Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BIRK

(getauft am 17.03.2013)

 

In der zweiten Märzdekade wurde die Entstehung eines Tiefs an einer sich verwellenden Front des Tiefdruckkomplexes ANDREAS bei den Britischen Inseln analysiert. Da es in seiner Entwicklung das Wettergeschehen in Europa beeinflussen sollte, wurde es in der Prognose für den Folgetag auf den Namen BIRK getauft. Am 18.03. lag das Tief BIRK mit einem Kerndruck von etwa 997 hPa über dem Löwengolf im Mittelmeer. Eine Okklusion, d.h. eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, mit Warmfrontcharakter reichte vom Kern über Südfrankreich und den Westen Deutschlands bis zum Tiefdruckkomplex ANDREAS über Südengland. Die Kaltfront lag dabei vom Zentrum ausgehend quer über Spanien und reichte bis etwa zur Algarve. Das Wolkenband von Tief BIRK war sehr ausgedehnt, von Tunesien über Italien bis nach Mitteldeutschland war es überwiegend bedeckt, wobei zum Teil hohe Niederschlagsmengen fielen. So registrierte Florenz am 18.03. knapp 31 mm Niederschlag in flüssiger Form, während es in weiten Teilen Norditaliens auch bis zur Poebene schneite. Außerdem blieb es in dieser Region mit einer Höchsttemperatur von 2°C, wie z.B. in Bozen, für diese Jahreszeit kalt. Im Tagesverlauf verstärkte sich die Zyklone rasch und verlagerte sich nordostwärts über die Alpenregion. In einer meteorologisch relevanten Höhe von 500 hPa, was etwa 5,5 km entspricht, lag der Wirbel BIRK auf der Vorderseite eines großen Langwellentrogs, d.h. ein Kaltluftvorstoß nach Süden, was zu einer Intensivierung führte. Mit der Verlagerung nach Nordosten gingen auch die Niederschläge, die mit Tief BIRK einher gingen, zunehmend in feste Formen über und sorgten in weiten Teilen von Mitteleuropa für viel Neuschnee. Das Zentrum befand sich nachts mit einem minimalen Luftdruck von etwa 991 hPa über dem Osten Tschechiens. Diese Zugbahn wird als Vb-Wetterlage, sprich „Fünf-B-Wetterlage“, bezeichnet und ist meist mit hohen Niederschlagssummen verbunden. In Venedig war Tief BIRK für 50 mm Niederschlag in flüssiger Form verantwortlich und in gemischter Form fielen in Klagenfurt in Österreich 33 mm innerhalb
von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ. An der Westseite eines Tiefdruckgebietes fließt in der Regel sehr kalte Luft von Norden nach Süden, was in Teilen Deutschlands örtlich zu Eistagen führte, also Tage, an denen eine Höchsttemperatur von 0°C nicht überschritten wird. Die Station
Berlin-Dahlem konnte am 19.03. solch einen Tag verzeichnen, dabei schneite es den ganzen Tag meist leicht bis mäßig, wodurch am Abend eine Schneehöhe von 17 cm gemessen wurden. Dies ist eine außergewöhnlich hohe Schneemenge in der Klimageschichte der Station, das letzte Mal wurde eine solche Schneehöhe Ende März 1892 registriert. Weiterhin war dies der vierte Eistag im März 2013.

Am 20.03. war Tief BIRK weiter nach Osten gezogen. Es lag mit seinem Zentrum und einem Kerndruck von 998 hPa in der Nacht etwa über der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Dabei verlief seine Okklusion über Polen bis über den Nordosten Deutschlands und sorgte dort vielerorts für leichte Schneefälle. Die Warmfront reichte bis zur Wolga und die Kaltfront in einem Bogen vom Schwarzen Meer über den Bosporus bis nach Athen. In diesem Zusammenhang wurden in Kiew in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ 12 mm Niederschlag in fester Form gemessen. Insgesamt brachte die Zyklone dort etwa 50 cm Neuschnee. Weiterhin floss sehr kalte Luft nach Mitteleuropa, die in weiten Teilen anhaltend für Eistage sorgten, wie in Kap Arkona auf Rügen oder in vielen Regionen Polens. In Bialystok und Warschau konnten Temperaturen von -12°C bzw. -10°C registriert werden, die dadurch zustande kamen, dass in der Höhe kalte arktische Luftmassen nach Süden transportiert wurden, die sich bis zum Boden durchsetzten. In diesem Bereich herrschte in der dritten Märzdekade überwiegend strenger Frost, was Temperaturen zwischen -10 bis -15 °C bedeutet. Dies ist in Polen für diese Jahreszeit ebenfalls außergewöhnlich.

Am Folgetag wurde die Zyklone BIRK östlich von Moskau mit einem Kerndruck von 1003 hPa analysiert. Die Warmfront zog sich vom Zentrum aus nach Osten und hinaus aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Die Kaltfront verlief über die Wolga und weiter bis zum östlichen Schwarzen Meer, wo sie in die Warmfront eines weiteren Tiefdruckkomplexes überging. Im Warmsektor des Tiefs, also der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, wurden sogar teils positive Temperaturen gemeldet, während es auf der anderen Seite bei zweistelligen Minusgeraden vereinzelt auch schneite. Die ist ein deutliches Anzeichen für die langsame Erwärmung der Luftmasse.

Am 22. März lag die Zyklone BIRK über der Region des Uralgebirges und besaß einen Kerndruck von knapp 1004 hPa. Auch an diesem Tag war die Erwärmung der unteren Luftschichten deutlich, die mit dem Tief verbundenen Niederschläge fielen als leichte Schneefälle bei Temperaturen bis -11°C. Innerhalb des Warmsektors überschritt die Temperatur hingegen sogar teilweise den Gefrierpunkt. Dabei sorgte die unmittelbar nachfolgende Kaltfront nur für eine Abkühlung in den oberen Luftschichten, sodass hinter den Fronten teils noch positive Temperaturen gemeldet wurden und es dabei zeitweise regnete. In der Höhe war das Tief weiterhin ausgeprägt und lag über Nordwestrussland, somit wurde Tief BIRK der Höhenströmung folgend weiter nach Osten transportiert. Mit weiterer Nordostverlagerung am 23.03. und Abschwächung auf etwa 1009 hPa wurde Tief BIRK östlich des Uralgebirges analysiert, einige Hundert Kilometer nordwestlich der russischen Stadt Tobolsk. Auch die Zufuhr milderer Luftmassen hatte sich abgeschwächt. Die Okklusion lag bogenförmig vom Kern ausgehend über Tobolsk und reichte weiter nach Osten. Diese Front brachte anhaltende Schneefälle in dieser Region. Nordwestlich des Tiefs traten bei Wind aus nördlichen Richtungen Temperaturen bis -19°C auf, wobei gleichzeitig Schneefall registriert wurde. Auf der Südostseite hingegen sank die Temperatur nur bis -2°C.

Am 24.03. lag der Wirbel BIRK am äußersten Nordostrand der Berliner Wetterkarte, nicht weit entfernt von der russischen Halbinsel Jamal. Dabei blieb sein minimaler Luftdruck etwa konstant. Trotz der voranschreitenden Abschwächung war es weiterhin wetteraktiv und so wurden in dieser Region leichte Schneefälle, hinter den Fronten auch Schneeschauer, gemeldet.

In der Folge zog Tiefdruckgebiet BIRK aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte über den asiatischen Teil Russlands und konnte daher nicht weiter analysiert werden.

 


Geschrieben von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 20.03.2013

Pate: Birk Ozminski