeter.

Zum 04.01. verlagerte das sich Tiefdruckgebiet ALFREDO unter leichter Abschwächung vom Europäischen Nordmeer über Norwegen nach Lappland und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von 1000 hPa nahe der Schwedischen Ortschaft Lycksele. Vom Zentrum zog eine Okklusionsfront über Helsinki, Riga und Wilna bis nahe Minsk, wo sie einen Bogen nach Westen beschrieb und sich nahe von Wien mit dem weitläufigen Frontensystem eines vor Grönland liegenden weiteren Tiefdruckwirbels verband. Südwestlich von Minsk bildete sich bei Sluzk eine zusätzliche Warmfront aus, die bis zum rumänischen Barchau reichte. Das zugehörige Niederschlagsfeld konzentrierte sich im Wesentlichen auf das Baltikum, Weißrussland und Südfinnland. Bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages meldeten Messstationen im finnischen Jyväskylä 2 Liter, in Minsk 3 Liter, im lettischen Priekuļi 5 Liter und im litauischen Utena 7 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, die bei Temperaturen unter oder nur knapp über dem Gefrierpunkt zumeist als Schnee fielen.

Sich weiter abschwächend verlagerte sich der Wirbel ALFREDO von Schweden in Richtung Osteuropa. Sein Kern lag am 05.01. mit einem
um 5 hPa gestiegenem Druck etwas östlich von Kiew. Der Kern war durch eine Okklusionsfront mit einem unbenannten Tief nahe der russischen Grenzstadt Sebesh verbunden. Vom Kern verlief eine weitere Okklusionsfront in einem Bogen nach Südwesten über das Schwarze Meer und endete wenig östlich von Istanbul. Über weite Gebiete von Russland, Weißrussland und der Ukraine kam es fast ganztägig zu leichten Schneefällen, jedoch wurden Niederschlagsmengen von mehr als 3 Litern pro Quadratmeter nur selten überschritten. Spitzenreiter waren beispielsweise das ukrainische Turka mit 6 Litern oder das russische Danilovka mit 9 Litern pro Quadratmeter, die in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC fielen.

Mit einem Kern, in dem ein Druck von 1005 hPa herrschte, lag das Zentrum des Tiefs ALFREDO um 00 Uhr UTC des 06.01. über dem russisch-ukrainischen Grenzgebiet nahe Stary Oskol. Südwestlich und östlich des Kerns ging je eine Okklusionsfront aus. Während die südwestliche Front vom Kern bis zur moldawischen Hauptstadt Kischinau reichte, zog sich die östliche Okklusionsfront über Wolgograd nach Süden und endete nahe dem tschetschenischen Grosny. Durch die geringe Verlagerung des Zentrums verblieben auch die Schneefälle der letzten Tage weiterhin in dieser Region. Turka meldete bei Tageshöchstwerten von nicht über -3°C anhaltende leichten bis mäßige Schneefälle, die im selben Zeitraum wie am Vortag 7 Liter Niederschlag pro Quadratmeter brachten.

Auch zum 07.01. verblieb Tief ALFREDO nahezu stationär, in den zurückliegenden 24 Stunden verlagerte es sich lediglich etwas nach Westen und lag gegen 00 Uhr UTC über der östlichen Ukraine. Vom Kern, der einen Druck von 1010 hPa aufwies, verlief eine Okklusionsfront zunächst nach Norden, die nahe dem russischen Lipezk einen Bogen über Wolgograd nach Süden beschrieb und im Verlauf über Georgien in die Warmfront einer bei Zypern liegenden Zyklone überging. Im Laufe des Tages schwächte sich der Tiefdruckwirbel ALFREDO soweit ab, sodass er auf der Berliner Wetterkarte für den 08.01. nicht mehr analysiert werden konnte.


 

Geschrieben am 02.04.2013 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 04.01.2013

Pate: Alfred Fraas