Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ANDREAS
(getauft am
16.12.2017)
Das
Tiefdruckgebiet ANDREAS wurde am 16.12.2017 anhand einer Prognosekarte für den
folgenden Tag getauft. Die Zyklone sollte sich am 17.12.2017 laut Prognose um
12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, östlich von Island mit einem Kerndruck von knapp
unter 990 hPa befinden. Ausgehend vom Kern sollte eine Okklusionfront in
südlicher Richtung verlaufen. Unter einer Okklusiosnsfront wird dabei ein
Frontentypus verstanden, der sich durch die Vermischung von Warm- und Kaltfront
im Okklusionspunkt bildet. Dies ist das Ergebnis unterschiedlicher
Verlagerungsgeschwindigkeiten von Warm- und Kaltfront, die dazu führt, dass die
Kaltfront die vorlaufende Warmfront einholt und vom Boden abhebt. Die daraus
resultierende Okklusionsfront weist daher Eigenschaften beider Ursprungsfronten
auf. Diese Okklusion reichte bis zur britischen Küste, in etwa auf Höhe des
Hadrian Walls. Dort sollte sie sich in eine Warmfront und eine Kaltfront
aufspalten, wobei die Warmfront in einem leichten Bogen über Leeds, Wales und
Cornwall führen und über der Keltischen See enden sollte. Die Kaltfront
hingegen sollte über die Isle of Men in der Irischen See und Südirland
verlaufen, ehe sie über dem östlichen Nordatlantik in die Warmfront eines
nachfolgenden Tiefs übergehen sollte.
Am 17.12.2017
befand sich der Wirbel ANDREAS um 00 Uhr UTC über der Nordküste Islands mit
einem Kerndruck, der nur minimal unter 995 hPa lag. Das Frontensystem bestand
wie prognostiziert aus einer weitreichenden Okklusionsfront, die sich von einem
weiteren ungetauften Tief bei Angmagssalik ostwärts bis zum Kern des Tiefs
ANDREAS erstreckte, um den sie einen Bogen gen Süden beschrieb und bis zum
Breitengrad der Äußeren Hebriden reichte, bis hin zum Okklusionspunkt. Von dort
aus führte eine Warmfront, welche sich mäandrierend südwärts über den östlichen
Atlantik erstreckte, bis zu den Azoren. Die Kaltfront des Tiefs ANDREAS führte
in einem weiten Bogen nach Westen über den zentralen Atlantik, ehe sie in die
Warmfront eines unbenannten Tiefs bei Neufundland überging. Die über Island durch
das Tief ANDREAS hervorgerufene Bewölkung bescherte den meteorologischen
Beobachtungsstationen von Bolungavik und Reykjavik eine ganztägig nahezu
geschlossene Bewölkung. Dadurch stiegen die Tagestiefsttemperaturen innerhalb
von 24 Stunden in Bolungavik von -6,4°C in der Nacht zum 17.12.2017 auf
minimale -0,6°C in der darauffolgenden Nacht. Dabei fielen im gleichen Zeitraum
1,1 l/m² an Niederschlägen in Form von leichtem Schnee- und Sprühregen. In
Reykjavik sah es ähnlich aus, die Tiefsttemperaturen stiegen zwar nur von 0,0°C
auf 1,3°C, dafür fielen die Niederschläge mit 2,1 l/m² innerhalb von 24 Stunden
fast doppelt so üppig aus. Ähnlich sah es auch in Irland aus: während der
Überquerung der Fronten des Tiefs ANDREAS drehte der Wind an der Station des
Shannon Airports von west- bis südwestlichen Richtungen auf südöstliche bis
östliche Richtungen, was neben dem Einsetzten von Nebel und Eisnebel auch zu
einem Absinken der Tagestiefsttemperaturen führte. Ein Abfall von 6,6 auf nur noch
3,7°C wurde um 6 Uhr UTC des folgenden Tages beobachtet. Während die
Höchsttemperaturen im Vorfeld von 8,2 auf 11,2°C angestiegen waren, fielen
Niederschläge mit 2,2 l/m² auch spärlich aus, wobei 2 l/m² davon innerhalb von
6 Stunden bis 12 Uhr UTC des 17.11. gefallen waren. Auch im Vereinigten
Königreich fielen die Niederschläge, mit Ausnahme der Schottland vorgelagerten
Inseln, gering aus. So fielen im walisischen Rhyl 2,4 l/m² und am Flughafen
London Heathrow 3,2 l/m². Am Flughafen von Kirkwall kamen innerhalb von 12
Stunden bis um 18 Uhr UTC 11 l/m² zusammen und die Station von Lerwick meldete innerhalb
von 24 Stunden bis um 6 Uhr UTC des folgenden Tages 11,4 l/m².
Der Wirbel
ANDREAS bildete nun mehrere zum Teil nur temporäre Kerne aus, während er sich
ostwärts verlagerte. Um 00 Uhr UTC des 18.12.2018 wurde der erste Kern der
Zyklone ANDREAS schließlich südöstlich von Jan Mayen verzeichnet. Der zu diesem
Zeitpunkt einzige weitere analysierte Kern, ANDREAS II, befand sich westlich
von Dänemark auf dem Breitengrad Kopenhagens über der Nordsee. Die zwei Kerne
waren mit einer Okklusionsfront verbunden, die sich vom Kern ANDREAS I in
Richtung Trondheim erstreckte, dann der Küstenlinie Norwegens folgte, westlich vorbei
am zweiten Kern ANDREAS II in südlicher Richtung, bevor sie sich bei Le Havre
in eine kurze Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief noch ein
gutes Stück über die Biskaya und den östlichen Atlantik, ehe sie dort endete.
Die Kaltfront hingegen beschrieb einen nach Norden gerichteten Bogen bis zur
Keltischen See, wo sie in die Warmfront des Tiefs BOB, welches sich bei
Grönland befand, überging. Dies führte auf Jan Mayen zu einem deutlichen
Anstieg der Temperaturen. Während zum 06 Uhr UTC-Termin die Tageshöchst- und
Tiefsttemperaturen -0,2 und -3,3°C
betrugen, lagen diese Werte nur 24 Stunden später bei +2,5 und 1,4°C. Mit Einsetzen
dieser milderen Temperaturen gingen die Niederschläge zudem von leichtem
Eisgriesel über in zum Teil moderaten Regen, der sich innerhalb von 12 Stunden
bis um 06 Uhr UTC des folgenden Tages auf 15 l/m² akkumulierte.
Entlang der
Okklusionsfront fielen über Norwegen, trotz Hebungseffekten entlang der
westnorwegischen Gebirge und Fjorde, nur lokal höhere Niederschlagsmengen. Während
die meisten Stationen in 24 Stunden nur geringe Mengen verzeichneten, wie Myken
2,2 l/m², Tafjord 3,9 l/m² oder Soknedal 1,8 l/m², fielen an den Stationen von
Fiskabygd 8,7 l/m², in Furuneset 13,3 l/m², in Fjaerland-Bremuseet 7 l/m² und
in Utsira Fyr 12,4 l/m² im gleichen Zeitraum.
Der
18.12.2017 war der letzte Tag an dem der Wirbel ANDREAS im Analysebereich der Berliner
Wetterkarte verzeichnet wurde. Die Analysekarten des Deutschen Wetterdienstes
verzeichneten das Tief ANDREAS um 06 Uhr UTC noch mit 5 Kernen, die sich
entlang der Okklusionsfront von Trondheim bis Paris erstreckten, sich aber
schnell auflösten. Bereits um 12 Uhr UTC war nur noch ein Kern verblieben, der
sich an der Nordspitze des Skagerrak befand, dabei aber keine Fronten mehr
aufwies und sich ebenfalls bis 18 Uhr auflöste.
Geschrieben
am 20.01.2017 von Patrick Ilmer
Wetterkarte:
18.12.2017
Pate:
Andreas Hoppe