Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet BERTRAND
(getauft am 26.02.2005)
Am 25. Februar 2005 lag in ca. 5km Höhe über Frankreich ein abgeschlossenes
Gebiet mit sehr kalter Luft (bis -40°C). Die dazugehörigen Bodenfronten von
YANNICK und ZOLTAN erstreckten sich von der Normandie über Deutschland, dem
Schwarzen Meer, Italien bis zum mittleren Atlantik. An dieser sehr lang
gestreckten Front bildete sich am 26. Februar 2005 das Tiefdruckgebiet
BERTRAND.
BERTRAND wies bei seiner Entstehung einen Kerndruck von weniger als 1005hPa
auf und lag mit seinem Zentrum über Mittelitalien.
Am 27. Februar hatte sich BERTRAND von den Fronten des Tiefdruckgebietes
ZOLTAN gelöst und bildete eine eigene Warm- und Kaltfront aus. Durch den
zunehmenden Temperaturkontrast (Kreta 9°C – Balkanhalbinsel -7°C) über dem
südöstlichen Europa verstärkte sich BERTRAND auf weniger als 1000hPa.
Am darauf folgenden Tag, dem 28. Februar, hatte sich BERTRAND mit einem
Kerndruck von 985hPa zu einem Sturmwirbel verstärkt. Sein Zentrum war von
Italien zum Schwarzen Meer gewandert. So kam es entlang seiner Fronten, die vom
Schwarzen Meer bis nach Tunesien reichten zu kräftigen Niederschlägen. Odessa
auf der Krim meldete innerhalb von 24 Stunden eine Niederschlagsmenge von mehr
als 40 Liter auf dem Quadratmeter, wobei das meiste bei Temperaturen um 2°C als
Regen fiel und erst in den Morgenstunden sich eine Schneedecke von 7cm bilden
konnte.
In der Nacht zum 1. März wanderte BERTRAND weiter nach Russland und lag in
den Morgenstunden bei Moskau. Er hatte sich nicht sonderlich abgeschwächt und
sorgte nun in Russland für verbreitete Schneefälle bei Temperaturen deutlich
unter dem Gefrierpunkt. In Moskau lag die Niederschlagsmenge bei 8 Liter pro
Quadratmeter, was einem Neuschneezuwachs von mehr als 10cm entsprach
An den darauf folgenden Tagen schwächte sich BERTRAND immer weiter ab: Am
2. März hatte sich sein Kern, der östlich der Kola-Halbinsel lag, bereits auf
990hPa aufgefüllt. Seine Kalt- und Warmfront begann langsam zu okkludieren.
Am frühen Morgen des 3. Märzes hatte sich BERTRAND kaum weiter bewegt und
lag immer noch östlich der Kola-Halbinsel. Er lenkte auf seiner Vorderseite
verhältnismäßig warme Luft nach Westsibirien - die Temperaturen stiegen fast
auf 0°C an – ; führte aber auf seiner Rückseite kalte Luft mit Werten von -15°C
bis -20°C in den europäischen Teil Russlands.
Am 4. März 2005 wurde BERTRAND nicht mehr auf dem europäischen
Kartenausschnitt analysiert.
Insgesamt lebte BERTRAND sechs Tage und legte dabei eine Strecke von mehr
als 1000 km zurück. Sein Weg führte ihn dabei von Italien über die Krim bis
nach Nordrussland. Er sorgte am Schwarzen Meer für starke Niederschläge und
Sturm. Durch seine Warmfront wurde es in Westsibirien spürbar milder.
Geschrieben am 09.03.2005 von Thomas Schartner
Wetterkarte: 01.03.2005
Pate: Bertrand Jungo