Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  ARAM

(getauft am 03.06.2011)

Ende Mai entwickelte sich über Westeuropa in einer Höhe von ca. 5 km ein ausgeprägter Höhentrog, der polare Kaltluft weit nach Süden transportierte. Aus diesem Trog entwickelte sich über dem westlichen Mittelmeer ein Kaltlufttropfen, also ein Höhentief, dass sich von der polaren Kaltluft abspaltete. Dagegen war am Boden das Hoch CHRISTIANE für Mittel- und Westeuropa wetterbestimmend. In den ersten Tagen des Juni setzte sich das Tief bis zum Boden durch und verdrängte langsam den vorherrschenden Hochdruckeinfluss. Da es nun für Mitteleuropa wetterwirksam zu werden schien, wurde es am 03. Juni auf den Namen ARAM getauft.

An diesem Tag (02 Uhr MESZ) war das Tiefdruckgebiet zunächst als Isobarenausbuchtung über dem Golf von Biscaya zusehen. Es sorgte entlang der Pyrenäen für viele dichte Wolken und vereinzelte leichte Schauer. Bis zum Folgetag zog das Tief etwas weiter nach Osten und lag nun mit einem Kerndruck (Luftdruck im Zentrum) von ca. 1017 hPa nordöstlich von Bordeaux in Frankreich. An der Mittelmeerküste Frankreichs kam es zu kräftigen Regenschauer. In Marseille fielen innerhalb von 24 Stunden 52 Liter Regen pro Quadratmeter.

Bis zum Morgen des 05. Juni intensivierte sich der Wirbel und es wurden nun sehr warme und feuchte Luftmassen aus dem mediterranen Raum nach Mitteleuropa herangeführt. Das Zentrum lag nun mit einem Druck von etwa 1010 hPa südöstlich der Bretagne. Eine neu gebildete Warmfront verlief von dort nach Nordosten über Belgien und Nordrhein-Westfalen, sowie über Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bis an die polnische Ostseeküste. In Zentralfrankreich, sowie im süd- und westdeutschen Raum erwärmte es sich vielerorts bis zum Nachmittag auf fast 30°C. Dann sorgten örtliche Schauer und Gewitter für eine rasche Abkühlung und Niederschlagsmengen von bis zu 30 l/m².

Am 06. Juni (02 Uhr MESZ) hatte das Tiefdruckgebiet ARAM ein voll ausgebildetes Frontensystem. Der Kern lag nahe Hannover in Niedersachsen, während sich auf der Vorderseite die Warmfront nach Nordosten über Mecklenburg-Vorpommern und die polnische Ostseeküste bis ins südliche Baltikum zog. Auf der Rückseite verlief eine Kaltfront nach Südwesten über Belgien und Zentralfrankreich bis zum Golf von Biscaya. Wie am Vortag erwärmte es sich auch an diesem Tag bis auf ca. 30°C. Die Tageshöchsttemperatur wurde im Warmluftsektor des Wirbels, also dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, bei Seehausen in der Altmark mit 32,0°C gemessen. Hinter der Kaltfront wurden dagegen Höchsttemperaturen um 20°C gemeldet. Der Durchzug des Frontensystems sorgte dann am Nachmittag und Abend fast deutschlandweit für viele Schauer und Gewitter mit teils ergiebigen Niederschlagsmengen. In Bonn wurde  innerhalb von 2 Stunden 66 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Im Hamburger Raum wurden örtlich Überschwemmungen wegen starken Niederschlägen gemeldet. In Kaufbeuren im Ostallgäu kam es dagegen zu einem heftigen Hagelgewitter, dass den Boden mit einer bis zu 10 cm dicken Schicht aus Hagelkörnern bedeckte. Der Wind erreichte in Gewitternähe zum Teil Sturmstärke. In Neuruppin in Brandenburg wurde das deutschlandweite Windmaximum mit 90 km/h registriert.

Bis zum nächsten Morgen hatte das Tiefdruckgebiet ARAM seine Struktur erheblich verändert. Das Zentrum des Systems verlagerte sich weiter entlang der Höhenströmung nach Norden und hatte einen zweiten Kern ausgebildet. Der erste Kern lag mit einem Druck von ca. 1000 hPa nahe Trondheim an der Westküste Norwegens. Von diesem verlief eine Warmfront nach Nordosten entlang der norwegischen Küste bis zum Nordkap. Eine Kaltfront verlief dagegen vom ersten Kern nach Süden bis zum zweiten Kern, der südwestlich von Oslo lag. Von diesem Kern verlief eine Kaltfront zunächst nach Süden über die dänische Westküste und dem Friesland, sowie dem Münsterland bis zum Ruhrgebiet und dann nach Südwesten bis Brüssel in Belgien. Da nun der Zustrom warmer und feuchter Meeresluft nachließ, wurden kaum noch Gewitter registriert. Jedoch sorgten die Fronten des Tiefs erneut für viele Schauer und sogar teils länger anhaltenden Regen. Örtlich wurden noch Niederschlagsmengen zwischen 15 bis 20 l/m² binnen 24 Stunden gemessen.

Das Tiefdrucksystem ARAM kam im Tagesverlauf zunehmend unter den Einfluss des nachfolgenden Wirbels BALTHASAR mit Zentrum über den Britischen Inseln. Außerdem bildete sich über Mitteleuropa das neue Tiefdruckgebiet CHRISTIAN, das zusätzlichen Einfluss auf das Tiefdruckgebiet ARAM nahm.

Am Morgen des 08. Juni (02 Uhr MESZ) bewirkten die beiden umgebenden  Tiefdruckgebiete, dass die Zyklone ARAM nicht mehr als eigenständiges Tief auf der Berliner Wetterkarte geführt wurde.


Geschrieben am 13.06.2011 von Benjamin Siebert

Wetterkarte: 06.06.2011

Wetterpate: Aram Röken