Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
AURELIA
(getauft am
22.08.2012)
Um den 20.08.2012 bildete sich über
Neufundland ein Tief, welches sich in den folgenden Tagen der Höhenströmung in
ca. 5,5 km folgend, über den Atlantik Richtung Europa verlagerte. Dieser Wirbel
wurde schließlich am 22.08.2012 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
AURELIA getauft.
Am nächsten Tag befand sich die Zyklone
AURELIA zentral über dem Nordatlantik. Ihr Kern wies einen Druck von etwas
unter 1005 hPa auf, und ihre Fronten bestanden aus einer Warm-, Kalt- sowie
einer Okklusionsfront, welche die Eigenschaften von Warm- wie Kaltfront in sich
vereint. Vom Kern aus beschrieb die Okklusion über einige Hundert Kilometer
einen Bogen in südöstliche Richtung bis zum sogenannten Okklusionspunkt. Die
Warmfront führte von dort rund 1000 km nach Süden während die Kaltfront bogenförmig
in südwestliche Richtung verlief um schon nach wenigen Hundert Kilometern in die
Warmfront eines verschachtelten Frontensystems überzugehen.
Bis zum 24.08.2012 hatte sich das
Tiefdrucksystem AURELIA mit seinem Kern bis rund 300 km vor die Südwestküste
Irlands verlagert. Der Kern hatte sich auf einen Druck von ca. 995 hPa
intensiviert und wurde von der Okklusion in einem halbkreisförmigen Bogen, der
sich nach Südwesten öffnete umschlossen. Der Okklusionspunkt markierte hierbei
den südöstlichsten Punkt der Okklusion, die sich dort in Warm- und Kaltfront
aufspaltete. Die Warmfront wies nur eine leichte Krümmung auf und verlief in
südlicher bis südwestlicher Richtung und endete in etwa auf dem Breitengrad
Lissabons vor der Küste Portugals. Die Kaltfront war deutlich stärker gekrümmt
und führte südwestlich bis westlich hinaus auf den Atlantik, wo sie westlich
der Azoren in die Warmfront eines folgenden Tiefs überging. Schon die
Annäherung an Irland brachte dort in den südwestlichen Küstenstädten leichten
Regen mit sich. In Cork fielen
in 12 Stunden bis um 00 Uhr UTC, das entspricht 02 Uhr MESZ, des Folgetages 6 l/m².
Der Wirbel AURELIA verlagerte sich im Laufe
des Tages weiter ostwärts, sein Kern
befand sich mit einem Druck von ca. 1000 hPa am 25.08.2012 mittig über der
Irischen See. Von dort verlief eine Okklusion einen Bogen beschreibend zunächst
in nördlicher Richtung auf Dublin zu, führte über Nottingham an London vorbei,
weiter über Paris bis nach Bordeaux. Über der Bretagne änderte sich dann auch
ihr Charakter zu dem einer Kaltfront, welche dann weit
hinaus über den zentralen Atlantik bis südwestlich der Azoren auf die Breite
der Meerenge von Gibraltar reichte. In Bordeaux fielen in 24 Stunden bis um 06 Uhr des Folgetages 0,2 l/m², wohingegen in
London Heathrow im Bereich der deutlich wetterwirksameren Okklusion im gleichen
Zeitraum 17 l/m² gefallen waren.
Das Tiefdruckgebiet AURELIA hatte sich bis zu
den frühen Morgenstunden des 26.08.2012 mit seinem Kern bis über die Deutsche
Bucht verlagert und sich dabei weiter auf 1005 hPa abgeschwächt. Seine Front
war nun vollständig okkludiert, besaß aber im Bodenniveau den Charakter einer
Kaltfront. Sie reichte von der Nordsee über Bremen, Leverkusen und Auxerre bis nach Bourges. Im
Bereich der Nordsee brachte die Zyklone im Zusammenspiel mit den noch relativ
warmen Gewässern, die Wassertemperaturen lagen um die 20°C, vereinzelt Gewitter
und starke Niederschläge. Auf Sylt fielen in 24 Stunden 50 l/m². In Bremen
sanken die Tageshöchsttemperaturen von 24°C am Vortag auf nun nur noch 20°C.
Auch an der Sonnenscheindauer war der Einfluss des Wirbels AURELIA in Form
dicker Wolkenfelder vor allem im Norden Deutschlands deutlich erkennbar.
Beispielsweise meldete Bremen eine Stunde Sonnenschein, während Koblenz dagegen
auf 9 Stunden kam.
Das Tief AURELIA verlagerte sich im weiteren
Verlauf nordostwärts und sein Kern befand sich am 27.08.2012 mit unverändertem
Druck über der Insel Gotland in der Ostsee. Die Zyklone wies nun wieder ein
ausgeprägtes Frontensystem auf, vom Kern aus verlief eine Okklusionsfront
leicht gekrümmt nach Süden über Riga und Minsk. Südlich von Minsk befand sich
der Okklusionspunkt von dem aus eine kurze Warmfront in nach Südosten reichte
und nach nicht einmal 200 km in die Kaltfront des vorlaufenden Tiefs ZITA
überging. Die deutlich stärker ausgeprägte Kaltfront verlief in südwestlicher
Richtung über die Ukraine und Rumänien, sowie den Balkan, überquerte die Adria
und endete bei Genua. Nachdem sich der Einfluss des Tiefs AURELIA über Norddeutschland abschwächte, verneunfachte sich die Sonnenscheindauer in Bremen. Dafür beeinflusste
der Wirbel nun das Baltikum, z.B. fielen in Minsk in 24 Stunden bis um 06 Uhr
UTC des Folgetages 32 l/m².
Die Zyklone AURELIA hatte sich bis zum
28.08.2012 mit ihrem Kern über das östliche Finnland verlagert und weiter auf 1010
hPa abgeschwächt. Ihr Frontensystem bestand aus einer halbkreisförmigen, nach
Süden verlaufenden Okklusionsfront, die knapp nordwestlich von Moskau in ein
neu gebildetes Tiefdrucksystem überging. Trotz Frontendurchgang in St.
Petersburg und ganztägig hoher Bewölkung gab es dort kaum Niederschläge, in 24 Stunden
fielen nur 0,2 l/m². Das Tiefdrucksystem AURELIA schwächte sich im Laufe des
Tages zunehmend ab, sodass es am 29.08.2012 nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 13.10. von Patrick
Ilmer
Berliner Wetterkarte: 25.08.2012
Pate: ANONYM