Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ANNEGRET
(getauft am 17.03.2018)

 

Mitte März haben sich im Weststrom der Luft in der gesamten nördlichen Hemisphäre starke Mäander auf der 500 hPa Karte, das heißt in rund 5,5 km Höhe, ausgebildet. In so einem Mäander dringt warme Luft aus dem Süden weiter nach Norden und kalte Nordluft nach Süden vor. Ein solcher Vorstoß kalter Luft nach Süden war zunächst über dem Ost-Atlantik und Europa vorhanden und verlagerte sich nach Osten weiter. Aufgrund seiner Strömungsrichtung beförderte dieser auf der Westseite kalte, feuchte Luft polaren Ursprungs bis nach Nordafrika und an der Ostseite warme, trockene Luft aus den Subtropen bis nach Nordosteuropa.

Das durch diesen Kaltluftvorstoß auf der Trogvorderseite entstandene Tiefdruckgebiet wurde am 17.03.2018 auf der Analysekarte von 01 Uhr MEZ auf den Namen ANNEGRET getauft. Zu diesem Zeitpunkt lag es mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa über Sizilien. Während die Warmfront von Sizilien zwischen Neapel und Rom über das italienische Festland im Bogen nach Nordosten bis nach Belgrad verlief, wo sie in die Kaltfront eines weiteren Tiefdruckgebietes mündete, reichte die Kaltfront als Bogen in südwestliche Richtung bis vor die tunesische Küste. Da entlang dieser Linien kühle und feuchte Subpolarluft auf warme, kontinentale Tropikluft stieß, bildete sich an den Fronten und im Warmsektor dazwischen starke Bewölkung aus. In Dubrovnik, an der Vorderseite des Tiefs ANNEGRET, fielen bei 14°C 10 mm Regen und der starke Südostwind wehte mit Spitzengeschwindigkeiten von 43 km/h. Entlang der Warmfront fielen in Rom und Neapel bei Temperaturen bis 21°C dagegen kein oder nur wenig Niederschlag und der Wind schwächte ab. In Cagliari, auf der Rückseite, waren bei leichtem Nordwestwind ebenfalls noch Wolken und maximale Temperaturen von 20°C zu verzeichnen.

Am folgenden Tag lag das Tiefdruckzentrum ANNEGRET um 01 Uhr MEZ mit rund 995 hPa westlich von Korsika und Sardinien. Die kurze Warmfront lief entlang der sardinischen Westküste bis vor die tunesische Nordküste. Die Kaltfront erstreckte sich im Bogen nach Südwesten, südlich der Balearen und Spanien. Somit war im gesamten nördlichen Mittelmeerraum maritim erwärmte Polarluft vorhanden, während zwischen den Fronten warme, feuchte Subtropikluft herangeführt wurde. Entlang der Fronten herrschte starke Bewölkung. Rom verzeichnete bei wolkigem Wetter und Südostwind mit Böen bis 33 km/h maximale Temperaturen von 15°C sowie geringen Niederschlag von 2 mm über 24 Stunden auf. Während des Durchzugs der Warm- und Kaltfront war es in Cagliari bei Südwestwind stark bewölkt mit Temperaturen von 9°C nachts und maximal 18°C am Tag. Westlich des Wirbel ANNEGRET konnten über Palma de Mallorca bei Nordwestwind noch Höchsttemperaturen von 16°C und leichte Bewölkung beobachtet werden.

Der Kern der Zyklone ANNEGRET lag am 19.03. um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von rund 1000 hPa über dem Golf von Genua. Die schnellere Kaltfront hatte begonnen die langsamere Warmfront einzuholen, das Tief okkludierte. Die entstandene Okklusion verlief entlang der Po-Ebene und der kroatischen Küste, wo sie sich auf Höhe von Split in die Fronten aufspaltete. Während die kurze Warmfront bis zur Donau reichte, zog sich die Kaltfront im Bogen nach Südwesten bis in die nordwestliche Sahara. Wien verzeichnete Nordwind und Tiefsttemperaturen von -6°C. Ebenfalls im Einfluss beider Fronten fielen in Sofia in 24 Stunden 14 mm Niederschlag bei maximal 17°C. Dubrovnik dagegen befand sich an der Okklusionsfront, weshalb bei Temperaturen von minimal 9°C nachts und maximal 14°C tagsüber in 24 Stunden 22 mm Niederschlag fiel. Im Gebiet südwestlicher Anströmung meldete Tunis starke Bewölkung und Temperaturen bis 22°C.
Am 20.03. um 01 Uhr MEZ lag das Tief ANNEGRET als Teil eines Komplexes mehrerer Tiefdruckgebilde mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa über dem Ägäischen Meer und dem nordöstlichen Mittelmeer. Die Okklusion vom Vortag hatte sich weiter nach Westen verlagert und zog sich über Serbien und Bulgarien bis zur Ägäis, wo sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Erstere erstreckte sich geradlinig über das Schwarze Meer nach Nordosten bis nach Georgien. Die Kaltfront bildete einen Bogen nach Südosten, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefs über dem Mittelmeer überging. Im Tagesverlauf fielen bei Tageshöchsttemperaturen von -3°C in Bukarest 9 mm Schnee. Während Istanbul unter Einfluss des Südwestwindes mit Böen von 22 km/h maximal 14°C verzeichnen konnte, waren es in Ankara schon bis zu 19°C.

Der Kern der Zyklone ANNEGRET mit ca. 1005 hPa Druck lag am 21.03. um 01 Uhr MEZ über der ukrainischen Schwarzmeerküste. Die kurze Okklusion reichte bis zu den nördlichen Ausläufern des Schwarzen Meeres, wo die über Wolgograd als gerade Linie nach Nordosten verlaufende Warmfront und die als zunehmend gekrümmter Bogen geformte, über das Schwarze Meer bis an die türkische Küste reichende Kaltfront folgten. Aufeinandertreffende Polarluft und Subtropikluft erzeugten weiterhin ein dichtes Wolkenband im Warmsektor zwischen den Fronten. Zusätzlich waren entlang der Fronten starke Temperaturgradienten zu beobachten. Der Durchzug der Warmfront brachte in Wolgograd Nebel, Südostwind mit Geschwindigkeiten bis 29 km/h und Höchsttemperaturen von -5°C.

Am 22.03. um 01 Uhr MEZ war das voll okkludierte Tief ANNERGRET mit rund 1000 hPa Kerndruck bis über die Wolga gezogen. In den beiden folgenden Tagen zog es weiter nach Nordosten, in Bereiche arktischer Luft, wo sich das Tief nochmals auf einen Druck von 990 hPa verstärkten konnte. In den folgenden Stunden lösten sich die Fronten der Zyklone auf, wodurch es keine Auswirkungen mehr auf das Wettergeschehen hatte.

Im Laufe des 24.03. verließ das Tief ANNEGRET den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte, wodurch es nicht weiter beschrieben werden kann.