Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ARLETTE

(getauft am 16.05.2016)

 

Am 16.05.2016 verlagerten sich ein Höhentief und ein dazu korrespondierendes Tiefdruckgebiet am Boden vom mittleren Nordatlantik in einer westlichen Höhenströmung nach Osten. Da die Zyklone im weiteren Verlauf nach Europa ziehen und das Wetter dort beeinflussen sollte, wurde der Wirbel in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ARLETTE getauft. Nach dem Zwischenhocheinfluss über Mitteleuropa durch die Antizyklone QUINTUS mit Zentrum über Frankreich, stellte sich mit dem Herannahen des Wirbels ARLETTE wieder eine leicht mäandrierende Westlage einstellen, das Wetter wird also durch den Wechsel von Trögen, wo kühlere Luftmassen nach Süden strömen, und Keilen, bei denen wärmere Luftmassen nach Norden transportiert werden, bestimmt.

In den darauf folgenden 24 Stunden verlagerte sich das Tief ARLETTE vom Nordatlantik nur wenig in Richtung der Britischen Inseln und schwächte sich dabei auf rund 1000 hPa ab. Vom Kern südöstlich der Südspitze Grönlands verlief eine Höhenokklusion um den Kern herum über den Nordatlantik nach Südosten, nahm den Charakter einer Kaltfront an und ging anschließend in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über Neufundland über. Okklusionen entstehen, wenn die schneller ziehende Kaltfront die etwas langsamere Warmfront einholt und sich eine Mischfront bildet, die sogenannte Okklusion. Am Okklusionspunkt teilt sich diese wieder in Kalt- und Warmfront auf.

Bis zum 18.05. um 00 Uhr UTC, das heißt 01 Uhr MEZ, verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ARLETTE mit seinem Kern bis über die Äußeren Hebriden nordwestlich von Schottland. Der Kerndruck blieb unverändert bei ca. 1000 hPa. Die Kaltfront der Zyklone ARLETTE verlief in einem Bogen über Großbritannien bis westlich von Portugal, wo diese auf der Breite von Lissabon endete. Die von der Kaltfront weiter östlich gelegene Warmfront erstreckte sich bogenförmig über die Britischen Inseln bis über Brüssel. Bis zum Abendtermin um 18 Uhr UTC fielen insbesondere in Schottland recht ergiebige Niederschlagsmengen. Drumalbin meldete 26 l/m² in 24 Stunden, Prestwick noch 23 l/m² und die Station Islay/Port Ellen 19 l/m². In England fielen bis zu 16 l/m², wie in Church Lawford, sonst wurden meist 5 bis 10 l/m² registriert. Auf der Vorderseite des Tiefs ARLETTE drehte der Wind auf Südwest, so dass wärmere Luftmassen einfließen konnten. So konnten in Großbritannien bis zu 18°C, wie in Albemarle, gemessen werden. Nachts ging die Temperatur auf den Inseln, mit Ausnahme des schottischen Gebirges, wo es kälter wurde, nicht unter 8°C zurück. Während es in Schottland tagsüber meist stärker bewölkt blieb und 0 bis maximal 2 Sonnenstunden gemeldet wurden, schien die Sonne in England bis zu 6, im äußersten Westen auch 8 Stunden lang. Die höchsten Spitzenböen wurden an der Westküste Englands und Wales gemessen. In Rhyl wurden 70 km/h, in Camborne 54 km/h und in Milford Haven 50 km/h registriert. Zu starken Hebungsprozessen kam es auch im westlichen Alpenraum, sodass bis zum Morgen des 19.05. in einem Beobachtungszeitraum von 24 Stunden in Vaduz 20 l/m², in Zürich 21 l/m² und in Locarno sogar 50 l/m² Regen fielen. Die größten Niederschlagssummen fielen im Südwesten Deutschlands mit 15 l/m² am Feldberg oder 9 l/m² in Freudenstadt und Freiburg.

Der zum Bodentief ARLETTE zugehörige Kurzwellentrog verlagerte sich in den darauffolgenden Stunden von Irland nach Nordfrankreich. Der Höhenwirbel tropfte in Richtung Mittelmeer ab, so dass sich auch das Bodentief ARLETTE weiter nach Südosten verlagerte und sich am Folgetag zwischen England und Frankreich befand. Der Kerndruck erhöhte sich auf 1005 hPa. Vom Kern des Wirbels ARLETTE erstreckte sich die Okklusion, die gebietsweise nur in der Höhe analysierbar war, über den Westen Deutschlands, die Alpen bis über Spanien. Den Osten von Deutschland beeinflusste die Front kaum. Bis zum Abend fielen an der Okklusion vor allem in Bayern größere Niederschlagsmengen. Auf der Zugspitze wurden 22 l/m², in Bregenz 20 l/m², in Garmisch-Partenkirchen 18 l/m² und an der Station Schaffhausen 16 l/m² registriert. Ab den Abendstunden kam es nur noch in den Alpen zu ergiebigeren Schauern, die in Österreich teils auch gewittrig waren, wie die am Alpenrand gelegene Station in Reit mit 20 l/m². Während es im Süden Deutschlands bei rund 12°C stärker bewölkt war, wurde es im Norden recht warm bei 20 bis 24°C.

Im Tagesverlauf löste sich das Bodentief ARLETTE langsam auf und der Höhenwirbel zog in Richtung Italien. Somit war der 19.05. der letzte Tag, an dem die Zyklone ARLETTE auf der Bodenkarte der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 20.05.2016 von Natja Bublitz

Berliner Wetterkarte: 19.05.2016

Pate: Arlette Gerdes