Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ARNE

(getauft am 01.11.19)

 

Aus einer Wellenstörung, die sich am 01.11.19 um 01 Uhr MEZ östlich von Neufundland befand, entwickelte sich im weiteren Verlauf ein Tiefdruckgebiet, das anhand der Prognosekarte für den 02.11.19 um 13 Uhr MEZ auf den Namen ARNE getauft wurde.

Auf halber Strecke zwischen einem Hoch westlich der Azoren und Island war der Kern des entstehenden Wirbels auf der Berliner Wetterkarte vom 02.11.19 über dem zentralen Nordatlantik mit einem minimalen Druck von knapp 998 hPa eingezeichnet. Südlich des Zentrums erstreckten sich eine Warm- und Kaltfront über dem Nordatlantik. Rund 800 km östlich der Labrador-Halbinsel ging die Kaltfront in die Warmfront des ebenfalls neu getauften Tiefs BENEDIKT über.

Eingebettet in einer kräftigen Höhenströmung zog die Zyklone ARNE bis zum nächsten Tag südostwärts. Um 01 Uhr MEZ am 03.11.19 befand sich der Kern über der nördlichen Biskaya nahe der Bretagne. Mit der Verstärkung auf einen Minimaldruck von rund 975 hPa entwickelte sich der Tiefdruckwirbel ARNE zu einem Orkantief. Entlang der spanischen Biskayaküste wurden Orkanböen registriert. Die Fronten verliefen in einem relativ kleinen Gebiet über der Biskaya, dem Westen Frankreichs und Galicien. Circa 750 km westlich von Galicien ging die Kaltfront in die Warmfront des Tiefdruckgebietes BENEDIKT über. Neben den starken Wind fiel auch viel Regen im Einflussbereich der Okklusion und Warmfront des Tiefdruckgebietes ARNE. In 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ regnete es zum Beispiel in Quimper 27 l/m², 28 l/m² in La Roche sowie 16,3 l/m² in Castro Urdiales. Schauerartiger Regen fiel zudem an der Kaltfront. In der gleichen Zeit waren es 24,8 l/m² in Vimianzo-Castrelo südwestlich von La Coruña oder 24,4 l/m² in Beariz. Mit Durchgang der Kaltfront sank die Temperatur in Oviedo 18,3°C in der Nacht auf 8,9°C am Morgen.

Mit der Verlagerung nach Osten verlängerte sich die Okklusion, eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, innerhalb der darauffolgenden 24 Stunden, wobei sich an der niedersächsischen Nordseeküste das Teiltief ARNE I mit einem Minimaldruck von knapp 985 hPa ausbildete, dessen Okklusion direkt in die Mischfront des anderen Teiltiefs ARNE II überging. Diese beiden Mischfronten erstreckten sich quer über Norddeutschland. Der Okklusionspunkt und das Zentrum des Tiefdruckgebietes ARNE II lagen bei einem Luftdruck von etwa 988 hPa über dem Osten Tschechiens. Die Warmfront verlief von dort nach Nordosten bis nach Weißrussland. Die kurze Kaltfront, die in eine Warmfront einer kleinen Wellenstörung über dem Golf von Genua überging, lag über dem Osten Österreichs. An der Warmfront, wo sich Warmluft langsam über kühlere Luft schob und sich stratiformer Niederschlag bildete, regnete es in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ 5 l/m² in Torun und 4 l/m² in Ostrołęka. Ähnliche Niederschlagsmengen wurden an der Misch- und Kaltfront gemessen. Beispielsweise waren es 5,5 l/m² in Wolfsburg, 5,8 l/m² in Soltau und 5 l/m² in Zeltweg, Steiermark. Aus dem Süden Europas wurden auf der Vorderseite der Kaltfront subtropische Luftmassen bis nach Weißrussland transportiert. So wurden 15,7°C in Minsk, 15,3°C in Krakau oder 17,3°C in Lublin erreicht. Sonst stieg die Temperatur auf Werte wie 12,7°C am Erfurter Flughafen, 11,9°C in Nürnberg und 13,0°C in Berlin-Dahlem.

Die beiden Teiltiefs ARNE I und II mit einem Kerndruck von jeweils etwa 990 hPa zogen bis zum nächsten Tag ein wenig nach Nordosten. Im Anschluss einer Okklusion über dem Norden Englands verlief die Kaltfrontokklusion der Zyklone ARNE II von der Nordsee bis zum Kern nach Vorpommern. Diese Okklusion mit Kaltfronteigenschaften ging in die Mischfront des Teilwirbels ARNE I über. Dessen Zentrum und der Okklusionspunkt lagen über Litauen. Von diesem Ort erstreckte sich eine Warmfront ostwärts bis über den Westen Russlands. Dort schlossen sich andere Fronten an. Die sehr lange Kaltfront verlief in einem großen Bogen von Litauen über Moldawien und der Ägäis bis über den Norden Afrikas. Der meiste Niederschlag in Form von Regen oder Schneeregen bildete sich entlang der Warmfront zwischen Moskau und St. Petersburg. Jeweils 30 l/m² fielen in der erwähnten Zeitspanne in Holm, Demjansk und Bologoje. Einzelne Schauer und Gewitter an der Kaltfront, wo sich abrupt kalte Luft unter wärmere schob, reichten für eine 12-stündige Regenmenge bis 07 Uhr MEZ von 39 l/m² in Bodrum und 22 l/m² an der rumänischen Station Retitis-Calimani. Die Warmfront trennte dabei klar Arktikluft über Skandinavien und dem Baltikum mit Höchstwerten um den Gefrierpunkt, wie beispielsweise -0,8°C in Wyborg von maritimer Subtropikluft, die nordwärts bis zur Ukraine reichte. Dort wurden bis zu 17,5°C in Kiew, 20,6°C im Simferopol und 24,6°C in Izmir erreicht. Weil hinter der Kaltfront die Luft den Weg über Teilen des Mittelmeeres bereits hinter sich hatte, sank die Temperatur nicht deutlich herab, wie zum Beispiel in Split mit maximal 22,3°C. Da die Distanz zum Hoch über dem Süden Skandinaviens recht kurz war, entstand ein größerer Druckgradient vor allem von Gotland nach Nordosten bis in den Süden Finnlands. Der ausgleichende Wind erreichte in Böen vereinzelt Stärke 9. 

Weil sich der Kern des Wirbels ARNE II nur wenig nach Osten zog und immer noch über der südlichen Ostsee lag und im Gegensatz dazu das Zentrum des Teiltiefs ARNE I sich am 06.11.19 um 01 Uhr MEZ bereits südöstlich des Ladogasees befand, vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen. Vom Kern der Zyklone ARNE I, wo ein Druck von 990 hPa herrschte, erstreckte sich die Warmfront in östliche Richtung bis in den Westen Sibiriens. Dort ging sie in eine Kaltfront über. Ebenfalls von diesem Zentrum wiederum verlief eine Kaltfrontokklusion, bei der die Kaltluft komplett unter der Warmluft lag und dahinter kältere Luft einfloss, hakenförmig bis in den Südwesten Russlands am Unterlauf des Dons. Die Kaltfront verlief vom Kern südwestwärts bis zum Baltikum. Dort schloss sich die Warmfrontokklusion des Tiefs ARNE II an, dessen Kern mit einem Druck von etwa 994 hPa über dem Kurischen Haff lag. In gleicher Richtung verlief eine Kaltfrontokklusion bis in den Nordwesten Frankreichs. Diese Front ging in die Mischfront des Tiefdruckgebietes BENEDIKT über. Entlang der Warmfront regnete es bis 07 Uhr MEZ in 24 Stunden beispielsweise an der russischen Station Tarko-Sale 5,5 l/m² oder 5 l/m² in Syktywkar. Der meiste Niederschlag fiel hingegen im Zentrum des Tiefs ARNE I mit 19 l/m² in Motokhovo und 14 l/m² in Novgorod in der halben Zeit bis zur genannten Uhrzeit. Ähnliche Regenmengen gab es an der Kaltfrontokklusion des Wirbels ARNE II. Zum Beispiel waren es in Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide 11 l/m² und 9,1 l/m² in Soltau.

Bis zum nächsten Tag trennten sich die beiden Tiefdruckgebiete und nur das ehemalige Teiltief ARNE II war noch auf der Berliner Wetterkarte eingezeichnet. Vom Kern der Zyklone ARNE über dem südwestlichen Baltikum, wo ein minimaler Druck von rund 998 hPa gemessen wurde, erstreckte sich die hakenförmige Okklusion bis in den Osten Polens, die in eine Kaltfrontokklusion überging. Über Tschechien schloss sich wiederum eine Warmfrontokklusion an. Generell ließ die Niederschlagstätigkeit nach, nur noch vereinzelt wurden Regenmengen von beispielsweise 7 l/m² im litauischen Biržai im erwähnten Zeitraum erreicht. In östlicher Strömung herrschte in Estland Dauerfrost, wie in Kunda mit maximal -1,4°C. Im sonstigen Einflussbereich des Wirbels ARNE wurden 9,9°C in Warschau gemessen, 7,9°C in Lublin und 9,4°C in Minsk.

Am 08.11.19 um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes ARNE über der Ostsee zwischen Gotland und dem Baltikum. Mit einem Druck im Zentrum von ungefähr 1009 hPa hatte es sich im Vergleich zum Vortag deutlich abgeschwächt. Die Warmfront verlief vom Kern über die Ostsee und den Finnischen Meerbusen bis in die Nähe von Moskau. An diesem Ort ging diese in die Kaltfront eines Tiefs über Westsibirien über. Die Kaltfront erstreckte sich südwestlich des Zentrums über der Ostsee, bis sie vor Rügen in die Warmfront der Zyklone CARLETTO II überging. Etwas Regen fiel dabei an der Warmfront im Süden Finnlands. In Espoo fielen bis 07 Uhr MEZ in 12 Stunden 3 l/m². Einzelne Schauer hinter der Kaltfront sorgten für 6 l/m² in Blomskog oder leichter Regen für 4 l/m² im Süden von Gotland in dieser Zeitspanne. Während hinter der Warmfront bis zu 7,7°C in Kaunas und 10,0°C in Klaipeda gemessen wurden, floss mit der Katfront Arktikluft bis in den Süden Norwegens. Bei nur noch 0,4°C in Karlstad oder -0,3°C in Sunne war der erwähnte Niederschlag entlang und hinter der Kaltfront sogar vereinzelt gefrierender Regen.

Weil sich das Hoch über Russland weiter verstärkte, stieg der Luftdruck im Bereich des Tiefs ARNE auch an und das Tief löste sich bis zum nächsten Tag vollständig auf.