Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
AXEL
(getauft am 01.01.2017)
Am 01. Januar wurde das erste Tiefdruckgebiet des
Jahres auf der Prognosekarte für den Folgetag auf den Namen AXEL getauft. Der
Wirbel bildete sich über Südostgrönland, angetrieben durch einen Höhentrog, ein
Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa
5,5 km entspricht.
In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich der
Tiefdruckwirbel AXEL weiter nach Osten. Sein Zentrum lag mit einem Kerndruck
von knapp unter 990 hPa ungefähr 150 km südöstlich von der Insel Jan Mayen. Vom
Kern des Tiefs AXEL ging in südöstliche Richtung eine kurze, etwa 350 km lange
Okklusionsfront aus. Bei einer Okklusion handelt es sich um eine Mischfront,
die Kalt- und Warmfronteigenschaften aufweist. Bei diesem Prozess holt die
schneller ziehende Kaltfront die Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront,
also eine Okklusion, bildet. Der Punkt, an dem die Warm- und die Kaltfront
zusammentreffen, wird als Okklusionspunkt bezeichnet. Dieser lag auf dem
gleichen Breitenkreis wie Rovaniemi. Die Warmfront verlief über das Norwegische
Meer bis nach Schottland. Dank der in diesem Gebiet herangeführten milderen
Meeresluft konnte die Tiefsttemperatur in Edinburgh von -1°C vom Vortag auf 3°C
ansteigen. Die Kalfront befand sich weiter westlich über dem Nordatlantik.
Am 04. Januar verstärkte sich das Tiefdruckgebiet AXEL
zu einem Sturmtief und verlagerte sein Zentrum, in dem der niedrigste Druck mit
ungefähr 980 hPa erreicht wurde, nach Südschweden. Zum Kern, der ungefähr über
Stockholm lag, gehörten eine ca. 400 km lange Okklusionsfront, sowie eine Warm-
und Kaltfront. Die Warmfront verlief vom Kern in einem Bogen südostwärts und anschließend
über die Nordostslowakei. Die Kaltfront befand sich weiter westlich und
erstreckte sich über Norddeutschland bis zu den Britischen Inseln. Wie bereits
erwähnt, verstärkte sich die Zyklone AXEL zu einem Sturmtief. Ein Sturmtief ist
ein Tiefdruckgebiet, das mit einem sehr niedrigen Kerndruck und demzufolge mit
hohen Windgeschwindigkeiten verbunden ist. Der mittlere Wind muss verbreitet
mindestens Stärke 7 auf der Beaufort-Skala, das entspricht etwa 50 bis 61 km/h,
in Böen mindestens Stärke 9, also 75 bis 88 km/h, erreichen. Sturmtiefs entwickeln
sich, wenn durch die Überlagerung von bodennaher Warmluft und Höhenkaltluft
extreme vertikale Temperaturunterschiede auftreten. Die dadurch entstehende
labile Schichtung wird durch starke Auf- und Abwinde abgebaut, die zu Wolken-
und Niederschlagsbildung führen. Die Schichtung ist labil, wenn die
Temperaturänderung eines Luftpakets bei Vertikalbewegungen kleiner ist als die
seiner Umgebungsluft. Es ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der Schauer-
und Gewitterentstehung. Infolge der Labilisierung bildeten sich in der
maritimen Luft über der warmen Ost- und Nordsee zahlreiche Schauer, die mit der
nordwestlichen Strömung landeinwärts zogen. So wurden am 04. Januar bis 06 Uhr
UTC, was 07 Uhr MEZ entspricht, im Norden Deutschlands verbreitet 12-stündige
Niederschlagsmengen zwischen 10 und 20 mm gemessen. Auf der Rückseite des
Sturmtiefs AXEL strömte von Norden her arktische Kaltluft ein, deshalb gingen
zum Abend die meisten Schauer in Schnee über. Am Nachmittag zog ein starker
Graupel- und Schneeschauer durch den Berliner Raum, wobei innerhalb von einigen
Stunden 5 l/m2 fielen. Im Erzgebirge wurden um 07 MEZ Schneehöhen
bis 50 cm gemeldet. Gleichzeitig frischte der Wind stürmisch auf, sodass zum
Beispiel in Hamburg und Hannover vereinzelt schwere Sturmböen mit Windstärke 10
gemessen wurden.
Zum nächsten Tag zog der Wirbel AXEL mit seinen
Ausläufern weiter ostwärts und befand sich am 05. Januar um 01 Uhr MEZ über
Ostpolen. So bestimmte die zum Kern gehörende, etwa 150 km lange Warmfront das
Wetter von Ostpolen und den südwestlichen Gebieten Weißrusslands, sowie die
etwas längere Kaltfront das Wetter in der Slowakei, Ungarn, Süddeutschland bis nach
Ostfrankreich. Hinter der Kaltfront blieben die Temperaturen den ganzen Tag meistens
unter dem Gefrierpunkt. In Innsbruck, Salzburg und Warschau wurden -1, -3 sowie
-6°C als Tageshöchstwerte gemessen. Unter dem Höhentief entstand im Gebiet des
stärksten Druckfalls ein zweiter Kern, der um 01 MEZ über Weißrussland, etwa
200 km nordöstlich von Minsk lag. Die bogenförmige Okklusionsfront des Tiefdruckkerns
AXEL II beeinflusste das Wetter von Ostweißrussland und Südwestrussland. Der
Okklusionspunkt befand sich auf dem gleichen Breitenkreis wie Warschau, etwa
300 km nordwestlich von der Stadt Wolgograd. Die Warmfront verlief Richtung
Osten über Südrussland. Die Kaltfront zog weiter westlich und erstreckte sich
über die Ukraine, den Balkan und Italien bis zu den Britischen Inseln. Unter
dem stark bewölkten bis bedeckten Himmel meldeten Belgrad, Bukarest und Sofia
Tiefsttemperaturen zwischen -2°C und 0°C. Am Vortag wurden an den oben
genannten Stationen noch Tiefstwerte zwischen -10°C und -2°C registriert. In
der auf der Rückseite des Tiefs AXEL befindlichen arktischen Kaltluft kam es zu
häufigen Schauern. In den letzten 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ fielen in Moskau
und Königsberg 5 bzw. 9 cm Neuschnee.
Durch die Verstärkung des mit seinem Zentrum über
Dänemark liegenden Hochdruckgebiets ANGELIKA schwächte sich der Wirbel AXEL zum
06. Januar weiter ab und verlagerte sich mit seinen zwei Kernen nach Nordosten.
Der Kern AXEL I befand sich etwa 200 km östlich von Minsk. Von dort verliefen
eine ca. 150 km lange Warmfront in Richtung Nordosten, sowie eine ungefähr 600
km lange Kaltfront nach Südosten. Das Frontensystem des Kerns AXEL II, das auch
aus einer Warmfront und einer Kaltfront bestand, wirkte sich auf das Wetter von
Südrussland und der Ukraine aus. Auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes
AXEL konnten in der wärmeren Luft vereinzelt noch Schauer entstehen, sodass um 07
Uhr MEZ in Wolgograd Regenschauer beobachtet wurden. Dank der hohen
Luftfeuchtigkeit herrschte an dieser Station den ganzen Tag Nebel. Auf der
Rückseite der Zyklone AXEL wurde arktische Kaltluft herangeführt, was einen
Eistag in Minsk und Kiew zur Folge hatte. Ein Tag wird als Eistag bezeichnet,
wenn der Höchstwert der Lufttemperatur ganztägig unterhalb von 0°C liegt und
somit durchgehend Frost herrscht. Die Minimaltemperatur lag am 06. Januar in
Minsk und Kiew bei -20,3°C bzw. bei -13,1°C. Auch der Tageshöchstwert der
Temperatur befand sich mit -19,1°C und -13,0°C weit unter dem Gefrierpunkt.
Am 07. Januar lag das mittlerweile stark abgeschwächte Tiefdruckgebiet
AXEL mit seinem Zentrum, in dem der Kerndruck etwas unter 1025 hPa betrug, über
Russland, ungefähr 200 km nordöstlich der Stadt Perm. Die Warmfront verlief vom
Kern nach Nordosten aus bis zum Rand des Darstellungsbereichs der Berliner
Wetterkarte. Die Kaltfront führte weiter nach Südosten und endete auf dem
gleichen Breitenkreis wie Wilna. Dies war der letzte Tag, an dem der Wirbel
AXEL nach 7 Tagen Lebensdauer als eigenes Druckgebilde
auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen war.
Geschrieben am 26.02.2017 von Adrienn Hegedüs
Berliner Wetterkarte: 04.01.2017
Pate: Axel Voltmann