Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
BERNHARD
(getauft
am 21.12.2019)
Während die Tiefdruckgebiete YADID
und ZELIO über Nordeuropa weilten und über dem Nordatlantik das Tiefdruckgebiet
AILTON mit der Westströmung nach Europa zog, entwickelte sich entlang eines
Ausläufers des Tiefs ZELIO eine sogenannte Wellenstörung. Diese konnte um 00
Uhr UTC (01 Uhr MEZ) des 21.12.2019 auf dem Mittelmeer südlich von Marseille
analysiert werden. Da sie sich in den kommenden Tagen zu einer
wetterbeeinflussenden Zyklone weiterentwickeln sollte, wurde sie in der
Analysekarte auf den Namen BERNHARD getauft.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sie eine
vom Kern auslaufende Kaltfront nach Westen, welche über Madrid in die Warmfront
des nachfolgenden Tiefs AILTON überging. Auch konnte eine kurze Warmfront nach
Osten analysiert werden, welche aber über Sardinien bereits Kaltfrontcharakter
annahm. Da an den Fronten sowie im Kern starke Luftmassenbewegung in die
Vertikale stattfindet, treten dort zumeist die höchsten Niederschläge auf.
Durch die schnelle Verlagerung des Tiefs BERNHARD nach Osten konnte der Regen
nur schwer dem jeweiligen Verursacher zugeordnet werden, klar ist aber, dass
hohe zweistellige Summen im Einflussgebiet zustande kamen, so etwa 23 mm in 12h
bis 18 Uhr UTC im italienischen Treviso/Istrana oder
auch 18 mm in Frontone im selben Zeitraum. Aber auch
das kroatische Zadar erreichte in den 12h 28 mm
Niederschlag.
Zum Folgetag hatte sich Tief BERNHARD
mit der Westströmung nach Osten verlagert, sodass es sich um 00 Uhr UTC mit Kern
zwischen Wien und Warschau befand. Aus diesem unter 990 hPa starken Zentrum
verlief eine Warmfront nach Norden, wo sie über dem Baltikum in die Kaltfront
eines anderen Tiefs überging. Dazu konnte eine Kaltfront nach Süden über
Budapest und Belgrad bis an die Südspitze Italiens analysiert werden.
Insbesondere entlang der Fronten konnte höherer Niederschlag erfasst werden.
Während im Einflussgebiet verbreitet 1-4 mm in 24h bis 00 Uhr UTC fielen, kamen
12-stündig verteilt Werte über 10 mm zusammen, wie 14 mm bis 18 Uhr UTC im
polnischen Ostroleka oder auch 16 mm am Flughafen
Dubrovnik/Čilipi. Der
Durchgang der Kaltfront war zudem in Südeuropa lokal stark bemerkbar. Während
im italienischen Rimini am 21.12. noch 20,3°C Maximaltemperatur erfasst wurden,
betrug diese am Folgetag nur noch 14,6°C. Im slowenischen Kočevje
war dieser Unterschied mit 2,9 Grad von 13,7°C auf 10,8°C zwar nicht so hoch
wie in Italien, aber dennoch bemerkenswert.
Am 23.12. konnte das Zentrum des
Tiefs BERNHARD weiter nördlich, etwa bei Minsk analysiert werden. Der
Minimaldruck lag wie tags zuvor bei knapp unter 990 hPa. Die Warm- und
Kaltfront des Tiefs BERNHARD waren in den letzten 24h zudem okkludiert. Dieser
Vorgang bezeichnet in der Meteorologie die Vereinigung beider Fronten, da die
nachfolgende Kaltfront die langsamere Warmfront einholt. Diese neu entstandene
Okklusionsfront wurde um 00 Uhr UTC von Südosten nach Nordwesten im
Uhrzeigersinn um den Kern herum analysiert. Nach einem kurzen nach Norden
reichenden Teil ging sie über der finnisch-russischen Grenze nahe St.
Petersburg in die Front eines anderen Tiefs über der nördlichen Nordsee über.
Da sich Tief BERNHARD im Laufe des Tages auflöste und der Tiefdruckkomplex
AILTON von Westen nachrückte, konnte ihm kaum noch signifikantes Wetter
zugeordnet werden. Leichte Niederschläge in den baltischen Staaten bis in den
Süden Finnlands brachten etwa 1-2 mm Regen in 24h bis zum Folgetag 00 Uhr. Es
wurden so 1,1 mm im estnischen Kunda, 0,9 mm im
finnischen Laukansaari oder auch 1,9 mm im
litauischen Varėna gemessen
werden.
Da sich Tief BERNHARD im Tagesverlauf
abschwächte und auflöste, tauchte es ab dem 24.12.2019 nicht weiter auf den
Karten der Berliner Wetterkarte auf.