Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ANJELLA
Ein
vor der Südostküste Grönlands entstandenes Wellentief wurde am Sonntag
[22.02.04] auf den Namen ANJELLA getauft. Die Höhenströmung lies bereits am Tag
seiner Taufe erahnen, dass sich dieses Tiefdruckgebiet zu einen Sturmwirbel
weiterentwickeln könnte. Da wir uns im Bereich der Westwindzone befinden und
auch die Höhenströmung einen charakteristischen Trog aufwies, sollte ANJELLA in
den kommenden Tagen das Wettergeschehen
in unseren Breiten bestimmen.
Bis
zum Montag [23.02.04] hatte sich der Kern von ANJELLA nur unwesentlich nach
Osten verlagert. Sein Zentrum lag nun westlich der Inselgruppe Jan Mayen und
wies einen noch relativ schwachen Kerndruck von 1005 Hektopascal auf. Es war
jedoch bereits eine erhebliche Verstärkung des Kerndruckes zum Vortag
erkennbar.
Die
wetteraktiven Frontensysteme von ANJELLA bestimmten vorerst das Wettergeschehen
auf Island und Jan Mayen. Die Wetterstation auf Jan Mayen meldete leichten
Schneefall bei Temperaturen um –9°C.
Am 24.02.2004 zeigte ANJELLA dann ihr wahres Gesicht. Noch in der Nacht hatte sich unser Tiefdruckwirbel zu einem klassischen Sturmtief entwickelt. Der Kern wies jetzt einen Luftdruck von nur noch 970hPa auf. Das Zentrum hatte sich über Nacht rasch verlagert und lag nun vor der Westküste Norwegens, etwa 500 Kilometer vor Trondheim.
Es
traten im Bereich der Norwegischen See vielfach Böen in Orkanstärke auf
(Windstärke 12). Die Wetterstation in Bergen (Norwegen) meldete 15 Liter
Niederschlag pro Quadratmeter verursacht durch Schnee-Regen-Schauer; bei Werten
um den Gefrierpunkt. ANJELLA hatte nun die Kontrolle über das Wettergeschehen
in Nordeuropa und so bekamen auch England und Norddeutschland an diesem Tag
Schnee und Regen ab.
Etwas
abgeschwächt lag der Kern von ANJELLA am Mittwoch [25.02.04] direkt über
Trondheim. Sein Druck im Zentrum wies jetzt nur noch 980 hPa auf. Eine zum
Frontensystem von ANJELLA gehörende Okklusion bestimmte das Wettergeschehen in
ganz Nordeuropa. Im Ort Tafjord, am Storfjord (Norwegen) fielen innerhalb von
24 Stunden 38 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und die Schneehöhe wuchs dort
von 33 auf stolze 63cm an. Auch in Deutschland kam es zu Schneefällen und
einzelnen Gewittern, so dass sich eine Schneedecke von 1-3cm, vereinzelt auch
5cm halten konnte. Amsterdam bekam etwas mehr Niederschlag ab. Die Messstation
dort registrierte 10 Liter pro Quadratmeter.
Bis
zum Donnerstag [26.02.04] blieb das Zentrum unseres Tiefdruckwirbels stationär
über Trondheim, doch seine Okklusion mit Schneefall hatte nun bereits den Süden
und Osten Mitteleuropas erreicht.
Es
wurde weiterhin maritime Luft arktischen Ursprungs nach Deutschland geführt,
sodass es verbreitet zu Schneeschauern kam, welche auch Gewitter
hervorbrachten. In Itzehoe meldete die Wetterstation 10cm und in Lüdenscheid
stieg die Schneehöhe sogar auf 14cm an. In den folgenden Tagen wanderte der
Kern von ANJELLA weiter in Richtung Süden.
Ein
Hochdruckgebiet über dem Atlantik und ein sich verstärkendes Tief über dem Mittelmeer
entzogen ANJELLA antreibende Energie. Dies führte dazu, dass sich unser
Tiefdruckgebiet so stark abschwächte, dass es ab dem 28.02.04 nicht mehr in
unserer Wetterkarte verzeichnet wurde.
Wetterkarte: 24.02.2004
Pate: Wolfgang Gaebler