Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ARKE
(getauft am 10.10.2017)

 

Am 10. Oktober wurde ein Tiefdruckgebiet in der Analyse der Berliner Wetterkarte auf den Namen ARKE getauft. Der Wirbel bildete sich über dem Nordatlantik, angetrieben durch einen Höhentrog, d.h. einem Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht. Tief ARKE befand sich am 10. Oktober 2017 um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum, in dem der Kerndruck ca. 990 hPa betrug, südöstlich von Grönland, zwischen den nördlichen 55. und 60. Breitengraden. Vom Kern aus verlief in nordwestlicher Richtung eine ca. 500 km lange, rückläufige Okklusionsfront. Bei einer Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, die Kalt- und Warmfronteigenschaften aufweist. Bei diesem Prozess holt die schneller ziehende Kaltfront die Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront – also eine Okklusion bildet. Der Okklusionspunkt, an dem Warm- und Kaltfront zusammentrafen, lag über ca. 700 km südlich von Angmagssalik in Grönland. Vom Okklusionspunkt aus verlief die Warmfront bogenförmig nach Südosten bis zu dem gleichen Breitenkreis wie Prag. Die lange Kaltfront befand sich etwas weiter westlich und zog sich bis zur Ostküste der USA.

In den folgenden 24 Stunden verstärkte sich der Tiefdruckwirbel ARKE zu einem Sturmtief und befand sich am 11. Oktober um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum ungefähr 150 km südöstlich von Island. Ein Sturmtief ist ein Tiefdruckgebiet, das mit sehr niedrigem Kerndruck und demzufolge mit hohen Windgeschwindigkeiten verbunden ist. Der mittlere Wind muss verbreitet mindestens Stärke 7 auf der Beaufort-Skala, d.h. 50 bis 61 km pro Stunde betragen, in Böen mindestens Stärke 9, also 75 bis 88 km pro Stunde, erreichen. Besonders an der Seeküste wurden Windgeschwindigkeiten oberhalb der Stärke 7 registriert. Der Leuchtturm Alte Weser meldete sogar einen 10-minütigen Mittelwind der Windstärke 9. Vom Kern des Tiefs ARKE ging in östlicher Richtung eine etwa 900 km lange Warmfront aus. Dank der durch die Warmfront herangeführten maritimen Luft sank unter den Regenwolken die Temperatur in Edinburgh und Dublin zum Morgen auf 11 sowie 13°C, wobei die Stationen um 07 Uhr MEZ 3 sowie 2 mm 24-stündige Niederschlagsmengen meldeten. Am Vortag wurden dort Höchstwerte der Temperatur von 14 sowie 15°C registriert. Die etwas längere Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt nahe des Kerns über den östlichen Nordatlantik westlich von den Britischen Inseln bis zum gleichen Breitenkreis wie Paris.

Bis zum 12. Oktober verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ARKE weiter nordostwärts. Es lag um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum ca. 150 km östlich von Island. So bestimmte die zum Kern gehörende etwa 700 km lange bogenförmige Okklusionsfront das Wetter von Island. Zudem sank die Temperatur auf Jan Mayen unter den dichten Wolken zum Morgen auf 7,3°C. Unter dem Höhentief entstand im Gebiet des stärksten Druckfalls ein zweiter Kern, der um 01 MEZ über Südnorwegen etwa 100 km südlich von Oslo lag und den Namen ARKE II erhielt. Die rückläufige Okklusionsfront des Tiefs ARKE II beeinflusste das Wetter von Norwegen, da sie sich über den Westen des Landes zog. Der Okklusionspunkt befand sich über dem Skagerrak. Die Warmfront verlief Richtung Osten über Schweden und Polen bis Kiew. In der feuchtwarmen Subtropikluft hinter der Warmfront blieb es mild. In Freiburg und in Garmisch-Patenkirchen erwärmte sich die Luft auf 20,8 sowie 22,2°C. Die Kaltfront verlief weiter südlich und erstreckte sich über Dänemark und Frankreich bis zur Biskaya. Unter dem leicht bewölkten bis wolkigen Himmel in der maritimen Subpolarluft hinter der Kaltfront meldeten Brüssel und Rotterdam eine Höchsttemperatur von 17,4 und 16,1°C.

Bis zum Folgetag vereinigten sich Tief BENNO über dem zentralen Nordatlantik und der Wirbel ARKE I über Island, sodass auf der Karte vom 13. Oktober nur der vorherige zweite Kern als Zyklone ARKE zu sehen war. Das Tiefdruckgebiet ARKE befand sich mit Druckwerten um 995 hPa in seinem Zentrum über Estland. Zum Kern des Wirbels ARKE gehörte eine kurze, etwa 300 km lange Okklusionsfront sowie eine Warm- und eine Kaltfront. Die Okklusion überquerte Estland von West nach Ost. In Tallinn kam es dementsprechend in der Nacht oft zu Regenschauern. Um 07 MEZ wurde eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 18 mm mit einer Tiefsttemperatur von 9°C gemeldet. Die Warmfront verlief über Südwestrussland und die Ukraine bis zum Schwarzen Meer. In Moskau stieg die Höchsttemperatur vom Vortag um 2,5 Grad auf 11,5°C an. Die Kaltfront befand sich etwas weiter westlich und erstreckte sich von Westrussland über Rumänien und Ungarn bis zu den westlichen Teilen der Alpen. Unter dem meist stark bewölkten Himmel von Wien und Budapest erwärmte sich die Luft auf 20,5 sowie 19,7°C. Am Vortag meldeten diese Stationen eine Tageshöchsttemperatur von 22,7 und 21,8°C.

Im Laufe des Tages zog das Tiefdruckgebiet ARKE mit seinen Ausläufern weiter nach Nordosten. Der Kern lag am 14. Oktober über Moskau, aus dem eine ca. 100 km lange Okklusion sowie eine Warmfront und eine Kaltfront ausgingen, die das Wetter von Südrussland, der Ukraine und Ostrumänien beeinflussten. In Rjazan ging die Temperatur von dem gestrigen Höchstwert mit 12,0°C in der maritimen Subpolarluft hinter der Kaltfront auf 9,8°C zurück. Zwischen der Warmfront und der Kaltfront, dem sog. Warmsektor, lag Wolgograd, wo tagsüber in der labilen Schichtung leichte Regenschauer entstehen konnten, die aber nur weniger als 1 mm Niederschlag in 24 Stunden brachten. Die Schichtung ist labil, wenn die Temperaturänderung eines Luftpakets bei Vertikalbewegungen kleiner ist als die seiner Umgebungsluft. Es ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der Schauer- und Gewitterentstehung.

Mit der Verstärkung des Hochs TANJA über Mitteleuropa und mit der ostwärtigen Verlagerung des Wirbels BENNO über den nördlichen Ländern Europas zog das Bodentief ARKE weiter nach Nordosten und befand sich mit der zum Zentrum gehörenden Okklusionsfront am 15. Oktober um 01 Uhr MEZ etwa 400 km nordöstlich von Moskau. Entlang der Okklusion fiel verbreitet leichter bis mäßiger Regen und es wurden Temperaturen von 8 bis 10°C gemessen. Im Vergleich dazu wurden etwa 200 km weiter nordöstlich in dem Gebiet der Stadt Perm Temperaturwerte um -1°C registriert.

Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ARKE kaum. Seine bogenförmige Okklusionsfront verlief vom Kern nach Osten bis zum Rande des Darstellungsbereichs der Berliner Wetterkarte. Dank der Verlagerung der Okklusionsfront wurden am 16. Oktober um 01 Uhr MEZ im Gebiet von Perm um 7 bis 9 Grad höhere Temperaturwerte gemessen. Die sich dennoch immer weiter ausbreitende Kaltluft verdrängte die warmen Luftmassen in Bodennähe, sodass war der Wirbel ARKE nach 7 Tagen Lebensdauer an diesem Tag zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen war.


 

Geschrieben am 11.12.2017 von Adrienn Hegedüs
Berliner Wetterkarte: 13.10.2017
Pate: Arke Blenk