Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BARBARA

(getauft am 18.05.2016)

 

Durch das Aufeinandertreffen von arktischer Kaltluft und wärmeren Luftmassen der mittleren Breiten kam es an einer Front zur Bildung eines neuen Tiefdruckgebietes über dem Nordostatlantik. Dieses neu entstandene Tief wurde daher am 18.05.2016 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen BARBARA getauft.

Am 19.05. befand sich das Tief BARBARA mit dem Kern bei einem Druck von 1000 hPa ca. 250 km westlich der Küste von Irland. Die Warmfront erstreckte sich nach Süden bis zur Küste Galiciens. Die Kaltfront führte in südwestliche Richtung über den Nordatlantik und die Okklusion reichte nach Nordwesten bis zu einem anderen Tiefdrucksystem über Nordamerika. Eine Okklusion stellt dabei eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront dar, welche durch den Zusammenschluss der beiden Frontenarten am sogenannten Okklusionspunkt entsteht. Im Laufe des Tages überquerte zunächst die Warmfront die Britischen Inseln, darauf folgte die Kaltfront. Am Flughafen Belfast Aldergrove registrierte die Wetterstation ab 08 Uhr UTC, also 10 Uhr MESZ, leichten Regen an der Warmfront, der rund vier Stunden anhielt. Es wurde eine Höchsttemperatur von 16,7°C erreicht, die damit 2 Grad höher war als am Vortag. Ab 14 Uhr UTC setzte erneut durch die Kaltfront verursachend Regen für 5 Stunden ein. Insgesamt wurden an diesem Tag innerhalb von 24 Stunden 11,8 mm Regen gemessen, was in Irland die größte Menge war. An anderen Wetterstationen im Norden der irischen Insel wurden im selben Zeitraum zwischen 4 mm und 7 mm gemeldet, im Süden zwischen 1 mm und 6 mm. Im schottischen Edinburgh registrierte die Wetterstation Gogarbank eine Höchsttemperatur von 13,4°C, die 4,2 Grad niedriger war als am Vortag, da die Warmfront hier später eintraf. Der Regen setzte um 12 Uhr UTC ein und hielt zunächst vier Stunden an und die Kaltfront sorgte um 19 Uhr UTC für Starkregen. Insgesamt wurde dort im Tagesverlauf eine Menge von 4,6 mm verzeichnet.

Am 20.05. verlagerte sich der Kern des Tiefs BARBARA nach Norden, so dass er sich zwischen Schottland und Island befand. Der Luftdruck verringerte sich auf 990 hPa. Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Osten bis zu den Shetland-Inseln. Von dort erstreckte sich eine Warmfront weiter nach Osten über Skandinavien, die Okklusionsfront führte weiter nach Süden über die Nordsee und spaltete sich auf. Die Warmfront führte nach Südwesten bis über die französische Region Aquitanien. Die unmittelbar folgende Kaltfront erstreckte sich die Bretagne passierend bis über den Atlantik, wobei sie sich über der Biskaya verwellte. Im Tagesverlauf verband sich die Warmfront über Frankreich mit der ihr folgenden Kaltfront zu einer Luftmassengrenze mit Kaltfrontcharakter. Diese streifte die Benelux-Staaten und den Nordwesten Deutschlands, bevor sie sich wieder als Warmfront nach Norden verlagerte. In Caen in der Normandie regnete es leicht zwischen 05 Uhr UTC und 12 Uhr UTC, als die Luftmassengrenze über das Gebiet zog. Als sich danach die wärmeren Luftmassen durchsetzten, stieg die Temperatur bis auf 20,8°C. Am Vortag wurden dort nur maximal 17,3°C erreicht. Die Wetterstation am Flughafen Münster/Osnabrück verzeichnete Regen von 07 Uhr bis 18 Uhr UTC, wobei insgesamt 2,0 mm Niederschlag fielen. Die Höchsttemperatur lag bei 15,9°C. Im Stau der Skanden wurden verbreitet im Süden Norwegens Niederschlagssummen von rund 20 mm im Tagesverlauf erreicht. Spitzenreiter war eine Wetterstation in der Gemeinde Kvam, östlich von Bergen, mit 34,7 mm in 24 Stunden.

Bis zum 21.05. spaltete sich das Tief BARBARA in zwei Kerne auf. Das Tief BARBARA I befand sich mit einem Druck von 995 hPa zwischen den Britischen Inseln und Island, während der Wirbel BARBARA II mit einem Druck von 1000 hPa über der Nordsee zwischen Island und Norwegen lag. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern des Tiefs BARBARA I zum Tief BARBARA II und von dort bis vor die Küste Norwegens, wo sie sich aufspaltete. Anschließend führte die Warmfront weiter nach Osten über die nördliche Ostsee, wo sie in eine Kaltfront eines anderen Systems überging. Eine weitere Luftmassengrenze mit wechselndem Charakter reichte vom Okklusionspunkt nach Süden über die Ostsee bis Vorpommern und Niedersachsen, von dort nach Nordwesten über die Nordsee bis Schottland, wo sie sich wieder in südlicher Richtung über Irland erstreckte. Im Laufe des Tages zog die Luftmassengrenze als Kaltfront über die Britischen Inseln, wobei kräftige Schauer verbreitet 5 mm bis 15 mm Niederschlag in der Tagessumme brachten, lokal wurden über 20 mm erreicht. Die Temperaturwerte sanken beim Durchzug der Kaltfront deutlich ab, so wurde beispielsweise an der Wetterstation Larkhill am Vortag noch eine Höchsttemperatur von 17,8°C erreicht, während es an diesem Tag nur 13,2°C waren. Ähnlich war dies auch in der Westhälfte Frankreichs zu beobachten, wo außerdem die Niederschlagsmengen lokal sehr unterschiedlich ausfielen. Der Flughafen Toussus-le-Noble bei Paris verzeichnete von 22 Uhr UTC bis Mitternacht Schauer, die in dieser Zeit 13 mm Regen brachten. Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle blieb es jedoch bis Mitternacht noch trocken. In Deutschland schien vor allem im Süden und Osten lange die Sonne, im Oberrheingraben wurde dabei die 25°C-Marke überschritten. Freiburg im Breisgau meldete 25,6°C und am wärmsten wurde es an der Wetterstation Lahr mit 26,2°C. Ansonsten verblieben die Höchsttemperaturen teilweise knapp unter 25°C, wie in Cottbus mit maximal 24,8°C oder in Potsdam mit 24,6°C.

Bis zum 22.05. verband sich das Tief BARBARA zu einem Tiefdruckkomplex, dessen Zentrum einen Druck von ca. 1000 hPa hatte. Eine Okklusionsfront erstreckte sich in nordöstliche Richtung über das Nordmeer. Eine weitere kurze Okklusion reichte nach Norden und teilte sich in eine weiterhin über das südliche Skandinavien reichend und eine Kaltfront auf. Die Kaltfront führte nach Süden über die Nordsee und Frankreich bis zu den portugiesischen Azoren. Östlich von dieser hatte sich eine Konvergenzlinie mit teils kräftigen Gewittern gebildet. Konnten am Pariser Flughafen Charles de Gaulle vor Mitternacht noch keine Schauer und Gewitter beobachtet werden, so traten ab 01 Uhr UTC bis 06 Uhr UTC immer wieder Gewitter auf. Auch den Rest des Tages wurden wiederholt Niederschläge verzeichnet, so dass im gesamten Tagesverlauf 32,2 mm registriert werden konnten. Entlang der Kaltfront wurden vom Süden der Niederlande bis in die Region Toulouse Tagesmengen von rund 30 mm gemeldet. Die höchsten Temperaturen wurden mit 30,5°C in Artern in Hessen und in Genthin in Sachsen-Anhalt gemessen. Durch die voranschreitende Kaltfront blieb es im Norden und Westen Deutschlands kühler, so wurden in Emden nur 23°C erreicht und in Kleve 20,1°C. Es bildeten sich am späten Nachmittag lokal Gewitter, die vor allem in Ostwestfalen kräftig ausfielen. Die Station Bad Salzuflen registrierte bei einem Gewitter 17 mm Niederschlag und eine maximale Windböe von ca. 87 km/h, was der Stärke Beaufort 9 entspricht.

Bis zum 23.05. verlagerte sich das Tief BARBARA nach Norden und befand sich über dem Europäischen Nordmeer zwischen der Insel Jan Mayen und der norwegischen Küste. Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Osten bis zum Okklusionspunkt über den Skanden. Die Warmfront erstreckte sich weiter nach Südosten bis über die Ostsee, die Kaltfront führte nach Süden bis über den Skagerrak, wo sie in die Warmfront eines Tiefs bei Paris überging. Entlang der Kaltfront am Osthang der Skanden wurden größere Niederschlagsmengen im Tagesverlauf gemessen. Von Oslo bis Mittelschweden wurden verbreitet 30 mm bis 50 mm in 24 Stunden gemeldet. Dadurch bildeten sich große Temperaturgegensätze in Skandinavien heraus. Im Süden Schwedens wurden verbreitet Temperaturen von 20°C bis 27°C gemeldet, wie z.B. in Jönköping mit maximal 26,4°C, die Stationen im Stockholmer Gebiet meldeten um 23°C. Rund um Oslo erreichten die Temperaturen kaum 15°C und an der Westküste Norwegens lagen die Höchsttemperaturen zwischen 9°C und 12°C.

Am 24.05. befand sich das Tief BARBARA mit 1000 hPa Kerndruck auf Höhe des 70. Breitengrades über dem Europäischen Nordmeer vor der Küste Norwegens. Die Okklusionsfront erstreckte sich nach Osten bis über den Nordosten Skandinaviens. Von dort reichte die Warmfront über das Weiße Meer, die Kaltfront erstreckte sich nach Südenwesten über die Ostsee, wo sie mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs verbunden war. Der Warmsektor des Tiefs BARBARA, also der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, verlagerte sich nach Nordosten, so dass im Süden Finnlands und um das Weiße Meer in Russland lokal die 25°C-Marke überschritten wurde. So stieg am Flughafen der Stadt Mikkeli in Südsavo die Temperatur auf 25,5°C. Die Wetterstation des Ortes Kowda am Ufer des Weißen Meeres im Oblast Murmansk meldete sogar eine Höchsttemperatur von 25,9°C.

Im Laufe des Tages verlagerte sich der Wirbel BARBARA weiter nach Osten und konnte damit am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 22.08.2016 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 20.05.2016

Patin: Barbara Huppmann