Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ANDREA

(getauft am 26.02.2014)

 

Am 26. Februar 2014 entwickelte sich entlang der Kaltfront des Tiefs ZARAH ein neuer Wirbel, welcher in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ANDREA getauft wurde. Dieses Bodentief befand sich schließlich am Morgen des 27. Februar mit einem Kerndruck von etwa 1022 hPa rund 1000 km westlich von Irland über dem Nordostatlantik. Vom Kern verlief eine Warmfront ostwärts bis zu den Azoren, wo sie in die Kaltfront des Vorläufertiefs ZARAH überging. Dagegen zog sich die Kaltfront einige Hundert Kilometer nach Südwesten. Der Wirbel war eingebettet in eine starke westliche Strömung in ca. 5,5 km Höhe und verlagerte sich im Laufe des Tages weiter nach Osten Richtung europäisches Festland.Durch die zyklonale, d.h. gegen den Uhrzeigersinn gerichtete Drehung der Luft um den Tiefdruckkern von ANDREA wurde daher an diesem Tag auf der Westseite polare, kalte Luft nach Süden transportiert.

In der Nacht zum 28. Februar erreichte die Zyklone ANDREA die Westküste Europas und lag mit ungefähr 995 hPa über der nördlichen Keltischen See. Das Frontensystem war zu diesem Zeitpunkt bereits teilweise okkludiert, d.h. die Kaltfront hatte die Warmfront bereits zum Teil eingeholt und so eine Okklusion gebildet. Als Okklusion bezeichnet man eine Front, die Warm- und Kaltfronteigenschaften besitzt. Vom Zentrum aus verlief diese Okklusion bis zur nördlichen Küste der Bretagne. Vom dortigen Okklusionspunkt reichte die Warmfront bis nahe Bordeaux, die Kaltfront beschrieb dagegen einen Bogen über die Biskaya und reichte noch einige Hundert Kilometer in westliche Richtungen über den Nordatlantik. Durch den Tiefdruckeinfluss fielen in 24 Stunden entlang des Frontensystems bis 06 Uhr UTC an diesem Tag beispielsweise 9 Liter pro Quadratmeter an der Station in Plymouth. In Brest, nahe des Okklusionspunktes, und in Paris, vor der Warmfront gelegen, gab es sogar 17 Liter pro Quadratmeter im selben Zeitraum. An der Station in Bordeaux waren es durch Warmfronteinfluss 10 Liter pro Quadratmeter in 6 Stunden. Dort sorgte der nachfolgende Durchzug der Kaltfront für ein Sinken der Maximaltemperatur um 4 Grad im Vergleich zum Vortag. Mit 14°C war die Höchsttemperatur für Anfang März gegenüber dem klimatologischen Mittel jedoch immer noch relativ mild.

Bis zum 1. März spaltete sich die Zyklone ANDREA in zwei Kerne mit jeweils etwa 1000 hPa auf, das Tief ANDREA I lag über Belgien und der Wirbel ANDREA II über Korsika. Zwischen den beiden Tiefzentren verlief eine Okklusion, wodurch in Luxemburg und London in 24 Stunden 6 Liter pro Quadratmeter und in einigen Teilen Norditaliens, wie beispielsweise an der Station Locarno im Stau der Alpen sogar bis zu 39 Liter fielen, teilweise auch als Schnee. Vom Kern ANDREA II verlief außerdem eine Kaltfront in einem Bogen entlang der Ostküste Sardiniens, Tunis und Algier bis nahe Sevilla. Bis zum Mittag dieses Tages führte diese Kaltfront, begünstigt durch die zusätzliche Hebung der Luft an der Westküste Italiens zu hohen Niederschlagsmengen mit bis zu 15 Litern pro Quadratmeter in 6 Stunden in Rom, Neapel und Palermo. Aus Algier wurde außerdem Gewitter gemeldet.

Zum 2. März trennte sich die Verbindung der beiden Tiefdruckzentren. Während der Wirbel ANDREA I ohne Druckänderung mit einer Position über der Deutschen Bucht etwas weiter nördlich lag als noch am Tag zuvor, blieb die Zyklone ANDREA II nahezu ortsfest, jedoch vertiefte sich der Kerndruck auf etwa 995 hPa. Das Tief ANDREA I war an diesem Tag vollständig okkludiert und die Okklusion reichte vom Kern über Hamburg und bis zum südwestdeutschen Alpenrand. Durch den sich abschwächenden Tiefdruckeinfluss fielen in Amsterdam noch 0,4 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Dagegen beschrieb die Okklusion des Tiefs ANDREA II einen weiten Bogen vom Kern ausgehend über Norditalien, verlief entlang der Adriaküste des Balkans, änderte nahe Griechenland ihren Charakter in den einer Kaltfront und endete schließlich nahe Libyen über der Küste der Großen Syrte. Über dem zentralen Balkan sorgte der Wirbel ANDREA II für 5 bis 10 Liter pro Quadratmeter Regen in 6 Stunden.

Bis zum folgenden Tag wurde das Zentrum ANDREA I zusammen mit den Tiefs ZARAH und BRIGITTE in die Zirkulation des nachfolgenden Sturmwirbels CHRISTINE aufgenommen. Somit lag das nun wieder mit einem Zentrum analysierte Tief ANDREA nahe Sofia und die zugehörige Okklusion reichte bis zum Schwarzen Meer.

Bis zum nächsten Tag schwächte sich das Tief ANDREA weiter ab und löste sich schließlich auf, wodurch es nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte. Die Zyklone ANDREA war aufgrund des milden Winters bis Ende Februar bereits das 27. benannte Tiefdruckgebiet in unseren Breiten im Jahr 2014, also etwa alle 2 Tage ein neues. Zum Vergleich: Im vorigen Jahr waren es insgesamt gerade mal alle 2,5 Tage.

 


Geschrieben von Jannick Fischer

Berliner Wetterkarte vom: 01.03.2014

Pate: Anne Haehnel