Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BEATE

Getauft am 22.08.2010

 

Das Tief BEATE wurde geboren, als am Morgen des 22.08. die nordhemisphärische Frontalzone, welche der Luftmassengrenze zwischen maritimer Tropikluft im Süden und maritimer Subpolarluft im Norden entspricht, über dem Atlantik nordwestlich der Azoren zu verwellen begann. Diese Verwellung, die als erstes Stadium eines sich entwickelnden Tiefdruckgebietes zu verstehen ist, driftete noch am selben Tag mit den ausgeprägten Höhenwinden der Frontalzone rasch auf Europa zu.

Bereits in der Nacht zum 23.08. erreichte BEATE mit einem Kerndruck von 1005 hPa den Süden Englands, wo es schließlich zu starken Regenfällen kam, die verbreitet mit mehr als 20 mm innerhalb von 12 Stunden einhergingen, in Plymouth mit 34 mm, in Brest im Nordwesten Frankreichs sogar mit 46 mm. Tags darauf wanderte das Tief unter erheblicher Verstärkung zu einem eng begrenzten Sturmwirbel weiter bis über den Skagerrak. Der Kerndruck erreichte hier den minimalen Wert von 985 hPa. Derweil zog über Deutschland die Kaltfront des Tiefs hinweg, die mit gewittrigem Regen kühle subpolare Meeresluft aus Nordwesten heranführte. Dabei wurden jedoch anders als in England und der Bretagne nur stellenweise mehr als 10 mm Niederschlag gemessen, wie zum Beispiel im niedersächsischen Diepholz mit 28 mm in 12 Stunden. Bemerkenswert waren die mit dem Sturmtief einhergehenden Windböen, die am Abend in der Deutschen Bucht mit 58 Knoten die Stärke 11 erreichten (gemessen in List auf Sylt), am Kap Arkona dann zum Morgen hin mit 41 Knoten die Stärke 9. Im hessischen Schlüchtern und auf der Insel Usedom traten auch Tornados auf, die erheblichen Schaden anrichteten.

Am 24.08. verlagerte sich BEATE nur wenig nordwärts in die Bucht vor Oslo, wobei der Sturmwirbel beim Auftreffen auf das Skandinavische Gebirge etwas ausgebremst wurde. Der entgegen des Uhrzeigersinns um das Zentrum des Tiefs drehende Kaltluftsektor hingegen drang bis weit in den Osten Europas vor. Die Kaltfront überquerte Polen und das Baltikum, nach Süden auch Bayern und den Alpenraum. Im Süden und Osten Bayerns kam es dabei am Nachmittag und Abend zu verbreiteten Gewittern, die aber nur vereinzelt Niederschlagsmengen von mehr als 10 mm brachten, erst über Österreich wurden die Gewitter intensiver. Zuvor gab es im Südosten Deutschlands noch einen Temperaturanstieg auf sommerliche Werte: am Flughafen München wurde ein Maximum von 25,8°C registriert, in Görlitz ein Maximum von 25,0°C. Im Norden Deutschlands entwickelten sich in der einströmenden kühlen Meeresluft vor allem in den Küstengebieten der Deutschen Bucht kräftige Schauer. Im Binnenland, aber auch an der deutschen Ostseeküste blieb die Schauertätigkeit gering.

Am 25.08. bewegte sich BEATE unter deutlicher Abschwächung weiter nach Südfinnland und Karelien, wobei sich das Tiefdruckgebiet soweit auffüllte, dass der Kerndruck auf 990 bis 995 hPa anstieg. Während der Ostdrift des Tiefzentrums lebte die Schauertätigkeit über der Ostsee noch einmal auf, so dass es früh insbesondere über dem litauischen Küstengebiet verbreitet Gewitter gab. An der deutschen Küste gab es weiterhin stürmisches Wetter mit Böen bis Stärke 9. Die weiter nach Osten vordringende Kaltfront überquerte nun Moskau und Kiev sowie nach Südosten auch den Karpatenraum.

Das Tief verlagerte sich am Folgetag nach Nordrussland und die Kaltfront bis an den Ural, im Süden bis an das Schwarze Meer. Danach begann sich BEATE mit ihrem Frontensystem allmählich aufzulösen.

Am 27.08. driftete das Tiefzentrum zum Ob-Meerbusen zwischen Gydan- und Jamal-Halbinsel im Norden Sibiriens und erreichte damit den Rand der Berliner Wetterkarte, wo es noch bis 29.08. mit 990 bis 995 hPa verharrte, bevor es frontenlos ganz in die Polarregion entschwand.

 

 


Geschrieben am 27.09.2010 von R. Löwenherz

Wetterkarte: 24.08.2010

Pate: Beate Voigt