Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet BERTI
(getauft am 31.10.2009)
Am 30.10.2009 bildete sich über dem Nordatlantik eine Wellenstörung aus, die am
Folgetag auf den Namen BERTI getauft wurde. Das am 31.10.2009 im Seegebiet westlich
der Azoren gelegene Wellentief BERTI zog unter erheblicher Verstärkung rasch
nach Nordosten und entwickelte sich bis zum frühen Morgen des 01.11.2009 zu einer
markanten Warmsektorzyklone, die um 06 UTC unmittelbar südlich von Irland lag. Unter
weiterer Verstärkung zog das mittags über Westengland angelangte Sturmtief
BERTI nordostwärts. Am Abend um 18 UTC unterschritt der Kerndruck 970 hPa, lag
damit also um 35 hPa niedriger als am 01.11.2009 um 00 UTC. Durch den starken
Druckgradienten kam es über England und Schottland verbreitet zu Böen der
Stärke 10 bis 11 Bft. Noch stärkere Böen wurden aber durch das Fehlen eines
dementsprechend starken Oberwindes in der Troposphäre verhindert. Die
500-hPa-Karte von 06 UTC zeigt, dass sich der Wirbel BERTI bis in die mittlere
Troposphäre als abgeschlossenes Tief ausgebildet und daher den Höhepunkt seiner
Entwicklung überschritten hat. Die Ausläufer des Tiefs brachten in Schottland
24-stündige Regenmengen von teilweise über 50 Liter pro Quadratmeter (Keswick
56 l/m², Boulmer 52 l/m², Shap 57 l/m²). Der äußerste Westen Deutschlands wurde
ab den Nachmittagsstunden von dem Regengebiet der Warmfront erfasst.
Gleichzeitig gelangte wieder sehr milde Meeresluft in die Westhälfte, sodass
z.B. in Düsseldorf 15°C erreicht wurden. Dagegen blieb die Osthälfte noch im
Zustrom trocken-kalter Festlandsluft und in Angermünde in der Uckermark wurden
nur maximal 4°C gemessen. Nachts zog das Regengebiet langsam ostwärts, hatte
aber in den Frühstunden immer noch nicht die Oder erreicht. Die aufgetretenen
Niederschlagsmengen waren infolge der gehobenen Luftmasse ehemals tropischen
Ursprungs durchaus als ergiebig zu bezeichnen; beispielsweise fielen in Bremen
28 l/m². Am 02.11.2009 kam das Regenband in der Osthälfte praktisch zum
Stillstand. Das Sturmtief BERTI erreichte am Morgen des 02.11.2009 die Ostküste
von Schottland und verlagerte sich unter Auffüllung nordostwärts zur
Norwegischen See. Dabei hatte schon am frühen Morgen das weiter okkludierende
Frontensystem die Mitte Deutschlands erreicht, kam in der Folgezeit aber kaum
noch ostwärts voran. An der Luftmassengrenze selbst bildeten sich kleinere
Wellentiefs, die mit der Strömung nordwärts zogen und in der gesamten Osthälfte
Deutschlands für länger anhaltenden und ergiebigen Regen sorgten. Dabei fielen
von der Oberpfalz über Sachsen bis nach Brandenburg großflächig 15 bis 30 Liter
Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden bis 06 UTC am 03.11.2009. Das
ist rund ein Drittel der normalen Monatsmenge für November. Beispielsweise
meldeten Elsterwerda 28 l/m², Leipzig 28 l/m² und Weiden in der Oberpfalz 30 l/m².
In Berlin-Dahlem fielen 22 l/m², damit sind hier bereits 44% vom mittleren
Monatsniederschlag gefallen. Auf der Zugspitze erhöhte sich die Schneedecke auf
120 cm. An der norwegischen Atlantikküste ist es entlang der Okklusion des
Tiefdruckwirbels BERTI vielfach zu föhnartiger Erwärmung gekommen. In
Mittelnorwegen stieg die Temperatur vereinzelt auf 13 bis 14°C (Maximum von
Skalmen Fyr westlich von Trondheim 13,9°C). Auch nachts kühlte es sich dort nur
auf Werte um 10°C ab. In Deutschland bewegte sich die Okklusion von BERTI nur
wenig. Sie trennte relativ kalte Luft im Nordosten von milder Luft im Westen
und Südwesten: So stieg am 03.11.2009 die Temperatur in Berlin-Brandenburg und
in Vorpommern nur auf 4 bis 5°C, am Rhein dagegen auf Werte um 12°C. Diese
Okklusion verschmolz am 04.11.2009 mit der Okklusion des Wirbels CASSEN, wobei
es verbreitet erneut zu länger anhaltendem und ergiebigem Regen kam. Der Tiefdruckwirbel
BERTI verschwand am 05.11.2009 von der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 04.12.2009 von Jasmin Krummel
Wetterkarte: 02.11.2009
Pate: Werner Berkenkamp