Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BEAT

(getauft am: 26.04.2021)

 

In etwa 5,5 km Höhe befindet sich der Jetstream, welcher in den mittleren Breiten von Westen nach Osten weht. Auf Grund der unregelmäßigen Grenze vor allem zwischen Polar- und Subtropenluft verläuft er schlangenlinienförmig, genauer er mäandriert. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch diverse Gebirgsketten, wie beispielsweise dem Himalaya oder den Rocky Mountains. Die Ausbeulungen nach oben werden Keil und die nach unten werden Trog genannt. Unter sogenannten Trögen entstehen auf Bodenniveau Tiefdruckgebiete, so wie es auch bei Tief BEAT der Fall war. Mitte der dritten Aprildekade 2021, genauer dem 26. April, wurde um 00 UTC, dem Zeitpunkt an dem die Analysekarten des Berliner Wetterkarte e.V. erstellt werden, das Tiefdruckgebiet BEAT zum ersten Mal auf der Berliner Wetterkarte eingetragen. Es lag über den Färöer-Inseln mit einem für ein Tiefdruckgebiet relativ hohen Luftdruck von knapp unter 1020 hPa. Es hatte sich ebenfalls bereits eine Okklusionsfront gebildet, welche entsteht, wenn eine Warm- sowie eine Kaltfront aufeinandertreffen. Die kalte Luft geht unter die wärmere Luft und hebt diese an. Zudem kommt es durch diese Hebung zur Wolkenbildung und meist zu Niederschlägen. Diese Okklusionsfront verlief vom Kern aus in einem leichten Bogen gen Südwesten und spaltete sich am Okklusionspunkt in die Warm- und die Kaltfront auf. Die Warmfront verlief gen Südwesten und die Kaltfront gen Westen und ging südlich von Reykjavík in die Warmfront einer noch unbenannten Zyklone über der Labradorsee über. In der Nacht auf den 26. April brachte die Zyklone BEAT minimale Mengen an Niederschlag nach Island, wo vereinzelt Niederschlag in Form von Regen und Sprühregen fiel. Deutlich mehr Niederschlag brachte die Zyklone allerdings den Färöer-Inseln, wo 12-stündig bis 06 Uhr UTC 14 l/m² registriert werden konnte. Aufgrund der Wolkenbildung gab es ebenfalls deutlich weniger Sonnenstunden im Einflussbereich des Tiefs. Gut zu sehen war dies an den Stationen in Schottland, wo tags zuvor noch Werte von über 13 Stunden registriert werden konnten, waren es an diesem Tag überall weniger als 2 Stunden, an den meisten Stationen sogar unter 1 Stunde und in Kirkwall, Lerwick und Dundrennan schien nicht eine Minute die Sonne.

 

Innerhalb der folgenden 24 Stunden verlagerte sich die Zyklone in südöstliche Richtung und lag mit einem Kerndruck von unter 1015 hPa etwa über der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Die auf über 700 km angewachsene Okklusionsfront, verlief spiralförmig um den Kern und ging südlich von ihm erneut im Okklusionspunkt in eine Warm- sowie eine Kaltfront auf. Die vorlaufende Warmfront verlief einige hundert Kilometer in südwestliche Richtung und endete südlich von Irland über der Keltischen See. Die nachfolgende Kaltfront hingegen verlief westlicher über Irland hinweg, später nach Nordwesten abknickend, erneut in die Warmfront des unbenannten Tiefs, welches nun über südlich von Grönland zu verorten war. An diesem Tag gab es erneut kaum Niederschlag über Großbritannien, diesmal aber fast überall. 12-stündige Maxima von 7 l/m² wurden an den Stationen Carlisle und Shap in Form von Regen uns Regenschauern registriert. Verbreitet kam es aber nur zu 1 bis 4 l/m². Sonnenstunden wurden erneut kaum registriert mit Ausnahme des Südens sowie des äußersten Nordwesten der Britischen Inseln, wo teilweise sogar Werte von über 12 Stunden gemessen werden konnten.

 

Im Folgenden zog die Zyklone weiter gen Südwesten und lag am 28. April um 00 Uhr UTC über der Hafenstadt Plymouth, welche im Südwesten Englands liegt. Ihr Kerndruck verstärkte sich noch einmal auf unter 1010 hPa. Die Fronten von Tief BEAT waren nun fast vollständig okkludiert, was bedeutet, dass sie die warme Luft fast vollständig über kalte gehoben hat und sich somit ruhigeres Wetter anbahnt. Die Okklusionsfront verlief zu der Zeit erneut leicht spiralförmig um den Kern und verlief schließlich etwa von Brest nach Westen und ging dann in die Kaltfront über, welche an diesem Tag erneut, allerdings zum letzten Mal in die Warmfront der unbenannten Zyklone überging. Das Tiefdruckgebiet BEAT brachte ein letztes Mal Regen und Regenschauer mit sich, wodurch nochmal im gesamten Raum der Britischen Inseln Niederschlag registriert werden konnte. Verbreitet wurden im Zentrum des Großraums Werte von 3 bis 9 erreicht. An einigen Stationen gab es sogar zweistellige Niederschlagssummen in diesem 12-stündigen Intervall bis 06 Uhr UTC. An den Stationen Brize Norton, Dunkeswell, Chruch Lawford und St Athan wurden 15 l/m², 19 l/m², 20 l/m² und sogar 29 l/m² registriert. Auch die Sonnenstunden diesen Tages waren im Haupteinflussgebiet der Zyklone BEAT erneut fast komplett bei 0. Zum Vergleich: am 28. April gab es an den Stationen im Süden Englands verbreitet nicht eine Sonnenstunde, wohingegen am Folgetag nicht weniger als 3 Stunden Sonnen, im Schnitt sogar um die 5 Stunden registriert werden konnte.

Dies war der letzte Tag an dem die Zyklone BEAT noch auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde, da sie sich im Folgenden auflöste bzw. mit in die Zyklone CHRISTIAN überging, welche in den Folgetagen das Wetter in ganz Europa beeinflussen sollte.