Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ANGELIKA

(getauft am 27.08.2014)

 

In der Bodenanalyse vom 27.08. wurde ein Tiefdrucksystem über dem Nordatlantik, welches aus mehreren Zentren bestand, auf den Namen ANGELIKA I und ANGELIKA II getauft. Dabei befand sich der nördlichere Kern des Systems des Wirbels ANGELIKA I mehrere Tausend Kilometer südöstlich der Südspitze Grönlands beziehungsweise südwestlich von Island. Die Warmfront der Zyklone verlief in Richtung Nordosten über die Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island bis diese nordwestlich von Island in die Kaltfront eines über dem Europäischen Nordmeer östlich von Grönland gelegenen, unbenannten Tiefs überging. Die Kaltfront des Tiefs ANGELIKA I erstreckte sich bogenförmig weit hinaus über den Atlantik nach Westen. Das wiederum südöstlich der Zyklone ANGELIKA I gelegene Tief ANGELIKA II wies mit 1005 hPa um 01 Uhr MEZ einen schwächeren Kerndruck auf, als der Wirbel ANGELIKA I, welcher im Zentrum einen Druck von 995 hPa besaß. Von einer wellenförmigen Verformung im Zentrum der Zyklone verlief eine Kaltfront über den Atlantik nach Westen und eine Warmfront zog sich Richtung Südosten bis nach Südfrankreich, wo diese in die Kaltfront des über Mitteleuropa gelegenen vorlaufenden Tiefs YASMIN I überging.

Die beiden Tiefdruckgebiete ANGELIKA I und ANGELIKA II hatten sich bis zum Folgetag zu einem Tiefdruckzentrum vereinigt. Der kräftige Tiefdruckwirbel lag nun nordwestlich der Britischen Inseln mit einem vertieften Kerndruck von 990 hPa. Von dem Tiefdrucksystem erstreckte sich sowohl eine Okklusionsfront von Island über das Zentrum der Zyklone bis zum Okklusionspunkt über Wales, wo sich diese in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Okklusionsfronten besitzen sowohl die Eigenschaften einer Warm- als auch Kaltfront und entstehen durch das Einholen der Warmfront durch die schneller ziehende Kaltfront in der Nähe des Tiefdruckzentrums. Okklusionsfronten bilden sich nur im Reifestadium eines Tiefdruckgebietes. Die Warmfront erstreckte sich nach Südosten bis nach Südfrankreich, die Kaltfront über Frankreich, Spanien, bis weit hinaus über den Atlantik, wo diese in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überging. Südwestlich dieses Frontensystems verlief vom Tiefdruckzentrum von einer wellenartigen Verformung ausgehend eine Warmfront in nordwestliche Richtung. Eine Kaltfront führte wiederum in einem großen Bogen über Irland bis weit über den Nordatlantik. In einem 24-stündigen Beobachtungszeitraum bis 07 Uhr MEZ dieses Tages fielen frontal Niederschlagsmengen von bis zu 15 l/m² oder darüber, wie in Plymouth mit 16 l/m². Mit der Zyklone war ein kräftiges Windfeld verbunden, das in der vorangegangenen und in der Nacht zum 29.08. im schottischen Hochland teilweise für Orkanböen sorgte. Auch auf der Iberischen Halbinsel fielen an der Kaltfront bis zum darauffolgenden Morgen um 07 Uhr MEZ im nordspanischen San Sebastian 14 l/m² in 24 Stunden, in Südfrankreich bei einzelnen Schauern und Gewittern örtlich bis zu 23 l/m². Auch den Westen Deutschlands erreichten die Wolkenfelder der Zyklone ANGELIKA bereits am 28.08., jedoch fiel frontal kein nennenswerter Niederschlag.

Am 29.08. lag der Nordseewirbel ANGELIKA mit einem unveränderten Kerndruck von 990 hPa nordwestlich von Irland. Vom Kern verlief in einem Bogen sowohl eine Okklusionsfront bogenförmig über Schottland, Irland bis über den Atlantik gen Westen, als auch eine weitere Okklusionsfront in einem großen Bogen südlich vorbei an Island, entlang der norwegischen Küste bis zum Okklusionspunkt vor der deutschen Küste über der Nordsee. Von dort zog sich die Warmfront quer über Deutschland und den Alpen bis zur Adria, wo diese auch Kaltfrontcharakter aufwies. Die westlich der Warmfront gelegene Kaltfront erstreckte sich unter Bildung flacher Wellen nach Südwesten über Deutschland und Frankreich bis zu den Pyrenäen. An der den Osten Deutschlands überquerenden Okklusion des Wirbels ANGELIKA fielen in den meisten Regionen Brandenburgs nur geringe Tagesniederschlagssummen von wenigen Litern pro Quadratmeter, nur nördlich und südlich Brandenburgs wurden größere Mengen registriert. In Mecklenburg-Vorpommern fielen innerhalb von 12 Stunden bis zu 6 l/m². Auf Grund der von Südwesten herangeführten erwärmten Meeresluft vom Wirbel ANGELIKA stiegen die Temperaturen in Deutschland an. Bei Karlsruhe konnten mit Temperaturmaxima von 25,4°C beziehungsweise 25,2°C ein Sommertag registriert werden, für welchen ein Höchstwert von mindestens 25°C erreicht werden muss. An der Kaltfront entstanden in der Nacht zum 30.08. über den Nordalpen schauerartig verstärkte Niederschlagsgebiete. Bis 07 Uhr MEZ fielen in Linz innerhalb von 3 Stunden 17 l/m2 und in Salzburg 18 l/m² Niederschlag. Auch Garmisch-Partenkirchen meldete rund 14 l/m² sowie Oberstdorf 13 l/m² bis zum selben Zeitpunkt.

Zum 30.08. verlagerte sich das Zentrum der Zyklone ANGELIKA durch Steuerung des ehemaligen Hurrikans ex-CRISTOBAL leicht Richtung Südosten und befand sich nun um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von 1000 hPa nordöstlich von Schottland. Auch der zugehörige Höhenwirbel in der 500-hPa-Fläche, was einer Höhe von ungefähr 5,5 km entspricht, verlagerte sich nur geringfügig südostwärts. Von dort erstreckte sich am Boden die Okklusionsfront in einem weiten Bogen über den Nordatlantik, vorbei an der isländischen Südostküste und über Südskandinavien, der Ostsee und Polen bis zum Okklusionspunkt über Tschechien, wo sich diese in eine über Norditalien, Spanien und gen Atlantik führende Kaltfront sowie in eine über Südosteuropa bis Griechenland reichende Warmfront aufspaltete. Eine weitere Okklusionsfront verlief über die Nordsee, wechselte dort ihren Charakter in den einer Kaltfront, welche sich über dem Atlantik wiederum an die Warmfront des ehemaligen Hurrikans ex-CRISTOBAL anschloss. An der Kaltfront der Zyklone ANGELIKA fiel zeitweilig Regen, mitunter kam es auch zu Gewittern im Nordwesten Deutschlands, wobei gebietsweise mehr als 10 l/m² registriert wurden. In der Nacht zum 31.08. verstärkten sich die Niederschläge im Mittelgebirgsraum, wobei Niederschlagssummen von örtlich mehr als 20 l/m² innerhalb von 12 Stunden bis zum darauffolgenden Morgen um 07 Uhr MEZ gemessen wurden. Die Station Schmücke im Thüringer Wald meldete 29 l/m² und Wasserkuppe im Landkreis Fulda 15,2 l/m² innerhalb von 24 Stunden.

Bis zum 31.08. teilte sich das Zentrum der Zyklone ANGELIKA erneut in zwei Tiefdruckkerne auf. Das Zentrum des Wirbels ANGELIKA I wurde über der Nordsee zwischen Schottland und Südskandinavien mit einem auf 1010 hPa abgeschwächten Kerndruck analysiert. Vom Zentrum zog sich eine Okklusionsfront bis zum Okklusionspunkt über Kopenhagen. Von dort erstreckte sich eine Warmfront, welche über Polen in de Kaltfront des schwachen Wirbels ANGELIKA II überging. Dessen Kaltfront reichte nach Osten bis über die Nordukraine. Eine Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt über Deutschland bis zur Bretagne, wo diese in eine Warmfront überging, welche bis an das Frontensystem des Wirbels ex-CRISTOBAL über dem Nordatlantik reichte. Bereits am Vormittag erreichten die Niederschlagsfelder der Kaltfront auch den Berliner Raum, an der Station Flughafen-Schönefeld fielen innerhalb von 3 Stunden bis 10 Uhr MEZ 18 l/m². Cottbus meldete noch eine 3-stündige Niederschlagshöhe von 11 l/m² und Cuxhaven 17 l/m². Durch verstärke Hebungsprozesse an der Kaltfront im südlichen Deutschland konnten in der Schwäbischen Alb innerhalb von 12 Stunden 30 l/m² registriert werden.

Zum Folgetag verlagerte sich der sich abschwächende Wirbel ANGELIKA weiter nach Nordosten und befand sich am 01.09. mit seinem Zentrum über Polen. Von Dänemark verlief die Okklusionsfront bis zum Okklusionspunkt über Polen, die Kaltfront erstreckte sich über Ungarn bis nach Norditalien, wo diese in die Warmfront eines niederschlagsreichen Tiefdruckwirbels überging. Die Warmfront des Systems erstreckte sich über Polen und Weißrussland bis über das westliche Russland. Bis zum Vormittag des Folgetages fiel frontal in Deutschland Regen oder Sprühregen. In Berlin wurden 24-stündig 5 bis 6 l/m² Niederschlag gemessen. Am Observatorium Lindenberg sogar 11,5 l/m², in Angermünde 12,3 l/m² und in Grünow 14,7 l/m².

Zum 02.09. nahmen die Druckgegensätze in der Umgebung des Tiefs ANGELIKA zusehends ab, wodurch die Zyklone nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 24.10.2014 von Natja Ruth Bublitz

Berliner Wetterkarte: 31.08.2014

Pate: Angelika Swiontek