Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BARBARA

(getauft am 23.12.2016)

 

In der Analyse der Berliner Wetterkarte für 01 Uhr MEZ des 23.12.2016 wurde ein neues Tief mit einem Kerndruck knapp unter 1015 hPa etwa 500 km östlich von New York analysiert, welches auf den Namen BARBARA getauft wurde.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief BARBARA weiter nach Nordosten und hatte sich dabei erheblich verstärkt. Der Luftdruck im Kern sank auf etwa 990 hPa und das Frontsystem von BARBARA begann bereits zu okkludieren, d.h. es bildete sich eine Okklusionsfront aus. Eine Okklusion bezeichnet eine Mischfront, bei der die schneller ziehende Kaltfront die langsamere Warmfront eingeholt und vom Boden angehoben hat. Die Kaltfront zog in einem weiten Bogen nach Südwesten, wohingegen die Warmfront weit nach Osten verlief und sich Europa annäherte. Allerdings hatte sie noch keinen Einfluss auf das Wetter über dem Festland.

Im Tagesverlauf entwickelte sich das Tief BARBARA zu einem Sturmwirbel und überquerte fast den ganzen Nordatlantik. Um 01 Uhr MEZ des 25.12. befand sich die Zyklone 400 km südlich von Island mit einem Kerndruck von knapp unter 970 hPa. Im Einflussgebiet von Sturmtief BARBARA änderte sich der Bodendruck rasch, wie es im Bereich solcher Tiefs typisch ist. So bildete sich demzufolge ein kräftiges Windfeld. Es sorgte für frischen Südwestwind in Großbritannien, im Schottischen Hochland wurden sogar verbreitet Orkanböen registriert, so z.B. auf dem Cairngorm mit 239 km/h und am Aonach Mòr mit 184 km/h. Bis zum Abend erreichte die Warmfront des Sturmtiefs BARBARA die Britischen Inseln, aber brachte dabei nur wenig Niederschlag mit sich. Nach dem Durchzug der Warmfront lag Großbritannien im sogenannten Warmsektor, welcher sich zwischen Warm- und Kaltfront befindet, wodurch mildere, subtropische Luftmassen herangeführt wurden. So war die Nacht zum 2. Weihnachtsfeiertag in diesem Bereich enorm mild und die Temperaturwerte stiegen auf bis zu 12°C in der Nacht.

Im Laufe des Tages verlagerte sich das Tief BARBARA weiter nach Nordosten und befand sich um 01 Uhr MEZ des 26.12. mit seinem Kern über dem Seegebiet zwischen Island und Norwegen, wobei sich die Zyklone zu einem Orkantief vertieft hatte. Der Kerndruck von Tief BARBARA sank weiter auf etwa 950 hPa ab. Die Warmfront verlief über Finnland bis zum Balkan, aber nennenswerte Niederschläge wurden nur im Baltikum registriert. Es schneite im mittleren Teil von Finnland, wo im Durchschnitt 5 cm Neuschnee gemeldet wurden. Die Kaltfront sorgte für wechselhafteres Wetter in Mitteleuropa, in einem Streifen von Antwerpen bis Stettin wurden 3 bis 8 mm Niederschlag gemessen, wobei die Temperaturwerte im Vergleich zum Vortag um etwa 4 bis 6 Grad sanken. Auf der Südseite des Sturmtiefs BARBARA wurden vor allem in der folgenden Nacht weiterhin Orkan- oder orkanartige Böen gemeldet, wie zum Beispiel 104 km/h in Schleswig, 111 km/h in Flensburg und 130 km/h in Nordholz.

Auf der Analysekarte um 01 Uhr MEZ des 27.12. hatte das Tief BARBARA einen weiteren Kern ausgebildet, welcher den Namen BARBARA I bekam und sich mit einem Druck von 990 hPa über Stockholm befand. Der Kern des Tiefs BARBARA II verlagerte sich bis zum Weißen Meer und schwächte sich ebenfalls auf über 980 hPa ab. Vom Tief BARBARA I führte eine nur in der Höhe analysierbare Okklusion bogenförmig nach Südwesten über Norddeutschland bis zur zentralen Nordsee. Bis 07 Uhr MEZ fielen an dieser Front in 12 Stunden 3 mm in Cuxhaven, 5 mm in Waren und 8 mm in Goldberg. Der Wind schwächte sich in Deutschland im Vergleich zur vorigen Nacht ab, erreichte aber dennoch zumindest in der ersten Tageshälfte noch vielerorts Sturmstärke. Entlang des Frontensystems des Wirbels BARBARA II, welches sich vom Norden Russlands bis zum Balkan erstreckte, wurden bis 19 Uhr MEZ ebenfalls nennenswerte
12-stündige Niederschlagsmengen von beispielsweise 6 mm in Minsk, 8mm in Wilna und 11 mm auf dem rund 2000 m hohen slowakischen Chopok gemessen.

Bis zum Folgetag verbanden sich die Frontsysteme der Tiefdruckgebiete BARBARA I und II miteinander und verlagerten sich weiter in östliche Richtung. Die Abschwächung der Zyklone BARBARA II setzte sich fort und der Luftdruck im Kern erhöhte sich weiter auf über 990 hPa. Um den Kern verlief eine Okklusion in südliche Richtung bis zum Kern des Tiefs BARBARA I. Das Tief BARBARA I schwächte sich ebenfalls ab, während er unter fortschreitender Okkludierung über die Ukraine zog. Im Zusammenhang mit der Abschwächung ließ auch die Sturmzone nach, ab Nachmittag wurden europaweit statt Orkanböen nur noch starke Windböen registriert. Die höchsten Niederschlagssummen traten im Zusammenhang mit dem Tief BARBARA I auf. Dabei wurden bis zum Morgen 07 Uhr MEZ 12-stündig weitere Regenmengen von 6 mm in Zitkovici in Weißrussland, 12 mm auf dem Chopok und 17 mm auf dem über 2500 m hohen Lomnicky Stit in der Hohen Tatra der Slowakei registriert.

Bis zum 29.12. blieb der Tiefdruckkomplex mit den Kernen BARBARA I und BARBARA II quasistationär und schwächte sich weiter ab. Das gemeinsame Frontsystem spaltete sich auf, sodass beide Kerne nur noch jeweils eine Okklusionsfront besaßen. Im Bereich des Kerns BARBARA I über der Ostukraine und Westrussland fielen ein paar cm Neuschnee. Im Verlauf des Tages zog die Zyklone BARBARA II weiter nach Nordosten bis außerhalb des Darstellungsbereichs der Berliner Wetterkarte, während sich das Tief BARBARA I auflöste und so ebenfalls nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 20.03.2017 von Roland Góth

Berliner Wetterkarte: 26.12.2016

Pate: Barbara Naumann