Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
BARTOSZ
(getauft
am 07.01.2021)
Eines der prägnantesten und
wetterwirksamsten Tiefdruckgebiete der Wintersaison, welches für zahlreiche
Wetterkapriolen über Europa, wie Rekordregen über den Kanarischen Inseln, Jahrhundertschneefälle
in Zentralspanien, extreme Gewitterschauer über der Ägäis und später für
Schneefälle in Russland und Regenschauer in Israel sorgte, bildete sich am 07.
Januar über dem subtropischen Atlantik. Die Vorläufer des Tiefs reichen sogar noch
weiter, bis zum Monatsanfang zurück, als sich vor der Golfküste Texas ein neues
Tief formte. Dieses war über die amerikanischen Oststaaten hinweg bis zu den
Neuenglandstaaten gezogen, dann unter Verstärkung ostwärts über mittleren
Atlantik, ehe es sich im Bereich der Azoren wieder abschwächte und fast schon
aufgelöst hätte.
An jenem 06. Januar gelangte das Tief
an die Südflanke eines ungewöhnlich breiten und weit südwärts reichenden
Höhentrogs, der von Nordwest- und Mitteleuropa bis zur Iberischen Halbinsel und
dem nahen Ostatlantik reichte. Ein Höhentrog ist ein Gebiet mit niedrigen
Temperaturen und niedrigem Druck und in der mittleren Troposphäre zwischen 3
und 6 km Höhe häufig am stärksten ausgeprägt. Auch in weniger großen Höhen,
etwa in 1,5 km über dem Meer, zeigten sich bemerkenswerte
Temperaturunterschiede: Luft subpolaren Ursprungs befand sich über den Azoren,
mit Temperaturen von +1/+2°C. Dem gegenüber standen milde subtropische
Luftmassen, gekennzeichnet durch Temperaturen von +8/+9°C über der geographisch
nur wenige hundert Kilometer südlicher gelegenen Insel Madeira, bzw. +12/+13°C
über den Kanarischen Inseln. Dieser recht scharfe Temperaturgradient setzte
schließlich eine erneute Zyklogenese in Gang.
Am frühen Morgen des 07. Januar
konnte das auf den Namen BARTOSZ getaufte Tief als sogenanntes Wellentief in
der Berliner Wetterkarte analysiert werden. Sein Zentrum lag zu diesem
Zeitpunkt etwa 500 km südlich der Azoren und 700 km westlich von Madeira. Der
niedrigste Luftdruck lag hier bei knapp unter 1005 hPa. Die Ausläufer des Tiefs
reichten noch mehrere hundert Kilometer ostwärts als Warmfront und in
entgegengesetzte Richtung als Kaltfront über den subtropischen Atlantik. Im
Zuge der Tiefneuentwicklung war es bereits in der Nacht zu kräftigen
Niederschlägen über Madeira gekommen. Mit der Überquerung des Tiefs setzten
sich diese am Tage fort, in der Inselhauptstadt Funchal wurden bis zum Abend
Regenmengen von über 20 l/m² in 12 Stunden beobachtet. Gleichzeitig griffen die
schauerartigen Regenfälle in den folgenden Stunden bis zu den Kanaren aus und
erreichten gleichwohl die Nordwestafrikanische Küste. Zwischen 06 und 18 UTC
fielen etwa in Adeje auf Teneriffa 16 l/m², in Agüimes auf Gran Canaria 18 l/m² und am Flughafen Lanzarote
gar 32 l/m². Die Zeitangabe UTC entspricht unserer Mitteleuropäischen Zeit
abzüglich 1 Stunde. Entlang der marokkanischen Küste waren die Schauer von
einzelnen Gewittern begleitet, wie etwa in Rabat um 17 UTC, wo bis zum Abend 39
l/m² fielen. Nicht minder stark fielen die Niederschläge über dem Süden Spaniens
aus, etwa regnete es in Cádiz 10 l/m², in Málaga 13 l/m² und in Gibraltar 23
l/m². Auch wenn hierfür primär ein anderes kleines Tief verantwortlich war,
wurden die Niederschläge durch die Annäherung von BARTOSZ wesentlich verstärkt.
In der sich anschließenden Nacht hielten Regen- und Regenschauer in einem
Streifen von den Kanaren über Nordwestafrika bis in den Süden Spaniens an, auch
über den Balearen begann es zu regnen. Bis zum darauffolgenden Morgen um 06 UTC
wurden vielfach Mengen über 5 l/m² in 12 Stunden beobachtet (Palma de Mallorca
6 l/m²), über Andalusien und der Region Valencia auch Mengen von 15-30 l/m²
(Marbella 26 l/m², Barx 28 l/m²).
Mit weiterer Annäherung von
Frontensystem und Zyklone am 08.01. intensivierten sich die Niederschläge über
dem Süden Spaniens und Norden Marokkos weiter, gebietsweise wurden über 30 l/m²
Niederschlag zwischen 06 und 18 UTC gemessen, so wie im marokkanischen Chefchaouen (41 l/m²), in Sevilla (44 l/m²) oder Cadíz (37 l/m²). Weiter nördlich, über der spanischen
Hochebene, wo sich die höhenkälteste Luft befand, mit Temperaturen von unter
-5°C in 1,5 km Höhe, setzten dagegen kräftige Schneefälle ein, wie beispielsweise
in Madrid gegen 09 UTC. Besonders heftige Niederschläge gingen in der Region
rund um Gibraltar nieder, wohin sich Tief BARTOSZ bei leichter Vertiefung auf
knapp unter 1000 hPa bis zum Tagesende verlagerte. 12-stündlich betrachtet
regnete es 75 l/m² am hiesigen Flughafen, im nahe gelegenen Estepona
bei Marbella waren es sogar 153 l/m². Ein weiterer Schwerpunkt beim Wetter
bildeten die Kanaren. Mit Durchzug der Kaltfront fiel nicht nur weiterer, teils
kräftiger Regen, sondern gleichzeitig wurde auch ein markanter Temperatursturz
beobachtet. Nachdem es beispielsweise tags zuvor in Santa Cruz de Tenerife noch
Temperaturen über 25°C gab, blieb es nun
regnerisch-kühl bei 18°C. In den Gipfellagen Gran Canarias und Teneriffas wurde
Schneefall beobachtet, wie etwa am astronomischen Observatorium nahe dem Teide (Izana) auf 2400 m Höhe.
Nachdem der nächtliche Regen bereits in den Morgenstunden in Schneeregen
überging, setzte nach kurzer Niederschlagspause am Nachmittag anhaltender,
teils kräftiger Schneefall ein, begleitet von Graupelschauern, hier sank die
Temperatur nach +7°C am Vortag bis auf -2°C tagsüber, später in der Nacht auf
sogar -4°C. Über den Kanarischen Inseln sollte das wechselhafte, kühlere Wetter
mit weiteren Niederschlägen auch noch an den Folgetagen anhalten. Vor allem in
den höheren Lagen kam es zu sehr ergiebigen Regenmengen. Etwa konnte zwischen
dem 05. und 09. Januar (jeweils 18 UTC) in dem 960 m hoch gelegenen San Bartalome-Tirajana auf Gran Canaria 196,8 l/m² gemessen
werden. Positive Nachrichten für die seit Jahren unter Trockenheit leidende
Inselkette, wurden die Wasser- und Regenspeicher und künstliche Stauseen teils
bis zur Maximalkapazität aufgefüllt und so der Wasserbedarf der Landwirtschaft
für die kommenden 2-3 Jahre gesichert. (*1) Unterdessen griffen die
Niederschläge in der Nacht zum 09.01. weiter Richtung westliches Mittelmeer
aus, erfassten die Balearen (z.B. Ibiza 5 l/m²), Korsika und Sardinien
(Cagliari 4 l/m²). Zeitgleich setzten sich die Schnee- und Regenfälle über
Zentral- und Südspanien fort. Vor allem die Region Kastillien-La
Mancha, Madrid, Andalusien, Valencia und Murcia waren betroffen. 10-20 l/m²
zwischen 18 UTC und 06 UTC des Folgetages waren durchaus typische
Niederschlagsmengen. Punktuell blieben die Regengüsse weiter extrem, wie etwa
am Golf von Valencia in Barx (62 l/m²) oder an der
Costa del Sol in Marbella (82 l/m²).
Auch am 09. Januar bestimmte Tief
BARTOSZ das Wetter über weiten Teilen Südeuropas und des westlichen
Mittelmeerraums. Beispielsweise drang die Warmfront, die sich am Morgen noch
parallel zur Nordafrikanischen Küste spannte, mit ihren Niederschlagsfeldern
rasch über Korsika, Sardinien und Mittelitalien bis zum Nachmittag zur
Balkan-Halbinsel vor. Die beobachteten Niederschlagsmengen blieben meist unterhalb
von 10 l/m² in 12 Stunden (z.B. Rom 3 l/m², Podgorica 7 l/m²), kräftigere
Niederschläge gab es aber über den tyrrhenischen Inseln (Bastia 13 l/m², Olbia 17 l/m²). Die Kaltfront dagegen überquerte Marokko,
die Westsahara und später Algerien ostwärts. Vor allem entlang der
marokkanischen und algerischen Mittelmeerküste kam es zu Regen und
Regenschauern (z.B. Algier-Bouzareah 6 l/m²). Über
der nordwestafrikanischen Wüste, respektive der Sahara brachten die Ausläufer
zwar kaum Regen, dafür sorgte der frontal auflebende Wind verbreitet für
Sandsturm. In Zaghonan-Magrane wurden Böen bis 65
km/h (Stärke 8) gemessen. Analysedaten des amerikanischen GFS Modell zeigten
über dem Atlasgebirge sogar vereinzelte Böen bis 108 km/h (Stärke 11). Die
markantesten Wettererscheinungen ereigneten sich jedoch über Spanien im Bereich
des Tiefdruckzentrums, genauer über Zentral- und Ostspanien, sowie den
Balearen, wohin sich das Tief mit seinem Zentrum bis zum Tagesende verlagerte.
Während entlang der Mittelmeerküsten weitere, mitunter kräftige Regengüsse
zogen (Barcelona 13 l/m²), kam es weiter landeinwärts verbreitet zu
Schneefällen, wobei die Schneefallgrenze über dem Spanischen Hochland bis in
die Niederungen absank. Beispielsweise meldete die Station Saragossa, auf lediglich
250 m Höhe gelegen, seit den Morgenstunden anhaltend leichten bis mäßigen
Schneefall, am Abend sogar mit starker Intensität. Erst im Verlauf der Nacht
ebbten die Niederschläge ab, bzw. gingen in Sprühregen über, wobei die
Temperaturen von -0 auf +1°C anstiegen. Bei Niederschlagsintensitäten von 19
l/m² in 24 Stunden, dürfte am darauffolgenden Morgen der Schnee rund 20 cm hoch
gelegen haben (genaue Messungen fehlen leider). Noch extremer stellte sich die
Wettersituation in der Region Madrid, auf über 600 m Höhe gelegen, dar. Auch
hier setzten sich die mitunter mäßigen bis starken Schneefälle bei Temperaturen
unter 0°C fort, der Schnee türmte sich mehrere Dutzend Zentimeter hoch und
sorgte quasi für den Zusammenbruch des öffentlichen Lebens in Madrid (*2). Bis
zum Abend um 18 UTC sollte es 30 Stunden ununterbrochen schneien, wobei die
höchste Gesamtniederschlagsmenge in diesem Zeitraum an der Station
Madrid-Retiro mit 50,5 l/m² verzeichnet wurde. Spanische Meteorologen werden
später von dem Jahrhundertereignis oder "stärkster Schneefall" seit
mindestens 50 Jahren sprechen, sie gaben dem Schneesturm den Namen FILOMENA.
Exakte Messwerte hinsichtlich der Schneehöhe existieren nur wenige. Am Morgen
um 06 UTC wurden etwa 10 cm in Madrid-Barajas gemessen, am nächsten Morgen
hatte sich dieser Wert auf 37 cm erhöht, wenngleich er an dem 22 km entfernten
Flughafen Madrid-Cuatro Vintos
erfasst wurde. AEMET, die spanische Meteorologiebehörde
wird später von akkumulierten Schneehöhen von 30-50 cm Schnee in Spaniens
Hauptstadt sprechen (*3). Nach Berechnungen des britischen MetOffice
(Analyse des UKMO-Modell vom 10.01. 00 UTC) betrug die Schneehöhe am Tagesende
im Raum Madrid durchschnittlich 24-34 cm.
Unterdessen wurde Tief BARTOSZ mit
Zentrum um 00 UTC am 10.01. über den Balearen analysiert, wo der Luftdruck bei
knapp unter 1005 hPa lag. Es verlagerte sich in den Vormittagsstunden rasch
über das westliche Mittelmeer, sowie über das Tyrrhenische Meer und befand sich
um 18 UTC bereits über Süditalien. Hierdurch zogen die Schnee- und Regenfälle
aus Spanien ab, mit letzten Niederschlägen über Katalonien und den Balearen
(z.B. Barcelona 8 l/m²), wogegen es nun über Mittelitalien (z.B. Rom 5 l/m²,
Siena 10 l/m², Viterbo 22 l/m²) und der
Balkan-Halbinsel (Skopje 10 l/m², Sofia 12 l/m², Dubrovnik 24 l/m²) häufiger zu
Niederschlägen kam. Über den Hochlagen der Apenninen, aber auch der Dinariden gingen die Regen- teils in Schneefälle über. Ähnlich
wie über Spanien zapfte Tief BARTOSZ auf seiner Nordseite höhenkalte Luft an,
über dem nördlichem Balkan betrug die Temperatur in 1500 m Höhe knapp unter
-5°C. Dem gegenüber standen sehr warme Luftmassen nordafrikanischen Ursprungs
über dem zentralen Mittelmeer, wo in selber Höhe +15°C über dem Ionischen Meer
analysiert wurden. Dies führte über Griechenland und dem Westen der Türkei zu
einzelnen, teils kräftigen Schauern und Gewittern (z.B. Thessaloniki 6 l/m²,
Istanbul 19 l/m²). Da die auf der Vorderseite mit Tief BARTOSZ herantransportierte
Luft mit Ursprung in der Sahara allerdings sehr trocken war, blieb es gerade
über der südlichen Ägäis und dem angrenzenden Mittelmeer vielfach auch trocken,
wie z.B. in Messina (Sizilien), Heraklion (Griechenland) oder Valletta (Malta).
Ähnlich gestaltete sich das Wetter über Nordafrika, wo die Kaltfront über
Algerien und Tunesien bis zum Abend zum Mittelmeer abzog. Allenfalls vereinzelt
kam es noch zu nennenswerten Niederschlägen, wie z.B. in Tizi-Ouzou,
östlich von Algier mit 3 l/m². Und auch der Sandsturm legte sich. Während es in
der Nacht zum 11.01. über der Iberischen Halbinsel nach Abzug letzter
Wolkenfelder aufklarte und es gerade über den zentralen Teilen Spaniens eisig
kalt wurde mit Temperaturen von unter -5°C, teils unter -10°C (z.B.
Madrid-Getafe -8°C), blieb es im Einfluss der Zyklone zwischen Süditalien,
West- und Ostbalkan wolkiger, nasser, teils wurde es auch winterlich. Neben
geringem Regen über der Apenninen-Halbinsel (Bari 2 l/m², Lecce 3 l/m²), hier
wurde es mit 1°C in Rom und 5°C in Neapel recht kühl, kam es im Bereich der
Warmfront zwischen Albanien, Mazedonien bis nach Bulgarien und Rumänien zu
kräftigsten Niederschlägen. Beispielsweise fielen im bulgarischen Lovetch 31 l/m² bis zum nächsten Morgen, im albanischen Korça 36 l/m² und im serbischen Leskovac gar 61 l/m².
Präfrontal, nördlich der Warmfront, fielen die Niederschläge als Schnee,
südlich davon als Regen- und Regenschauer. So lauteten etwa die Wettermeldungen
dieser Nacht: Tirana, Dauerregen, +11°C; Kragujevac, Südserbien, mäßig-starker
Schneefall, 0 Grad. Am darauffolgenden Morgen verzeichneten einige Regionen
nennenswerte Schneezuwächse, in Bukarest freute man sich über 6 cm Neuschnee.
In Belgrad und Sarajevo wuchs die Schneedecke auf je 12 cm. Die o.e. Station Kragujevac brachte es sogar auf 30 cm
Neuschnee bei einer Gesamtschneehöhe von 34 cm.
Am Morgen des 11.01. um 06 UTC befand
sich Tief BARTOSZ mit Zentrum über dem zentralen Mittelmeerraum, wenige hundert
Kilometer südöstlich von Sizilien und Kalabrien, mit einem Luftdruck von nur
noch knapp unter 1010 hPa. Der Wirbel sollte sich mit Schwerpunkt in den
kommenden Stunden langsam Richtung Griechenland verlagern. Die mittlerweile
quasi wetterinaktive Kaltfront zog nur langsam ostwärts über das Mittelmeer
ohne Einfluss auf Inseln oder Kontinente zu haben. Dagegen verblieb die
Warmfront quasi-stationär und parallel zur Griechischen Nordgrenze nach
Albanien, Nordmazedonien und Bulgarien liegen.
Weitere, äußerst ergiebige Niederschläge in diesem Gebiet waren die Konsequenz,
wie etwa im albanischen Vlora (30 l/m²), im nordmazedonischen Prilep (10 l/m²) oder im nordgriechischen Ioannina (18
l/m²). Die frontalen Niederschlagsfelder reichten darüber hinaus bis nach
Serbien, Bulgarien und Rumänien, wenngleich die Niederschlagsintensität mit
meist unter 5 l/m² in 12 Stunden deutlich geringer war. Bei Temperaturen um den
Gefrierpunkt fiel verbreitet Schnee, etwa in Bukarest und Pristina bei +1°C
oder auch in Belgrad bei -0°C. Südlich davon, im Warmsektor des Tiefs blieb es
über Ägäis und teils auch dem Ionischem Meer weitestgehend trocken und mild,
aber wolkenreich. In Athen beispielsweise schien die Sonne 6 Stunden lang und
erwärmte die Luft auf frühlingshafte 22°C. Ähnlich warm war es auch an der
türkischen Ägäis, etwa in Bodrum. Auf Kreta wurde es mancherorts, so wie in
Chania sogar sommerlich warm, mit bis zu 26°C und 4 Stunden Sonne. Normal wären
für Januar hier Temperaturen um 13°C.
In den folgenden Stunden und Tagen
zog Wirbel BARTOSZ allmählich weiter ostwärts über Griechenland (12.01.), die
Ägäis (13.01.) und Anatolien (14.01.) in Richtung Kaukasus. Nachdem der
Luftdruck zwischenzeitlich bei nur noch etwas unter 1015 hPa gelegen hatte,
fiel er bis zum 12. Januar wieder auf unter 1005 hPa. Dies ging mit einer
abermaligen Verstärkung der Zyklone und den assoziierten Wettererscheinungen,
wie Schauerniederschläge, Wolken und Wind einher. Durch kräftige
Warmluftadvektion an der Südflanke des Wirbels gingen die Niederschläge über
dem südlichen und östlichen Balkan nun mehr und mehr in Schneeregen und Regen
über, wobei die Niederschlagsintensität weiter hoch blieb. Örtlich kam es zu
kräftigen Gewittergüssen, wie etwa in der Nacht zum 12. Januar im Ort Kardschali im Süden Bulgariens, wo 51 l/m² Regen in 12
Stunden fielen, oder tagsüber in Burgas (60 l/m²), wie auch in Çanakkale (42 l/m²). Besonders extrem fielen die
Regenschauer im nordgriechischen Alexandroupolis aus,
wo die hiesige Messstation am 12.01. sagenhafte 199 l/m² zwischen 06 und 18 UTC
registrierte. Zum Vergleich, die mittlere Niederschlagsmenge für den gesamten
Monat Januar liegt an diesem Ort bei nur 86 l/m². Unterdessen spaltete sich
Tief BARTOSZ in der Nacht zum 13. Januar in zwei Kerne auf. Der eine wurde in
den Frühstunden des 13.01. über der Region Izmir/Aegean
verortet, der andere über dem nördlichen Schwarzmeer, respektive der
Krim-Halbinsel. Im Zentrum lag der Luftdruck jeweils bei knapp unter 1005 hPa.
Während der südliche Kern am 13./14. Januar über der Türkei verblieb, zog der
nördliche Kern über die Ukraine in Richtung Russland. Da das Tief über dem
Schwarzen Meer viel Feuchtigkeit aufnehmen konnte und gleichzeitig warme Luft
mitführte, gingen über der Ukraine und Südrussland die anfänglichen Schneefälle
trotz Minustemperaturen bald in gefrierenden Regen und Regen über. Auch die
Niederschlagsmenge mit über 10 l/m² in 12 Stunden, so wie sie etwa in der Nacht
zum und am 13.01. in Dnipropetrowsk (16 l/m²) oder in Serafimowitsch,
nordwestlich von Wolgograd (16 l/m²) beobachtet wurde, fiel kräftiger als
gewöhnlich aus. Alsbald schon, je weiter das Tief nach Norden vorankam, gingen
die Niederschläge wieder gänzlich in Schnee über. In der Nacht zum 14.01.
fielen in Moskau bei Temperaturen von -14°C Niederschläge von 8 l/m², in Kazan
waren es tagsüber bei -10°C Schneemengen von umgerechnet 12 l/m² in 12 Stunden.
Während sich der Tiefdruckkern an jenem Tag über Zentralrussland auflöste,
zogen die Schneefälle unter Abschwächung über den Ural ab.
Auch im Umfeld des über die Türkei
"wandernden" zweiten Tiefdruckkerns, kam es trotz allmählicher
Abschwächung zu verbreitet stärkeren Niederschlägen. Am 13. Januar war hiervon
vor allem die mittlere Türkei, zwischen Schwarzmeer und Mittelmeerküste
betroffen, am 14. Januar dann mehr der Osten und Südosten der Türkei, respektive
Ostanatolien. Die Niederschläge waren teils von Blitz und Donner begleitet und
fielen in den küstennahen Gebieten als Regen, über der anatolischen Hochebene
zunehmend als Schnee. So gab es beispielsweise in Adana am Nachmittag des 13.
Januar zwischen 15 und 17 UTC leichte bis mäßige Gewitter, dabei wurden bis zum
Abend 18 l/m² Niederschlag in flüssiger Form registriert. Auch über dem rund
1050 m hoch gelegenen Kayseri zogen ab den Mittagsstunden Regenschauer auf, die
sich nachmittags zu Gewitterschauern intensivierten und ab 15 UTC in
Schneeregen und Schnee übergingen. Dabei kam es zu einem regelrechten
Temperatursturz von 13°C am Mittag (12 UTC) auf 0°C am Nachmittag (16 UTC).
Hier lag die Niederschlagsintensität bei 15 l/m² in 12 Stunden, am darauffolgenden
Morgen lag der Schnee 9 cm hoch.
Gleichzeitig wurde die nach wie vor
mit dem Tief verknüpfte Kaltfront wieder wetteraktiver, überquerte mit
einzelnen Regenschauern in der Nacht zum 14.01. zunächst Zypern (Akrotiri 5 l/m²) und erreichte zum Morgen bereits Israel,
Syrien und den Libanon. Hier kam es vor allem am 14. Januar tagsüber zu
zahlreichen Regenschauern, vereinzelt auch zu Gewitter, wie etwa um 14 UTC in
Beirut. Dabei konnten Regenmengen von beispielsweise 10 l/m² in Hama (Syrien),
12 l/m² in Jerusalem und 5 l/m² in Amman gemessen werden.
Nach langer Reise wurde Tief BARTOSZ
letztmalig in den Frühstunden des 15. Januar in der Berliner Wetterkarte
analysiert. Das Zentrum befand sich um 00 UTC mit einem Druck knapp unter 1005
hPa über dem Kaukasus. Die Ausläufer reichten bereits über Georgien und
Armenien bis nach Aserbaidschan und zum Kaspischen Meer. Im Tagesverlauf zog
der Wirbel weiter ostwärts nach Zentralasien ab, wo er sich alsbald auflöste.
Quellen:
(*1)
https://www.wochenblatt.es/kanarische-inseln/filomena-ein-segen-fuer-die-landwirtschaft/
(*2)
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/spanien-versinkt-im-schnee
(*3)
https://www.cope.es/actualidad/mas-madrid/noticias/capital-nevo-horas-seguidas-entre-viernes-sabado-20210111_1080897