Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ANDREA
(getauft am 08.10.2016)
Im Laufe des
06.10.2016 entstand über Korsika ein eigenständiges Tiefdruckgebiet. Dieses
besaß einen Kerndruck von 1010 hPa und verlagerte sich zum darauffolgenden Tag nur
wenig, bildete aber ein eigenes Frontensystem aus. Vom Tiefzentrum aus
erstreckte sich eine Kaltfront nach Südwesten und verlief bogenförmig südlich
an Sardinien vorbei, über die Balearen bis Barcelona. Die Warmfront reichte von
Korsika über Italien, Albanien bis nach Sofia, wo sie dann in die Kaltfront des
über Budapest gelegenen Tiefs ZOFIA überging. In Italien wurden viele
Hitzegewitter registriert. So fielen durch ein nächtliches Gewitter in Rom 6,0
mm Regen innerhalb von 6 Stunden bis 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ. In Grazzanise nördlich von Neapel fielen am ganzen Tag 32,6 mm
Regen durch ein Gewitter um 09 Uhr UTC. Das Tiefzentrum erzeugte in Bastia auf Korsika in den ersten 12 Stunden des Tages bis
zu 18,0 mm Regen.
Bis zum 08.10.
hatte sich das Zentrum des Tiefs weiter nach Osten verlagert. Während der
täglichen Wetteranalyse von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte wurde
dieses Tief folgend auf den Namen ANDREA getauft. Das Tief ANDREA befand sich
zu diesem Zeitpunkt über Bukarest und besaß immer noch einen Kerndruck von 1010
hPa. Dem Wirbel ANDREA wurde eine Kaltfront zugeordnet, welche sich nach
Südwesten über Athen bis zur griechischen Mittelmeerküste erstreckte. Vom
Tiefzentrum aus nach Nordosten reichte eine Warmfront, welche sich entlang der
Küste des Schwarzen Meeres über Moldawien bis über die Ukraine führte und dort
wieder in die Kaltfront des Tief ZOFIA überging. Dabei brachte die Kaltfront in
Griechenland maximal 11,0 mm in den ersten 6 Stunden des Tages in Elefsina. Auch in Bulgarien wurden nur Niederschlagswerte
bis zu 12,0 mm in Burgas für 24 Stunden gemessen. In Konstanza in Rumänien
fielen in der ersten Tagesstunde 35,0 mm durch ein Gewitter. In den
nachfolgenden 2 Stunden wurden nochmals 17,0 mm Niederschlag registriert. In Galati fielen in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC 13,0 mm und in Tulcea 6,0 mm. Außerdem konnten in Tulcea
in den ersten 6 Stunden noch 22 mm verzeichnet werden, so dass man für den
gesamten Tag 29,2 mm registrierte. Auch in der Ukraine entstand entlang des Frontensystems
ein Gewitter. In Kryvyi Rih wurde um 09 Uhr UTC
Gewitter gemeldet, dass bis 18 Uhr UTC für 47,0 mm Regen innerhalb von 12
Stunden sorgte. In Odessa fielen in diesem Zeitraum 27,0 mm Regen.
Am 09.10. befand
sich das Zentrum von Tief ANDREA mit einem Kerndruck von 1005 hPa über Kiew.
Vom Zentrum aus verlief eine Kaltfront nach Südosten entlang der östlichen
Küste des Schwarzen Meeres über Ankara bis kurz vor die türkische
Mittelmeerküste. Etwas nördlicher zog sich eine Warmfront südlich von Wolgograd
bis außerhalb des Kartenausschnitts der Berliner Wetterkarte. Eine weitere
Warmfront erstreckte sich vom Tiefzentrum des Tiefs ANDREA nach Norden bis
knapp über Minsk, anschließend nach Osten südlich an Moskau vorbei und weiter
nach Osten, wo auch diese Front den Kartenausschnitt der Berliner Wetterkarte
verließ. Dabei fielen in Kiew bis 18 Uhr UTC innerhalb von
12 Stunden 11,0 mm und innerhalb von 24 Stunden 31 mm. In Krasnodar in Russland
brachte die Kaltfront mit 1,0 mm in 12 Stunden bis 03 Uhr UTC nur noch sehr
geringen Niederschlag. Die südlichere Warmfront erzeugte in Kamensk-Schachtinski
auch nur noch geringe Regenmengen von 0,5 mm in 12 Stunden bis 15 Uhr UTC. Die
zweite Warmfront verursachte in Weißrussland noch Niederschlagswerte von bis zu
23,0 mm in Bragin in 12 Stunden und in Gomel 13,0 mm.
Am folgenden Tag
befand sich das Tief ANDREA immer noch über Kiew, der Kerndruck schwächte sich
auf 1015 hPa ab. Gleichzeitig hatte sich eine Okklusion entwickelt. Eine
Okklusion ist eine Mischfront, die entsteht, wenn die schneller ziehende
Kaltfront die etwas langsamere Warmfront einholt und so die wärmeren Luftmassen
aufsteigen lässt. Der Ort, an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront
aufteilt, wird Okklusionspunkt genannt. Die Okklusion des Wirbels ANDREA war
mit der Okklusion des Tiefs ZOFIA verbunden und verlief vom Kern aus nach
Nordwesten bis über Südschweden. Eine weitere Okklusion erstreckte sich vom
Kern in östliche Rechtung bis zum Okklusionspunkt nördlich von Wolgograd, wo
die Warmfront in östliche Richtung den Kartenausschnitt der Berliner
Wetterkarte verließ. Die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig nach Südwesten
bis zum Kaukasus. Die Okklusion der Zyklone ANDREA erzeugte an der polnischen
Ostseegrenze an diesem Tag 1,3 mm Regen in Oksywie.
In Koszalin waren es in 24 Stunden 4,2 mm und in Darlowko 3,0 mm. In Pinsk in Weißrussland,
sowie in Schepetiwka in der Ukraine wurden bis 18 Uhr
UTC 5,0 mm innerhalb von 12 Stunden gemessen.
Am 11.10.
erreichte der Kerndruck des immer noch über Kiew liegenden Tiefs ANDREA 1020
hPa. Die westliche Okklusion erstreckte sich vom Kern in nordwestliche Richtung
über Warschau und Hamburg bis zur östlichen Küste Großbritanniens. Zwischen
Kiew und Wolgograd ging eine sich nach Osten ziehende Okklusion von Tief ANDREA
in eine Okklusion eines östlich von Wolgograd liegenden Tiefs über. In Hamburg
regnete es den gesamten Tag, dabei wurden aber nur 0,8 mm in 12 Stunden bis 18
Uhr UTC gemessen. In Berlin-Dahlem waren es für diesen Zeitraum 2,0 mm Regen.
In Warschau fielen am gesamten Tag 1,3 mm Regen. In Kiew wurden aufgrund des
Frontensystems der Wirbels ANDREA nur noch Tropfen verzeichnet, das bedeutet,
dass die Niederschlagsmenge zu gering ist, um sie exakt zu bestimmen.
Bis zum 12.10. schwächte
sich das Tief ANDREA weiter ab und zog durch die vorherrschende westliche Strömung
nach Osten bis außerhalb des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte, wodurch
die Zyklone ANDREA am Folgetag nicht mehr auf dieser namentlich verzeichnet
werden konnte.
Geschrieben
am 05.11.2016 von Lisa Degenhardt
Berliner
Wetterkarte: 10.10.2016
Pate:
Andrea Schermoks