Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet BEATE
(getauft am 21.07.2020)
Am
20.07.2020 um 00 Uhr UTC, dies entspricht 02 Uhr MESZ, wurde nördlich der
Labradorinsel ein unbenanntes Tiefdruckgebiet mit einer sich um dessen Kern
krümmenden Okklusionsfront, welche auch als Mischfront mit Warm- und
Kaltfronteigenschaften bezeichnet wird, sowie mit einer vorderläufigen Warmfront
analysiert. Diese Warmfront stand in Verbindung zur weitreichenden Kaltfront
vom Tief ANJA, dessen Kern sich östlich von Trondheim befand. Die Warmfront zog
sich durch den Einflussbereich des Hochs ALBERT zwischen den Azoren und Irland.
Die okkludierende Front des unbenannten Tiefs holte die vorangehende Warmfront
zum folgenden Tag um 00 Uhr UTC ein und spaltete sich darauf vom unbenannten
Tief ab. Zudem intensivierte sich die Antizyklone ALBERT zu einer
Hochdruckbrücke, sodass es keinen Verbund mehr mit der Front vom Tief ANJA gab.
Aus der okkludierenden Front bildete sich zu dem Zeitpunkt ein eigenes Tief,
welches in der Analyse auf den Namen BEATE von den Meteorologen der Berliner
Wetterkarte getauft wurde. Das Zentrum des Tiefs BEATE lag mit einem Kerndruck
von 1015 hPa 1400 km südwestlich vor der isländischen Küste oder anders
lokalisiert 1000 km westlich der Britischen Inseln. Nördlich Richtung Grönland
zog sich in einem Bogen eine Okklusionsfront und bogenförmig nach Südwesten
eine Kaltfront mit anfänglichem Okklusionscharakter.
Zum
22.07. um 00 Uhr UTC zog das Tief in Richtung Britische Inseln. Eine
neugebildete Warmfront konnte über der irischen Küste analysiert werden. Die
Kaltfront zog sich dahinter bogenförmig nach Südwesten. Die Okklusionsfront
breitete sich nach Nordwesten aus, erreichte die grönländische Küste und wand
sich weiter bis nach Ammassalik. Während der Ankunft
der Warmfront kam es zu leichten Regenschauern um 06 Uhr UTC in Finner und an der Forschungsstation Mace Head sowie zu
durchgehendem leichten Regen in Casement und Belfast Harbour. Um 12 Uhr UTC
wurde von der Wetterstation in Ballyhaise feuchter
Dunst gemessen und aus leichtem Regen wurde starker Sprühregen an der Station Mace
Head. Im weiteren Tagesverlauf wurden mäßige bis starke Regenschauer in Finner gemeldet sowie leichte Regenschauer in Belmullet. Die Tageshöchsttemperaturen lagen in Castlederg bei 20,6°C, in Gurteen
bei 18,4°C, an der Station Mace Head bei 15,8°C und 21,6°C in Cork. Es wurden
zudem Tiefsttemperaturen zwischen 11,1°C in Lough Fea und 13,8°C in Shannon gemessen. In Belfast schien über
den Tag verteilt nur 30 Minuten die Sonne, während in Casement bei Dublin 4,36
Sonnenstunden registriert wurden. Die verschieden gemessene Anzahl der
Sonnenstunden geht zurück auf unterschiedliche Bedeckungsgrade, zwischen stark
bewölkt und bedeckt. Innerhalb einer 12-stündigen Messung von 06 Uhr UTC bis 18
Uhr UTC wurden in Thomastown 8,0 mm Niederschlag gemessen, in Glenanne 5,0 mm und in Claremorris
2,0 mm.
Am
23.07. befand sich das Wetter auf den Britischen Inseln unter Einfluss vom Tief
BEATE. Die Warmfront reichte von Perth über Norwich bis nach Brighton. Die
Kaltfront begann ebenfalls in Perth, zog über Belfast bis zur Atlantikküste von
Irland, wo sie sich anschließend S-förmig mit immer mal wieder
warmfrontcharakterähnlichen Zügen über den Atlantik krümmte. Nach Norden
ausgehend von Perth, dem Ort des Okklusionspunktes, zog die Okklusionsfront bis
nach Londonderry. Ähnliche Wetterbeobachtungen wie beim Durchgang der Warmfront
tags zuvor gab es auch an diesem Tag beim Durchzug der Kaltfront über Irland.
Es wurden beispielweise in Belmullet um 06 Uhr UTC
leichte Regenschauer gemeldet, um 12 Uhr UTC registrierte Lough
Fea nach Regen. In Cork gab es am gesamten Tag 10,54
Stunden Sonnenschein. Deutlich weniger wurde in Thomastown mit nur 18 Minuten Sonnenschein gemessen. Die
geringe Sonnenscheindauer kann auf eine dort vorherrschende dichte, nahezu
Sonnenschein undurchlässige Wolkendecke zurückgeführt werden. Im Norden der Britischen
Inseln, in Schottland, konnten im Bereich der Okklusionsfront ähnliche Wetterzustände
beobachtet werden. In St. Bees Head wurden innerhalb
von 12 Stunden 18,0 mm Niederschlag gemessen. Nach Durchgang der Warmfront
stellte sich im Warmluftsektor wie am Tag zuvor gebietsweise ein Sommertag,
also mit Tageshöchsttemperaturen von mehr als 25°C, ein, wie zum Beispiel im St.
James Park in London mit 26,6°C bei insgesamt 4 Sonnenstunden. Am häufigsten
konnte sich die Sonne allerdings an der Südostküste in Manston
mit 9,18 Sonnenstunden nach raschem Abzug der Warmfront über die Nordsee
durchsetzen.
Zum
24. des Monats Juli um 00 Uhr UTC verlagerte sich das Tiefdruckgebiet BEATE mit
einem Kerndruck von ungefähr 1005 hPa vor Kristiansand. Die Warmfront
erstreckte sich ausgehend von Kristiansand über Skagen zur Universitäts- und
Hansestadt Rostock. Die Kaltfront verlief vom gleichen Ort ausgehend nach
Leicester bis nach Swansea. Trotz des abnehmenden Einflusses von Tief BEATE auf
die Britischen Inseln, gab es dort auch an diesem Tag wieder einmal
wechselhaftes Wetter, was jedoch weniger an Tief BEATE, sondern vielmehr an der
sich rasch vom Atlantik nähernden Zyklone CHRISTIANE lag. Die Wetterwirksamkeit
des Wirbels BEATE konzentrierte sich nun auf Südnorwegen- und Schweden sowie
Dänemark, wo ergiebige Niederschläge auftraten. Dort fielen verbreitet
24-stündig 10 bis 30 mm, wie z.B. in Göteborg mit 12,9 mm. Im 100 km
nordöstlich von Malmö gelegenen Kosta wurden im gleichen Zeitraum sogar 38,9 mm
Regen verzeichnet. Auch in Norddeutschland machte sich Tief BEATE bemerkbar, wo
im Tagesverlauf dessen Kaltfront übergriff. Dabei kam es zu einem
Temperaturrückgang von teils 5 Kelvin. Die Wetterwirksamkeit war jedoch durch
die vorherrschende Hochdruckzelle ALBRECHT über Ost- und Mitteleuropa
eingeschränkt. So reichte es im Nordwesten meist nur für einzelne Schauer und
Gewitter, welche häufig nur wenige Millimeter Niederschlag brachten. Die
höchsten 24-stündigen Mengen konnten in Niedersachsen Vechta mit 10,7 mm und
Nordhorn mit 17,9 mm vermelden. Auch in Berlin machte sich der
Kaltfrontdurchgang am Abend mit dichten Wolken, einem Temperaturrückgang von
27°C auf 23°C und einem Windsprung von West auf Nordwest bemerkbar. Mit
weiterer Verlagerung nach Süden wurde der Kaltfront jedoch zusehends die
dortige Antizyklonalität zum Verhängnis.
Am
letzten Tag der Zyklone BEATE lag das Druckzentrum mit 1004 hPa über dem
Rigaischen Meerbusen. Das Tief bestand aus Okklusionsfront und einer Kaltfront
mit anfänglichem Okklusionscharakter. Die Okklusionsfront zog sich vom
Rigaischen Meerbusen der Ostseeküste entlang bis zur Inseln Rügen. Der
Okklusionscharakter der Kaltfront zog sich bis nach Klaipeda,
von wo aus sich die Front weiter als Kaltfront über Warschau bis nach Cottbus
zog. Im Tagesverlauf übernahm das zu diesem Zeitpunkt bereits stärker ausgeprägte,
nur etwas nördlich gelegenere Tief ANJA das Frontensystem von Tief BEATE mit
auf, wurde aber zugleich von der noch immer recht kräftig ausgeprägten
Antizyklone ALBERT mit Zentrum nahe Moskau blockiert. In der Folge löste sich
auch Tief ANJA bereits am Tag danach auf. Damit konnte Tief BEATE mit nur 5
Tagen auf der Berliner Wetterkarte einen recht kurzen, aber zum Teil doch sehr
niederschlagsreichen Lebenszyklus aufweisen.