Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet BALDA
(getauft am 03.01.2014)
Am 3. Januar befand sich westlich von Irland das
Tiefdruckgebiet ANNE. Auf seiner Südseite strömte kalte Höhenluft vom
nordwestlichen Nordatlantik nach West- und Südwesteuropa, was auch durch den
Verlauf einer zum Tief ANNE gehörenden Kaltfront deutlich wurde. Diese
Kaltfront zog sich von der Bretagne über die Biskaya und den Nordwesten der Iberischen
Halbinsel bis südlich der Azoren.
Diese Luftmassengrenze, an der verhältnismäßig
kalte Luft aus Nordwesten auf die südöstlich der Kaltfront gelegene, relativ
warme Luft traf, verwellte östlich von Spanien und südlich von Frankreich. Dadurch
bildete sich ein Wirbel in der durch das Aufeinandertreffen der Luftmassen
verursachten Grenzzone, welcher in der Prognose für den Folgetag auf den Namen
BALDA getauft wurde. Am 4. Januar lag das Tief BALDA nahe Marseille mit einem
Kerndruck von etwas unter 1020 hPa. Vom Zentrum zog sich eine Warmfront nach
Nordosten, bevor sie über dem westlichen Alpenraum in die Kaltfront des Tiefs
ANNE überging. Weiterhin erstreckte sich vom Zentrum des Wirbels BALDA eine
langgestreckte Kaltfront entlang der westlichen Mittelmeerküste, der Straße von
Gibraltar und Madeira über den Atlantik, wo sie in die Warmfront des Tiefs CHRISTINA
überging.
Am 5. Januar war in der Höhe von ca. 5,5 km ein
deutlicher Abtropfvorgang über dem westlichen Mittelmeer zu erkennen, was
bedeutet, dass sich ein Tiefdruckgebiet in höheren Luftschichten vom steuernden
Höhentief bei den Britischen Inseln abgespalten hatte. Dies führte zu einer
Verstärkung des Bodentiefs BALDA, welches nun mit einem Kerndruck von unter
1005 hPa über dem südlichen Frankreich lag. Von dort ging in nördlicher
Richtung eine Kaltfront aus, die über dem nordöstlichen Frankreich in die
Kaltfront eines unbenannten Tiefs mit Kern über der nördlichen Nordsee
überging. Vom Wirbel BALDA führte außerdem eine Kaltfront nach Süden an Korsika
vorbei und weiter über Sardinien bis nach Tunesien, um dann nach Westen zu
schwenken und über dem Atlasgebirge in die Warmfront des Tiefs CHRISTINA
überzugehen, das über dem mittleren Nordatlantik lag. Mit der Verstärkung des
Tiefs BALDA waren im westlichen Alpenraum teils kräftige Schauer und Gewitter
verbunden. So registrierte bereits am Morgen dieses Tages die Wetterstation
Locarno in der Südschweiz eine 24-stündige Niederschlagssumme von 40 l/m². Im
ostfranzösischen Lyon kamen 26 l/m² zusammen, und aus Nizza wurden sogar 53
l/m² gemeldet. Tagsüber stieg die Temperatur in Tunis auf 22°C, dagegen wurden
dort am Folgetag hinter der Kaltfront nur noch 16°C erreicht.
Während sich die zum Tief BALDA gehörende Kaltfront
in Form eines Temperaturrückganges selbst in Teilen von Nordafrika bemerkbar
machte, waren es auf der europäischen Seite des Mittelmeers wiederum teils
ergiebige Niederschlagsmengen, die mit dem Wirbel BALDA in Zusammenhang
standen. Dieses lag am Morgen des 6. Januar mit seinem Zentrum, in dem ein
Kerndruck von knapp unter 1010 hPa herrschte, vor der italienischen Küste
westlich von Rom. Vom nördlichen Korsika ging eine Okklusionsfront aus, die
über das nördliche Mittelitalien zur Adria reichte und weiter über Apulien und
das Ionische Meer bis nach Libyen östlich von Tripolis analysiert wurde. Über
der nördlichen Adria zweigte eine Warmfront ab, die sich über den nördlichen
Balkan und Ungarn zog und über der Slowakei in eine zum Islandtief ANNE
gehörende Okklusionsfront überging. Die erwähnten hohen Niederschlagsmengen bis
zum Morgen des 6. Januar konzentrierten sich zum einen auf Teile des Balkans
und der Ostalpen. So fielen im kroatischen Dubrovnik 58 l/m² Niederschlag und
in Klagenfurt im österreichischen Bundesland Kärnten 29 l/m². Die zweite Region
mit teils sehr kräftigen Niederschlägen war das Ionische Meer. Auf der Insel
Korfu im äußersten Nordwesten Griechenlands kamen 61 l/m² zusammen. Dagegen
blieb es im mittleren und nördlichen Italien meist bei 10 l/m², wie
beispielsweise in Bozen, bis 15 l/m², wie in Rom.
Am 7. Januar war das Tiefdruckgebiet BALDA zum
letzten Mal als eigenständiges Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte mit
einem Kerndruck von etwas unter 1020 hPa zwischen Griechenland und Libyen zu
erkennen. Vom Zentrum verlief nun nur noch eine bogenförmige Okklusion über
Teile des Mittelmeers und Libyen. Im weiteren Verlauf füllte sich das Tief auf
und konnte daher nicht weiter analysiert werden.
Geschrieben am 27.03.2014 von Heiko Wiese
Berliner Wetterkarte: 05.01.2014
Pate: Balda Streit