Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ALOISIA

(getauft am 29.02.2016)

 

Ende der letzten Februardekade zog ein Tiefdruckgebiet von Westen über den Nordatlantik. Da dieses das Wettergeschehen in Mitteleuropa beeinflussen sollte, wurde der Wirbel in der Analyse des 29.02. auf den Namen ALOISIA getauft. Mit einem Kerndruck von rund 1010 hPa befand sich der Wirbel ALOISIA südlich von Angmagssalik in etwa auf dem Breitengrad von Paris zentral über dem Nordatlantik. Vom Kern ausgehend verlief in nahezu östlicher Richtung die Warmfront auf Dublin zu und ging südlich von Reykjavik in die Kaltfront eines sich vor der Küste Grönlands befindlichen Tiefdruckgebietes über. Die Kaltfront hingegen verlief in südwestlicher Richtung und ging über dem Atlantik in die Warmfront eines folgenden unbenannten Tiefs über.

Sich weiter ostwärts verlagernd und dabei verstärkend erreichte der Wirbel ALOISIA bis 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, die Region westlich der Äußeren Hebriden nördlich von Irland. Der Kern wies mittlerweile einen Druck zwischen 995 und 1000 hPa auf. Nordöstlich von ihm befand sich der Okklusionspunkt, der dem Tief ALOSIA zugehörigen Okklusionsfront. Unter einer Okklusionsfront versteht man dabei eine Mischform aus Warm- und Kaltfront, die sich im sogenannten Okklusionspunkt durch das Vereinigen beider aufgrund der höheren Zuggeschwindigkeit der Kaltfront und damit das Einholen der vorderen Warmfront bildet. Diese Okklusionsfront erstreckte sich zunächst in nordöstlicher Richtung und verband sich mit der in südliche Richtung reichenden Okklusion eines Tiefs zwischen Island und Jan Mayen. Vom Okklusionspunkt westlich der Äußeren Hebriden überquerte die Warmfront das westliche Schottland, Wales, Cornwall den Ärmelkanal und streifte die nordwestliche Spitze der Küste der Bretagne und endete kurz darauf über der Biskaya. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich bis weit hinaus über den zentralen Nordatlantik, wo sie in die Warmfront eines nachfolgenden unbenannten Tiefs überging. Mit der Überquerung der Britischen Inseln gingen spürbare Temperaturänderungen einher. So meldete die Station im schottischen Wick einen Anstieg der Tageshöchsttemperatur im Einflussbereich des Warmsektors von 6,5°C am 29.02.2016 auf 8.3°C am Folgetag. In der gleichen Zeitspanne fielen die Tiefsttemperaturen nach Durchzug der Kaltfront in den Abend- und Nachtstunden wiederum deutlich ab, sodass diese um 06 Uhr UTC von 4,5°C am 01.03.2016 auf -1,4°C am 02.03.2016 sanken. Im walisischen Capel Curig brachte der Warmfrontdurchgang innerhalb von 6 Stunden bis um 06 Uhr UTC des 01.03.2016 33 l/m² und in den nächsten 6 Stunden abermals 17 l/m².

Bis zum 02.03.2016 erreichte die Zyklone ALOISIA die nördlichsten Gebiete der Nordsee. Zudem hatte der Wirbel ALOISIA einen weiteren aus Nordwesten gekommenen Tiefdruckkern und dessen Frontensystem in sich aufgenommen, sodass der Kerndruck weiter gefallen war und nur noch rund 980 hPa betrug. Das Frontensystem des Tiefs ALOISIA bestand aus zwei nahezu parallel verlaufenen Fronten. Das Frontensystem des ursprünglichen Kerns bestand aus einer Okklusionsfront, die sich vom Kern ausgehend nach Süden erstreckte und anschließend entlang der südnorwegischen und dänischen Küste, über Cuxhaven sowie Frankfurt am Main und südlich von Paris bis zur Küste der Biskaya bei Nantes verlief, wo sich der Charakter der Front zu dem einer Kaltfront änderte und weiter hinaus über den Atlantik führte, ehe sie über dem zentralen Atlantik in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs überging. Die westlichere Okklusionsfront beschrieb einen Bogen um die Britischen Inseln, änderte den Charakter über der Nordsee zu dem einer Kaltfront, führte vorbei an London nach Westen über den Ärmelkanal bis über den Atlantik, wo sich ihre Richtung gen Norden änderte und schließlich in die Warmfront einer Zyklone zwischen Kanada und Grönland überging. Die vom Tief ALOISIA beeinflussten Länder meldeten vor allem stärkere Winde, in Cuxhaven wurde zum Beispiel eine Böe von 54 km/h verzeichnet bei mittleren Winden um 28,8 km/h.

Im Laufe des Tages verlagerte sich die Zyklone ALOISIA weiter nach Süden, und bildete dabei zwei Kerne aus. Bis zum 03.03.2016 hatte der ursprüngliche, als ALOISIA I bezeichnete Kern den Skagerrak erreicht und sich auf 990 hPa abgeschwächt. Die ihm zugehörige Front bestand aus einer Okklusion, die sich in einem leichten Bogen über Polen, das östliche Tschechien und Österreich erstreckte, ehe es bei Wien in das Frontensystem eines über Norditalien liegenden Tiefs überging. Der Wirbel ALOISIA II wies hingegen zwei Zentren auf, die durch eine Tiefdruckrinne miteinander verbunden waren und einen Druck von je knapp unter 995 hPa aufwiesen. Vom östlicheren der zwei Zentren verlief in südlicher Richtung ebenfalls eine Okklusionsfront über die Norddeutsche Tiefebene, entlang des Rheingrabens und endete bei Genf. Vom weiter westlich gelegene Zentrum hingegen erstreckte sich ebenfalls in südlicher Richtung eine Höhenokklusion, die im späteren verlauf den Charakter einen Bodenwarmfront aufwies und nördlich des Quellgebietes der Loire endete. Des Weiteren verlief in nördlicher Richtung eine Okklusionsfront, die sich mit einer Kaltfront am Boden eines Tiefs bei Jan Mayen verband. Der Durchgang der Okklusion brachte in Warschau einen deutlichen Temperaturanstieg. Neben den Tagestiefsttemperaturen, die von 0,8°C am Vortag auf nun 2,3°C anstiegen, erhöhten sich die Tageshöchstwerte der Temperatur im gleichen Zeitraum von 2,4°C auf 8,5°C. In Bremen regnete es wiederholt, nachdem es in den Morgenstunden noch etwas Schneeregen gab, insgesamt fielen innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC nur 1,0 l/m². Ähnliches wurde auch in Brüssel beobachtet, die Station am Flughafen meldete in der Nacht bis zum frühen Morgen sich mit Regen abwechselnden Schneefall und Schneeregen, der sich bis 06 Uhr UTC innerhalb von 6 Stunden zu 7,3 l/m² aufsummiert hatte. Der 03.03.2016 war der letzte Tag an dem die Zyklone ALOISIA auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 25.04.2016 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 03.03.2016

Pate: Aloisia Brunnsteiner