Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ARNO
(getauft am
02.01.2011)
Aus einer
ehemaligen Warmfront eines Tiefs westlich von Neufundland entstand aufgrund
einer Wellenstörung eine Zyklone, die am 02.01.2010 auf den Namen ARNO getauft
wurde.
Am Morgen des
02.01. lag der Kern des Wirbels ARNO zwischen Island und Südgrönland auf der
Breite Reykjaviks und hatte einen Druck von rund 1023 hPa. Zum System des
Tiefdruckgebietes gehörte eine okkludierende Front entlang der westlichen Küste
Grönlands, die sich vor der Isländischen Westküste in eine rücklaufende
Kaltfront wandelte und sich bis ca. 400km westlich der Nordschottischen
Westküste erstreckte. Die Kaltfront war mit der Warmfront eines nachfolgenden
Neufundlandtiefs verbunden, während sich die Warmfront an die Kaltfront des
vorlaufenden Tiefs WALTRAUD anschloss.
Am darauf
folgenden Tag befand sich die Zyklone ARNO südöstlich von Island, der Kerndruck
hatte sich auf etwa 1011 hPa verstärkt und die Fronten verliefen noch immer
vollständig über dem Nordatlantik.
Bis zum Morgen
des 04.01. hatte sich der Wirbel ARNO auf einen Kerndruck von ca. 998 hPa
intensiviert. Gleichzeitig verschob er sich leicht nach Osten und lag mit
seinen vier Fronten bei den Färöer-Inseln. Die nördlichste Front war eine
stationäre Front, das heißt, dass sie ihre Lage nicht veränderte. Diese reichte
vom Kern weit Richtung Nordosten bis nach Spitzbergen. Weiterhin gab es zwei
Warmfronten, wovon sich die erste in Richtung Oslo erstreckte und sich dort mit
der Kaltfront eines Tiefs über der Ostsee verband. Die zweite verlief westlich
entlang der Shetland-Inseln und erstreckte sich über ein Gebiet nördlich von
Manchester bis nach Dublin. Die zugehörige Kaltfront reichte auf der Breite von
Schottland bis weit über den Atlantik nach Westen. Durch die Aufgleitprozesse
an der Warmfront über Großbritannien war der Himmel dort überall bedeckt und
ausgedehnte Niederschlagsgebiete überquerten die Britischen Inseln. So meldete
Edinburgh am Morgen des 05.01. rund 5 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden.
Im Laufe des
05.01. zog auch die Kaltfront über Schottland hinweg, sodass die Niederschläge
bei ständig fallenden Temperaturen in Schnee übergingen. Der Kern der Zyklone
lag dabei mit einem verstärkten Druck von rund 985 hPa westlich von Schottland.
Bis zum Morgen
des 06.01. spaltete sich die Zyklone auf und lag mit zwei Kernen vor der Küste
Norwegens. Der Kern ARNO I befand sich auf der Breite von Bodö, der von ARNO II
auf der Breite von Stavanger. Beide hatten einen Druck von rund 983 hPa. Der Kern von ARNO I war mit einer nach
Norden, bis in die Nähe von Spitzbergen reichenden Warmfront, sowie einer nach
Süden über Schottland verlaufenden Kaltfront verbunden. Von ARNO II aus verlief
eine Okklusion zunächst gen Norden, um auf der Breite von Trondheim scharf
abzuknicken und sich Richtung Süden, bis nach Amsterdam zu erstrecken, wo sie
sich mit Fronten eines nachfolgenden Tiefs verband. Am Wendepunkt bei Trondheim
spaltete sich zudem eine Warmfront ab, die sich Richtung Osten bis nach Tallinn
erstreckte. Durch den großen Druckgradienten zwischen ARNO I und ARNO II und
dem, östlich davon liegenden, Hoch ANDREAS konnten sich starke Winde
entwickeln. In Trondheim gab es neben starker Bewölkung somit auch Windböen von
rund 65 km/h, was der Windstärke 8 entspricht.
Der Kern ARNO I,
zog bis zum 07.01. in Richtung Island und verstärkte sich nochmals auf einen
Druck von etwa 974 hPa. Aufgrund dieses Drucks wurden auf der Westseite des
Wirbels erhebliche Winde erzeugt. Im Bereich der Insel Jan Mayen wurden dabei
93 km/h gemessen, was der Windstärke 10 entspricht. ARNO II hatte sich
abgeschwächt und lag über eine Okklusion
mit ARNO I verbunden in etwa auf der Breite Trondheims.
Begünstigt durch
das Abziehen von Hoch ANDREAS nach Osten, erfolgte innerhalb der nächsten 24
Stunden eine schnelle Entwicklung des Tiefdrucksystems ARNO. So lag ARNO I am 08.01. auf halber Länge zwischen
Irland und Island und füllte sich leicht auf, sodass der Kerndruck rund 989 hPa
betrug. Von dort aus erstreckte sich eine Okklusion östlich an Island vorbei
bis nach Spitzbergen. ARNO II verlagerte sich leicht weiter nach Norden, hatte
aber keine eigenen Fronten mehr. Zudem
spaltete sich ein weiterer Kern, ARNO III, ab, der über dem Bottnischen
Meerbusen lag und einen Kerndruck von ungefähr 999 hPa besaß. Dieser Wirbel
hatte eine ausgeprägte Okklusion und sorgte für großräumige Bewölkung in
Nordskandinavien und lang anhaltende Schneefälle im Gebiet der Okklusionsfront,
welche über Murmansk, Archangelsk und Minsk lag. Am 09.01. befand sich der Kern
von ARNO I mit einem Druck von ca. 990 hPa über Edinburgh und sorgte dort zum
zweiten Mal für 5 mm Niederschlag. ARNO II hatte sich bereits vollständig aufgefüllt
und ARNO III befand sich mit einem Druck von rund 1007 hPa im Gebiet von Nowaja
Semlja.
Da sich ARNO I
durch andere, stärkere Druckgebiete in der Umgebung weiter abschwächte, wurde
das Tief am 09.01. zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte benannt. ARNO
III befand sich am 10.01. südöstlich des russischen Workuta. Die zugehörige
Okklusion ist auf dem Europäischen Wetterkartenausschnitt nur noch angedeutet
zu sehen, erstreckte sich aber weiter gen Osten. ARNO III verließ als letztes
Teiltief des Systems ARNO im Laufe des 10.01. das Analysegebiet der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben am 27.01.2011 von
Paul Heger
BerlinerWetterkarte : 04.01.2011
Pate: AWISTA GmbH