Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ARVIN
(getauft am 16.02.2021)
Aus
einer Wellenstörung im Bereich der Kaltfront des Tiefs ZAID entwickelte sich zu
Beginn der zweiten Februarhälfte 2021 eine Zyklone, die anhand der
Prognosekarte für den 17.02.21 um 13 Uhr MEZ von den Meteorologen der Berliner
Wetterkarte bereits am 16.02.21 auf den Namen ARVIN getauft wurde. Am 17.02.
konnte das noch junge und noch nicht eigenständige Tief ARVIN dann erstmal
namentlich auf der Bodenwetterkarte erwähnt werden, wobei der Kern um 01 Uhr
MEZ über dem nordöstlichen Atlantik rund 1300 km südwestlich von Irland lag.
Dort wurde ein minimaler Luftdruck von etwa 1004 hPa gemessen. Östlich des
Zentrums verlief die Warmfront nach Osten über einer Länge von ungefähr 750 km.
Diese ging im weiteren Verlauf in die Kaltfront des Wirbels ZAID über. Südwestlich
des Kerns erstreckte sich die Kaltfront von Tief ARVIN bogenförmig über den
zentralen Nordatlantik. Circa 700 km südöstlich von Neufundland schloss sich
eine Warmfront an. Im Einflussbereich der Kaltfront regnete es auf den Azoren
innerhalb 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ beispielsweise in Angra
do Heroismo und auf Pico jeweils 4 l/m². In einer
maritimen Subtropikluft stieg dabei die Temperatur auf 15,9°C in Ponta Delgada
und 16,5°C in Horta.
Bis
zum nächsten Tag zog der Kern des Tiefdruckgebietes ARVIN nach Nordwesten bis
über Irland. Etwa 988 hPa betrug der Luftdruck über der „Grünen Insel“. Zu
diesem Zeitpunkt konnte man noch immer nicht von einer eigenständigen Zyklone
sprechen, da das Tief nach wie vor keine umschlossene Isobare (Linie gleichen
Luftdrucks) besaß, was auch gut auf der Bodenanalyse um 01 Uhr MEZ erkennbar
ist. Die Warmfront lag quer über der Nordsee und dem südlichen Schottland und
ging im Bereich des Zentrums in die Kaltfront über, die bogenförmig von Irland bis
in die Nähe der Azoren reichte. Bei den Nordfriesischen Inseln schloss sich
zudem an der Warmfront die Kaltfront des Tiefs ZAID an. Entlang der Warmfront,
wo langsam warme Luft über kühlere aufstieg, fiel vielerorts Regen mit
beispielsweise 10 l/m² in Glasgow oder 7 l/m² in Keswick in der erwähnten
Zeitspanne. Kräftigeren Regen gab es im Bereich der Kaltfront, an der plötzlich
kalte Luft einfloss und eine viel stärkere Aufwärtsbewegung der Luft und somit
eine höhere Labilität auftrat. Im spanischen Galicien kamen so in derselben
Zeit an der Station O Rosal 65,2 l/m² zusammen. Dabei
stieg die Temperatur auf 10,1°C in Edinburgh oder 12,0°C in Nantes. Weiter
südöstlich, wo subtropische Luft angezapft wurde, erreichten die Höchstwerte
zum Beispiel 18,8°C in Nevers. Vereinzelt gab es dazu schwere Sturmböen an der
Atlantikküste aufgrund des Druckunterschieds zwischen der Zyklone ARVIN und dem
Hochdruckgebiet über den Alpen.
Zwischen
den Färöer- und Shetlandinseln befand sich das Zentrum des Wirbels ARVIN am
19.02.21 um 01 Uhr MEZ. Dort herrschte ein Druck von circa 979 hPa. Da nun der
Kern von der 980-Isobare umschlossen war, zählte das Tief ab diesem Zeitpunkt
als eigenständiges Tiefdruckgebiet, was auch dadurch unterstützt wurde, dass
nun die Fronten nicht mehr mit denen von Tief ZAID verbunden waren. Ausgehend
von den Färöern verlief eine Okklusionsfront, welche durch das Einholen der
Warmfront durch die Kaltfront entstand, über den Süden Norwegens nach Südosten
und ging über Norddeutschland in die Kaltfront über. Diese Front erstreckte
sich erst südostwärts und anschließend nach
Südwesten, wo sie über Südwestfrankreich warmfrontähnliche
Charaktereigenschaften annahm, bevor sie sich als Kaltfront über Spanien hinweg
bis auf den Atlantik hinaus fortsetzte. Nur wenig nördlich der Mischfront, wie
man eine Okklusionsfront auch bezeichnen kann, war der Startpunkt der Warmfront
des Tiefs ARVIN, die S-förmig über Südskandinavien, Polen und dem südöstlichen
Europa lag. Über Bulgarien ging diese in die Kaltfront eines Wirbels über dem
Schwarzen Meer über. Aus der Warm- und Kaltfront fiel aber kaum Regen.
Bedeutend mehr Niederschlag bildete sich entlang der Okklusion mit 12-stündigen
Regenmengen bis 07 Uhr MEZ von 5,2 l/m² in Boltenhagen, 8,0 l/m² im dänischen Horsens und 24 l/m² in Konsmo-Hoyland
bei Kristiansand. Dort fiel der Regen auf teilweise gefrorenen Boden. Vor der
Warmfront herrschte Dauerfrost mit beispielsweise -5,3°C in Kaunas, während mit
der Warmfront deutlich mildere Luft herangeführt wurde. In maritim erwärmter
Polarluft waren es 9,7°C in Cuxhaven, 6,1°C in Aalborg oder 11,8°C in
Köln-Stammheim. Die beschriebenen Druckunterschiede bestanden weiterhin, nur
dass das Hochdruckgebiet nun über Osteuropa lag. Deswegen wurden vom Süden
Norwegens bis nach Polen gebietsweise stürmische Böen gemessen.
Einen
Tag später spaltete sich Tief ARVIN in zwei Teiltiefdruckgebiete. Das Zentrum
der Zyklone ARVIN I lag zwischen Island und Jan Mayen mit einem Druck von knapp
985 hPa. Die wellenförmige Warmfrontokklusion, eine Mischfront mit
Warmfronteigenschaften, erstreckte sich über dem Europäischen Nordmeer und quer
über Skandinavien. Bei Åland gliederte sich die
Front in eine Warmfront und eine herkömmliche Okklusion auf. Die Warmfront
verlief wellenförmig nach Südosten bis nach Rumänien. Die Okklusion, an der die
Warmluft am Boden komplett von der Kaltluft ersetzt wurde, lag nur wenig hinter
der Warmfront. Über den nördlichen Karpaten erstreckte sie sich aber in einem
Bogen nach Westen. Vom Okklusionspunkt des Tiefs ARVIN II über dem Balaton
verlief die Warmfront bis nach Thrakien und die sehr kurze Kaltfront ging über
den östlichen Alpen in die Warmfront des Tiefdruckgebietes BELREM II über. Der
Okklusionspunkt und das Zentrum waren am selben Ort, wo ein Bodendruck von rund
1023 hPa registriert wurde. Nennenswerter Regen fiel dabei im Bereich des
Zentrums vom Wirbel ARVIN II. In der genannten Zeitspanne fiel 6,1 l/m² in
Debrecen, 7 l/m² in Radauti und Baia Mare. Östlich
der Frontensysteme betrugen die Höchsttemperaturen nur -0,3°C in Riga, -2,6°C
in Minsk und -2°C in Kiew. Mit einer südwestlichen Strömung erreichte die
Temperatur hinter den Fronten zum Beispiel 6,6°C in Norrköping, 7,1°C in
Warschau oder 8°C in Belgrad. Sturmböen wurden vor allem an der norwegischen
Nordmeerküste gemessen, weil ein großer Druckunterschied zwischen dem hohen
Druck über Russland und den atlantischen Tiefdruckgebieten herrschte.
Zwischen
dem sich verstärkenden Hoch über der Barentssee und den nachrückenden
Tiefdruckgebieten BELREM und CHRISTOPHER löste sich die Zyklone ARVIN bis zum
nächsten Tag schließlich auf.