Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BIANCA

(getauft am 02.03.2016)

 

Am 02.03.2016 erschien ein Tiefdruckgebiet mit einem Kerndruck von 1015 hPa rund 330 km südlich von Grönland auf der europäischen Analysekarte und lag auf einem Breitengrad mit Mailand. Dieses besaß eine in Richtung Osten reichende Warmfront, welche über dem Atlantik in die Kaltfront des Tiefs ALOISIA überging. Auf Grund des vorhergesagten Einflusses auf das europäische Wettergeschehen wurde der Wirbel in der Prognose für den Folgetag auf den Namen BIANCA getauft.

Im Laufe des Tages verlagerte sich der Wirbel BIANCA weiter Richtung Norden und bildete dort am 03.03. gegen 00 Uhr UTC, d.h. um 01 Uhr MEZ, mit zwei weiteren Tiefdruckkernen eine Kette aus drei Tiefdruckzentren südlich der grönländischen Küste mit zentrumsnahen Luftdrücken zwischen 995 und 990 hPa. Von dem mittleren der drei Tiefs ging eine Okklusion nach Osten, welche in die Okklusion des östlichen Tiefs BIANCA überging. Eine Okklusion entsteht, wenn die schnellere, hintere Kaltfront die vorlaufende Warmfront einholt und somit die wärmere Luft aufgleiten lässt. Der Schnittpunkt, an dem die Okklusion in Warm- und Kaltfront geteilt wird, nennt sich Okklusionspunkt. Knapp 100 km südöstlich des Tiefs BIANCA auf der geographischen Breite von Dublin lag der Okklusionspunkt und teilte das Frontensystem in eine nach Südwesten reichende Kaltfront und in eine sich nach Süden bis kurz vor die portugiesische Küste erstreckende Warmfront auf. Einige Stunden später wurden durch die vorherrschende Westströmung die beiden westlich liegenden Tiefs von der Zyklone BIANCA aufgenommen und verlagerten sich insgesamt weiter Richtung europäisches Festland.

Bis zum 04.03. hatte sich das Zentrum des Wirbels BIANCA über die Irische See, die Meerenge zwischen Irland und Großbritannien, verlagert. Dabei besaß der Wirbel BIANCA einen Kerndruck von 995 hPa. Die Okklusion erstreckte sich Richtung Norden bogenförmig um Irland herum und nach Südosten bis etwa London, wo der Okklusionspunkt lag. Von dort aus erstreckten sich die Warmfront bis zu den Pyrenäen und die Kaltfront weiter gen Westen über den Atlantik. Da sich der Okklusionspunkt direkt über dem englischen Festland befand, wurden dort größtenteils 24-stündig zweistellige Niederschlagssummen bis 18 Uhr UTC aufgezeichnet. Das Tagesmaximum lag dabei in Bingley in West Yorkshire bei 33 mm. Etwas westlicher auf den Walney Islands fielen zum selben Zeitraum 21 mm. Ein starker Druckabfall erzeugte auf der britischen Insel Windstärken bis zur Stärke 7 auf der Beaufortskala, was einer Windgeschwindigkeit zwischen 50 und 61 km/h entspricht. In Dundrennan und Aberdaron erreichte der Wind Stärken bis 6 Beaufort, also 39 bis 49 km/h. Die Warmfront des Wirbels BIANCA erzeugte an diesem Tag Temperaturen bis zu 18°C in den Pyrenäen und 9 bis 10°C in ganz Frankreich.

Am 05.03. wurde das Tief BIANCA mit einem Kerndruck von weiterhin 995 hPa über dem Ärmelkanal analysiert. Die Okklusion reichte in einem nördlichen Bogen um den Kern des Tiefs BIANCA von London bis Köln, wo sie in eine Warmfront überging, welche den Teil einer neuen verwellten Front innerhalb des Frontensystems von Tief BIANCA darstellte. Südlich der Alpen folgte eine weitere Störung in dieser Welle. Beide Störungen entwickelten sich zum Folgetag zu eigenen Tiefdruckkernen. Die Kaltfront der zweiten Störung erstreckte sich von der Mittelmeerküste Spaniens über Gibraltar bis über den Atlantik kurz vor die Azoren. In Frankreich, in Saint-Quentin nahe Paris, waren Niederschlagswerte von bis zu 22 mm in 24 Stunden bis 18 Uhr UTC zu verzeichnen. Auch an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz wurden Niederschlagsmengen zwischen 25 und 31 mm in 24 Stunden gemessen. Durch die Änderung der Luftmassen über Marseille konnten hier maximale Temperaturen von bis zu 15°C gemessen werden.

Bis zum Folgetag entwickelten sich in diesem Drucksystem drei Tiefdruckzentren aus, welche alle einen Kerndruck von ca. 1000 hPa besaßen. Das Tief BIANCA lag dabei über Amsterdam. Dessen Okklusion erstreckte sich in einem Bogen um den Kern über Hamburg bis Berlin, wo es in die Okklusion des am vorherigen Tag entstandenen Tiefs überging. Dieser zweite Tiefdruckkern befand sich bei München. In Deutschland fielen innerhalb von 24 Stunden bis 18 Uhr UTC Niederschlagssummen bis über 10 mm, wie in Rostock und Potsdam mit 11 mm oder Ingolstadt mit 6 mm. Über den Alpen erstreckte sich die Kaltfront des zweiten Kerns, welche über Südtirol in die Warmfront eines weiteren Tiefdruckkernes über Mailand überging. Dessen Kaltfront verlief über Sizilien und Nordafrika bis zu den Kanaren. Diese Kaltfront über Italien brachte 15 mm Niederschlag in Florenz, Pisa und Monte Cimone innerhalb von 12 Stunden bis um 00 Uhr UTC des Folgetages. In Deutschland gab es Neuschnee, bis zu 22 cm am Kahler Asten, 57 cm auf dem Fichtenberg oder 375 cm auf der Zugspitze.

Im Laufe des Tages entfernten sich die Tiefdruckgebiete voneinander, so dass nun die Tiefs als Tief BIANCA I und Tief BIANCA II bezeichnet wurden. Der Wirbel BIANCA I verlagerte sich weiter Richtung Norden und wurde am 07.03. mit einem Kerndruck von 1000 hPa über Dänemark analysiert, wohingegen sich die Zyklone BIANCA II nach Süden verlagerte und das Zentrum mit 1005 hPa über der südlichen Adria lag. Das Tief BIANCA I besaß eine Okklusion, welche mit einer Okklusion eines Tiefs nördlich der norwegischen Westküste verbunden war. Diese Okklusion verlief entlang der norwegischen Westküste, über die Nordsee bis Kopenhagen und brachte bis 00 Uhr UTC 24-stündige Niederschlagswerte bis 19 mm in Kroppefjall-Granan in Schweden. Aber auch in Greifswald mit 13 mm und in Malmö mit 21 mm waren noch starke Niederschläge zu verzeichnen. In den folgenden 12 Stunden fielen in Schweden zwischen 5 und 6 mm in Kroppefjall-Granan und Rangedalla. Eine weitere Okklusion verlief weiter von Kopenhagen über Wilna bis Belgrad, wo sie in die Warmfront des Tiefs BIANCA II überging. Die einfließenden Luftmassen der gemäßigten Breiten brachten in Süd-Osteuropa maximale Temperaturen bis 24°C, z.B. in Rasgrad in Bulgarien. Vom Kern der Zyklone BIANCA II über der südlichen Adria erstreckte sich eine Kaltfront, welche bei Tripolis den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verließ. Es fielen aufgrund von Tief BIANCA II in Albanien innerhalb von 12 Stunden bis zu 24 mm Niederschlag, z.B. in Kerkira, Vlore und Tirana-La Praka. Außerdem wurden zwischen 00 und 01 Uhr UTC Gewitter über der südlichen Adria beobachtet, was zu 8 mm Niederschlag in den ersten 6 Stunden des Tages führte. In Bosnien-Herzegowina sorgte der Niederschlag in 2000 m Höhe zu 84 cm Neuschnee auf dem Bjelasnica.

Durch die schwache Südwestströmung verlagerten sich sowohl das Tief BIANCA I als auch der Wirbel BIANCA II zum nächsten Tag nur sehr wenig. Außerdem erhöhten sich die Kerndrücke auf 1005 hPa. Der Wirbel BIANCA I wurde in der Nähe von Oslo analysiert. Dessen Okklusion führte über Helsinki, St. Petersburg bis Wilna, wo sie wieder in die Warmfront des über den Karpaten liegenden Tiefs BIANCA II überging. Dieses Frontensystem erzeugte ein Niederschlagsband von Estland gen Süden verlaufend bis zur griechischen Mittelmeerküste. Dabei traten Niederschlagswerte von bis zu 23 mm innerhalb der letzten 24 Stunden bis 18 Uhr UTC im lettischen Skriveri auf. Auch in Litauen fielen in Kaunas bis zu 22 mm und in Alexandroupoli in Griechenland wurden 13 mm gemessen. Die Kaltfront des Systems verlief nach Süden über Athen und verließ über Nordafrika den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte.

Bis zum Folgetag schwächte sich das Tief BIANCA II soweit ab, dass es sich auflöste und nur noch der Wirbel BIANCA verzeichnet wurde. Dieser verlagerte sich weiter nach Norden über das Europäische Nordmeer nördlich von Tromsø. Die kurze Okklusion spaltete sich nordöstlich vom Tiefzentrum in eine Warmfront, welche bis zum nördlichen Ural reichte und eine Kaltfront, die an der Nordküste Russlands in die Warmfront des ehemaligen Tiefs BIANCA II überging, auf. Dabei fielen innerhalb von 24 Stunden bis 18 Uhr UTC 10 mm in Reboly und Kashkarantsy in Russland. Auch Finnland verzeichnete Niederschlagswerte bis zu 7 mm in Lieksa Lampela.

Nach acht Tagen schwächte sich das Tief BIANCA immer mehr ab, und löste sich im Folgenden über dem Europäischen Nordmeer auf.

 


Geschrieben am 12.04.2016 von Lisa Degenhardt

Berliner Wetterkarte: 05.03.2016

Pate: Bianca Merlen