Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet BENJAMIN
(getauft am 05.01.2017)
Durch das Aufeinandertreffen von polarer
Kaltluft und feucht-milden Luftmassen vom Atlantik kam es durch Zyklogenese an
der südöstlichen Küste Grönlands zur Bildung eines neuen Tiefdruckwirbels,
welcher am 05.01.2017 in der Prognose für den Folgetag den Namen BENJAMIN
erhielt.
Am 06.01. befand sich der Kern von Tief
BENJAMIN mit einem Druck von 975 hPa über der Insel Jan Mayen, die ungefähr 550
km nordöstlich von Island liegt. Eine Warmfront erstreckte sich vom Kern nach
Osten über das Europäische Nordmeer. Eine Okklusionsfront, welche eine
Mischfront mit Warm- und Kaltfrontcharakter ist, führte nach Süden bis über das
Gebiet der Färöer-Inseln. Dort spaltete sie sich auf, wobei einerseits eine
Warmfront weiter nach Süden über die Britischen Inseln führte und sich andererseits
eine Kaltfront von dort nach Südwesten über den Atlantik erstreckte. Die
Wetterstation auf der Insel Jan Mayen registrierte im Laufe des Tages einen
starken Wetterumschwung. Während in der Nacht der Wind aus südlichen Richtungen
wehte, drehte er ab 07 Uhr UTC, d.h. 08 Uhr MEZ, auf nördliche Richtungen und
verstärkte sich von mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen 40 und 50 km/h auf
bis zu 64 km/h. Dazu traten Böen bis zu 111,7 km/h auf und zusätzlich wurde
kältere Luft herangeführt. Am Vortag meldete die Wetterstation um 18 Uhr UTC
eine Höchsttemperatur von 2,4°C, in der Nacht stieg sie sogar weiter auf 2,9°C
an. Zwischen 06 und 18 Uhr UTC lag die Höchsttemperatur jedoch nur noch bei
-1,2°C, wobei es im Tagesverlauf immer wieder schneite. Die Warmfront, die die
Britischen Inseln überquerte, brachte ebenso verbreitet Niederschläge. Die
größten Mengen traten hier im Süden Irlands und an der Westküste
Großbritanniens auf. Der Flughafen Cork im Süden Irlands meldete ab 18 Uhr UTC
am Vortag Regen, welcher in sechs Stunden 4,0 mm brachte. Ab Mitternacht fielen
in den folgenden 24 Stunden 26,1 mm. In der zweiten Tageshälfte wurde der Regen
weniger und es zog dichter Nebel auf. Am Vortag betrug die Höchsttemperatur
8,0°C, an diesem Tag stieg sie sogar bis auf 10,9°C.
Am 07.01. befand sich das Tief BENJAMIN
über dem Nordmeer zwischen Spitzbergen und dem Norden Skandinaviens. Der
Kerndruck lag bei 980 hPa. Die Okklusion erstreckte sich nach Süden entlang der
Skanden bis über den Skagerrak, wo sie sich aufspaltete. Die Warmfront führte
weiter nach Südwesten zum Ärmelkanal. Die Kaltfront verlief nach Westen bis
über die Southern Uplands von Schottland. Der auflandige Wind an der norwegischen
Küste sorgte dabei zwischen Trondheim und Tromsö für Stauniederschläge, wodurch
dort in 24 Stunden zwischen 10 und 16 mm an Niederschlag gemessen werden konnte.
In der maritimen Luft lag derweil die Höchsttemperatur zwischen 4°C und 7°C,
was eine strenge Kälteperiode mit zweistelligen negativen Temperaturen
beendete. Östlich der Skanden, im schwedischen Teil Lapplands, blieb der
Dauerfrost mit Höchsttemperaturen um -1°C verbreitet erhalten. In Nattavaara
stieg die Temperatur bei klarem Himmel bis auf -2,1°C aufgrund von trockener
Luft durch den Föhn der Skanden. Am Vortag betrug die Höchsttemperatur noch
-7,3°C mit zeitweise starkem Schneefall beim Eintreffen der Okklusionsfront.
Die Tiefsttemperatur lag tags zuvor noch bei -36,1°C und der Himmel war klar
durch noch bestehenden Hochdruckeinfluss. Im Norden Deutschlands zog im Lauf
des Tages die Warmfront von Tief BENJAMIN herein, welche verbreitet zu Schnee
oder gefrierendem Regen führte. Gefrierenden Regen oder Sprühregen meldete zum
Beispiel die Wetterstation Quickborn von 06 bis 15 Uhr UTC, zeitweise mit
Schnee oder Regen vermischt. In der Nacht war die Tiefsttemperatur hier noch -5,6°C,
tagsüber erwärmte sich die Luft bis auf +0,5°C. In Berlin-Dahlem setzte der
Niederschlag um 12 Uhr UTC ein, zunächst als einzelne Schneeflocken, später als
Eiskörner oder Schneegriesel, da in höheren Luftschichten wärmere Temperaturen
herrschten. Bis Mitternacht stieg die Temperatur an der Station bis auf -3,1°C
an bei einer Schneedecke von 3 cm, 12 Stunden zuvor betrug die Dicke noch 1 cm.
Bis zum 08.01. hatte sich das Tief BENJAMIN
aufgespalten. Das Tief BENJAMIN I war rasch über den Arktischen Ozean
vorangeschritten und befand sich mit seinem Kern und einem Druck von 980 hPa
über der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja. Eine Luftmassengrenze
unterschiedlichen Charakters führte nach Südwesten über das Weiße Meer, den
Osten Finnlands bis über das Baltikum und die mittlere Ostsee. Das Tief
BENJAMIN II wurde über Vorpommern mit einem Kerndruck von 1025 hPa analysiert. Eine
schwache Kaltfront führte vom Tiefdruckkern über Mitteldeutschland bis über den
Schwarzwald. Im Laufe des Tages brachte das Tief BENJAMIN II vor allem am
Alpenrand um 20 cm Neuschnee. Bis 18 Uhr UTC meldeten einige Stationen in
Südbayern 2 mm bis 7 mm Niederschlag im Tagesverlauf. Die Station in Garmisch-Partenkirchen
registrierte um Mitternacht eine Schneedecke von 35 cm, München-Stadt 14 cm und
Chieming 15 cm. Im Süden und Osten Deutschlands konnte der Dauerfrost auch an
diesem Tag bei Höchsttemperaturen von überwiegend -1°C bestehen bleiben. Am
Vortag wurden noch verbreitet Tiefsttemperaturen um -20°C im Süden und um -10°C
im Osten Deutschlands registriert.
Während sich das Tief BENJAMIN II über
Deutschland aufgrund des zunehmenden Hochdruckeinflusses der Antizyklone
ANGELIKA auflöste, zog der Wirbel BENJAMIN weiter nach Nordosten bis außerhalb
des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte, wodurch das Tiefdrucksystem
BENJAMIN am 09.01. nicht mehr namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am 01.02.2017 von Sebastian
Kugel
Berliner Wetterkarte: 08.01.2017
Pate: Benjamin Hildebrandt