Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
BIRGIT
(getauft
am 04.08.2008)
Bereits am 03.08. zeigte sich über Cornwall
ein zum Frontensystem von AMELIE gehörendes Randtief, das weiter nach
Zentraleuropa zog und am Folgetag auf den Namen BIRGIT getauft wurde. Die damit
verbundenen Hebungsprozesse verursachten bis zum Morgen des 03.08. in Plymouth bereits
eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 3 Liter pro Quadratmeter. BIRGIT
erreichte am 04.08. den Nordwesten Deutschlands. Der Kerndruck betrug zunächst
noch um die 1000 hPa, nahm jedoch bis zum Vormittag auf circa 990 hPa ab, was
eine wirklich rasante Entwicklung bis hin zum Sturmtief bedeutete. Der Wirbel
brachte zuvor im Nordosten Frankreichs und Nordwesten Deutschlands ergiebige
Regenmengen: Innerhalb von 12 Stunden fielen beispielsweise in Osnabrück 58
Liter Regen pro Quadratmeter und in Münster sogar 64 l/m². Auch in den
Nachbarländern Deutschlands kam es verbreitet zu ergiebigen Regenfällen. In
Cambrai in der Nähe von Lille wurden 55 Liter Regen pro Quadratmeter
registriert und im belgischen Beauvechain immerhin noch 42 l/m². In der französischen
Stadt Hautmont traten infolge von Tornados erhebliche Schäden auf. Diese
bildeten sich entlang der südwärts ausgreifenden Kaltfront durch kräftige
erzwungene Hebung.
Das Tief BIRGIT zog in der Folge weiter
nordostwärts und befand sich am 05.08. mit seinem Zentrum über Südschweden. Am Vorabend
erreichte das Sturmtief mit einem Kerndruck von 984 hPa über Südschweden seinen
Höhepunkt. Auch hier brachten die Wolken- und Niederschlagsbänder erhebliche
Regenmengen, die zudem von kräftigen Windböen im Mittel der Stärke 10 begleitet
waren. So wurden exemplarisch in Göteborg 58 Liter Regen pro Quadratmeter
gemessen, in Helsingborg sogar 69 l/m². Anschließend zog BIRGIT weiter nach
Osteuropa und spaltete sich in zwei Teiltiefdruckgebiete auf. BIRGIT I lag mit
einem Kerndruck von 1000 hPa über Minsk, wohingegen sich BIRGIT II am 06.08. mit
ähnlichem Kerndruck östlich von Moskau befand. Die Frontensysteme waren immer
noch gut ausgebildet, weshalb BIRGIT kaum an Wetteraktivität einbüßte. Durch
eine rückführende Okklusion, die beide Zentren einte, beschränkte sich die
Wetterwirksamkeit nicht nur auf Russland und Weißrussland, sondern erfasste
auch das Baltikum. Dadurch fielen im estländischen Tartu binnen 12 Stunden 47 l/m².
Letztlich verlagerte sich der Tiefkomplex weiter über den Ural bis nach
Westsibirien und konnten am 10.08. letztmalig auf den europäischen Wetterkarten
erkannt werden.
Geschrieben am 29.08.2008 von T. Pagenkopf
Wetterkarte: 05.08.2008
Pate: Birgit Batliner