Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BECKY

(getauft am 07.11.2010)

 

Aus einem kräftigen Tiefdruckgebiet, welches sich von Neufundland nach Grönland verlagerte, bildete sich im Laufe des 06.11. über der Labradorsee ein neues Tiefdruckgebiet. Dieses hatte bereits einen Kerndruck von unter 990 hPa und verstärkte sich noch weiter. Grund dafür war die starke Strömung in 500 hPa (ca. 5,5 km Höhe) zwischen einem kräftigem Hoch östlich von Neufundland und einem kräftigen Tief über dem Süden Grönlands. Der Temperaturunterschied betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 20 Kelvin auf nur ca. 1000 km Länge und die Windgeschwindigkeiten dort mindestens 120 Knoten (ca. 222 km/h). Da es in dieser Region kaum Stationen gibt, die Radiosondenaufstiege zur Messung der Atmosphäre durchführen, könnten die Geschwindigkeiten aufgrund der beschriebenen meteorologischen Lage auch noch höher gewesen sein.

Erste ergiebige Niederschlagsmengen gab es z. B. in Godthaab, wo innerhalb von 24 Stunden 47 Liter pro Quadratmeter fielen und als Stauniederschläge von der Labradorsee her einzuordnen waren. Gleichzeitig machte sich der kräftige Wind auch im Erdbodenniveau bemerkbar, wo beispielsweise an der am südlichsten gelegenen Station auf Grönland Angisoq 56 kn (ca. 104 km/h) als maximale Windböe gemeldet wurde.

Am 07.11. wurde das neue Tief schließlich auf den Namen BECKY getauft. Der Kerndruck hatte sich schon auf etwa 959 hPa verstärkt und auch den tiefsten Wert erreicht. Das war eine Reduzierung von über 30 hPa in nur 24 Stunden. Gleichzeitig erreichten die Fronten von BECKY die Britischen Inseln. Damit folgte sie der starken Höhenströmung, die von Grönland bis nach Südwesteuropa reichte.

Die größten Niederschlagsmengen wurden in Shannon und Valentia (beide Irland) mit 17 bzw. 31 l/m² gemessen, in Stornoway (Großbritannien) mit ca. 106 km/h eine der höchsten Böen.

Am 08.11. beeinflusste BECKY auch Frankreich und die Iberische Halbinsel, sowie die Westalpen. Neben Locarno (Schweiz, 17 l/m²), La Coruna (Spanien, 17 l/m²), Ajacco (auf Korsika, 25 l/m²) und Bordeaux (Frankreich, 27 l/m²) waren auch wieder Shannon und Valentia mit 19 bzw. 24 l/m² innerhalb von 24 Stunden  unter den niederschlagsreichsten Stationen. In der folgenden Nacht lag das Zentrum von BECKY über Nordfrankreich immer noch mit einem Kerndruck von etwa 965 hPa. Allerdings zeigten die Fronten schon erste Abschwächungstendenzen. Dennoch formierte sich BECKY zusammen mit Tief ANNELIE über Südschweden und einem namenlosen Tief über den Karpaten zu einem beeindruckenden Tiefdruckkomplex, der sich fast über ganz Europa erstreckte.

Am 09.11. erreichte BECKY schon deutlich abgeschwächt Deutschland. Während in der Südhälfte Deutschlands Tageshöchsttemperaturen von bis zu 13,5°C (Freiburg) gemessen wurden, waren es in der Nordhälfte nur 4 bis 8°C. Nennenswerte Niederschlagsmengen fielen aber nur in Nordrhein-Westfalen und Hessen mit bis zu 7 l/m² in 24 Stunden. Wesentlich ergiebiger waren diese beispielsweise in Südfrankreich (Dax, 65 l/m²), Nordspanien (Santander, 54 l/m²) und auch Marokko (Al Hoceima, 29 l/m²).

Im Laufe des 10.11. erreichte das Zentrum von Tief BECKY Niedersachsen und brachte in einem Bereich von Hannover bis Köln nochmals bis zu 9 l/m². Das war auch das letzte Mal, das BECKY auf der Berliner Wetterkarte auftauchte, bevor sie sich endgültig auflöste.

 

 


Geschrieben am 06.12.2010 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 10.11.2010

Pate: Rebecca Riemer