Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  BENJAMIN

(getauft am 04.01.2011)

 

Am 3. Januar lag ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet über dem mittleren Nordatlantik, das bereits ein voll ausgebildetes Frontensystem aufwies. Da dieser Wirbel für Mitteleuropa wetterwirksam zu werden schien, wurde er am Folgetag auf den Namen BENJAMIN getauft.

Am Morgen des 4. Januar lag das Zentrum des Tiefs zentral über dem Nordatlantik. Das Frontensystem war zu einem großen Teil okkludiert, das bedeutet, dass der Warmluftsektor gehoben wurde, da die Kaltfront, die Warmfront eingeholt hatte. Somit entstand eine Front, die sowohl Warm-, als auch Kaltfrontcharakter aufwies. Südlich des Kerns begann eine Okklusion, die sich in Form einer Spirale im Uhrzeigersinn um das Zentrum der Zyklone erstreckte und als Kaltfront weiter südwestlich bis zum nördlichen Wendekreis reichte. Bis zum folgenden Morgen zog der Wirbel BENJAMIN weiter nach Osten und lag mit einem Kerndruck von ca. 990 hPa nordwestlich der Azoren. Auf ihrem Weg nach Osten verstärkte sich die Zyklone zunehmend und lag am 6. Januar mit ihrem Zentrum nordöstlich der Azoren. Nahe dem Kern wurden dabei Gewitter gemeldet. Auf der Rückseite des Tiefdruckgebietes BENJAMIN erstreckte sich eine Okklusion nach Nordwesten bis vor Neufundland, wo sie sich an ein nachfolgendes Tief anschloss. Auf der Vorderseite verlagerte sich das Frontensystem weiter östlich und lag über der französischen, sowie der spanischen Küste. Dort sorgte es für teils kräftige Regenschauer. In La Corunna, im Nordwesten Spaniens, wurden dabei 15 mm binnen 24 Stunden gemessen.

Bis zum 8. Januar zog das Zentrum des Wirbels BENJAMIN vor die Küste Cornwalls. Rückläufig reichte eine Okklusion einige hundert Kilometer nach Südwesten auf den Atlantischen Ozean. Auf der Vorderseite reichte eine Okklusion über die Irische See und den Norden Englands bis auf die Nordsee und teilte sich dort. Die Warmfront verlief nach Osten über Norddeutschland bis nach Polen und verband sich dort mit der Kaltfront des Tiefs ARNO III. Die nur in der Höhe wirksame und teils okkludierte Kaltfront erstreckte sich dagegen nach Süden über die Benelux-Staaten bis nach Frankreich. Dabei kam es fast in ganz Deutschland zu Regen mit teils zweistelligen Niederschlagssummen. Auch im Westen Europas wurde vielerorts Regen oder Sprühregen registriert.

Bis zum Morgen des 9. Januar bildete der Wirbel BENJAMIN ein zweites Zentrum aus. Der Hauptkern befand sich vor der Küste Norwegens auf der nördlichen Breite von Bergen. Von ihm verlief eine Okklusion zum zweiten Kern, der nahe Oslo lag. Ausgehend vom Nebenkern reichte die Warmfront in einem Bogen nach Osten bis zum Baltikum und dann nach Süden über Weißrussland bis an die ukrainische Küste des Schwarzen Meeres. Entlang der Warmfront kam es verbreitet zu Regen mit Sprühregen. Die Kaltfront erstreckte sich vom zweiten Kern aus nach Süden über Schweden bis zum Norddeutschen Raum nahe Hamburg und von dort nach Südwesten über die Benelux-Staaten bis nach Frankreich. Von dort an reichte die Front als Warmfront weiter bis zum Golf von Biskaya, wo sie sich an ein nachfolgendes Tief anschloss.

Am Folgetag zog BENJAMIN weiter nach Norden, wobei sich die beiden Kerne wieder vereinten und nun nahe dem norwegischen Trondheim lagen. Das weiterhin komplexe Frontensystem, welches über fast ganz Nord-, Mittel- und Osteuropa lag, verursachte im gesamten Einflussbereich Regen oder Sprühregen, der vor allem im Südwesten Deutschlands für zweistellige Niederschlagsmengen sorgte. So wurden aus Freiburg 13 mm und aus Freudenstadt 16 mm Regen innerhalb von 24 Stunden gemeldet.

Am 11. Januar lag der Kern von BENJAMIN mit einem Luftdruck von ca. 990 hPa in der Nähe des Nordkaps. Eine rückläufige Okklusion reichte nach Westen bis auf das Nordmeer, während eine voranlaufende Okklusion bis östlich des russischen Archangelsk reichte. Dort verlief eine Warmfront nach Südosten bis südlich von Perm am Ural. Die Kaltfront reichte weit nach Süden über den europäischen Teil von Russland nahe Moskau bis zur Ukraine. Dort verlief sie als Warmfront weiter über die Slowakei und Tschechien bis nach Süddeutschland.

Bis zum 12. Januar verschob sich das Zentrum des Tiefdruckgebietes etwas weiter nach Osten und teilte sich. Eine rückläufige Okklusion verband einen neuen Kern nahe den Lofoten mit dem ursprünglichen Kern BENJAMIN über dem Weißen Meer. Eine voranlaufende Okklusion, die teilweise Warmfrontcharakter aufwies, verlief nach Osten bis zum Nord-Ural und von dort weiter Richtung Süden. Der zunehmende Okklusionsprozess schränkte die Wetterwirksamkeit der Zyklone nun zunehmend ein.

Am darauffolgenden Tag lag der Kern des Wirbels BENJAMIN mit einem Druck von etwa 1000 hPa nahe dem Nord-Ural. Nach Westen erstreckte sich eine Kaltfront bis zum Weißen Meer und verlief als Warmfront etwa 100 km weiter bis nach Lappland. Die eigentliche Warmfront des Tiefs reichte vom Zentrum einige hundert Kilometer nach Südosten und führte einige  schwache Schneeschauer mit sich.

Bis zum Morgen des 14. Januar verließ die Zyklone BENJAMIN den Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Nordosten.

 


Geschrieben am 04.03.2011 von Benjamin Siebert

Berliner Wetterkarte: 09.01.2011

Pate:  Hans-Jochen Beilke