Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BOB

(getauft am 04.01.2015)

 

Im Verlauf des 04.01.2015 bildete sich unter einem Langwellentrog, d.h. einem ausgedehnten Gebilde kalter Luft und daraus folgend geringen Luftdrucks, durch eine Wellenstörung ein Tiefdruckgebiet aus, welches am 04.01.2015 auf den Namen BOB getauft wurde.

An seinem Tauftag befand sich das Tiefdruckgebiet BOB um 00 Uhr UTC, also um 01 MEZ, über dem Nordatlantik südlich von Grönland, wobei der Kerndruck rund 980 hPa betrug. Vom Kern aus verlief die Okklusionsfront, d.h. eine aus Warm- und Kaltfront zusammengesetzte Front, in einem leichten Bogen nach Südosten. Eine Okklusion entsteht, wenn die etwas langsamere Warmfront von der schnelleren Kaltfront eingeholt wird. Der Punkt, an dem die Kaltfront die Warmfront erreicht und zur Okklusion wird, nennt sich Okklusionspunkt. Von diesem ausgehend erstreckte sich die Kaltfront über den Nordwestatlantik und ging in die Warmfront eines über Nordamerika liegenden Tiefdruckgebietes über. Die kurze Warmfront verlief nach Süden.

Bis zum Folgetag verlagerte sich die Zyklone BOB nach Nordosten und lag somit vor der Westküste Islands. Der Kerndruck nahm dabei etwa um 10 hPa ab. Vom Kern aus erstreckten sich einerseits eine Kaltfront weit nach Südwesten und andererseits eine Warmfront nach Südosten bis über Niedersachsen. Im Bereich der Kaltfront wurde um 06 Uhr UTC in Reykjavik Schneeschauer registriert. Auch entlang der Warmfront fiel Niederschlag, so wurde um die gleiche Uhrzeit in Lüchow Sprühregen und in Rostock-Warnemünde sowie Greifswald Regen aufgezeichnet. An der Rostocker Station wurde eine 24-stündige Niederschlagssumme von 1,4 mm, am letzteren Ort eine Summe von 3,2 mm gemessen. Der Leuchtturm Kiel meldete um 06 UTC eine Windstärke von 40 km/h.

Der Tiefdruckwirbel BOB spaltete sich bis zum 06.01. in zwei Teiltiefs auf. Das Tief BOB I lag zwischen Grönland und Island, der Kerndruck wies einen Wert um 980 hPa auf. Der Wirbel besaß nur eine kurze Okklusionsfront, welche nördlich von Island nach Nordosten verlief. Die Zyklone BOB II befand sich vor der Ostküste Grönlands, nordwestlich der Insel Jan Mayen. Der Kerndruck betrug auch 980 hPa. Vom Kern aus erstreckte sich die Okklusionsfront leicht bogenförmig nach Südosten. Vom Okklusionspunkt östlich von Jan Mayen verlief die Warmfront nach Südosten über Norwegen bis zur Nordseeküste Deutschlands. Die Kaltfront wies nach Südwesten, nahm über Schottland kurzzeitig Warmfrontcharakter an und führte weiter über den Atlantik, um sich dort der Warmfront eines unbenannten Tiefs anzuschließen. Durch den Einfluss der Warmfront des Tiefs BOB II fiel in Bremen und Hamburg innerhalb von 24 Stunden 0,5 mm Regen. Um 06 Uhr UTC meldete Bergen Regenfall und im gleichen Zeitraum wurden 24 mm Niederschlag gemessen. Aufgrund der mitgeführten warmen Luftmasse des Tiefdruckwirbels BOB II stieg die Höchsttemperatur in Trondheim im gleichen Zeitraum von 0°C auf 6°C an. Dort wurde 1 mm Niederschlag registriert.

Bis zum 07.01. verlagerte sich die Zyklone BOB weiter nach Norden und befand sich nun, wieder mit nur einem Kern, über der Nordostküste Grönlands etwa 80° nördlicher Breite, wobei der Kerndruck rund 990 hPa betrug. Vom Kern aus verlief die Okklusionsfront nach Südosten und reichte bis nach Norddänemark. Vom Okklusionspunkt aus erstreckte sich die Warmfront Richtung Südosten und ging über dem Adriatischen Meer in die Kaltfront eines anderen Tiefdruckgebietes über. Die Kaltfront verlief nach Südwesten und reichte bis etwa über Paris, wo sie in die Warmfront eines anderen Tiefs überging. An der Okklusionsfront in Trondheim wurde um 06 UTC Regenschauer gemeldet, dort wurde eine 24-stündige Niederschlagssumme von 3 mm gemessen. Die Station Bergen registrierte im gleichen Zeitraum 22 mm Regen. Entlang der Warmfront in Hamburg stieg die Tageshöchsttemperatur auf 6,5°C an und es fiel 0,1 mm Niederschlag. Der Leuchtturm Kiel meldete eine Windstärke von 32 km/h, die Station Kiel eine 24-stündige Niederschlagssumme von 1,3 mm. Auch im Bereich der Kaltfront fiel Niederschlag, so meldete die Flughafenstation Köln/Bonn 1,9 mm Niederschlag im gleichen Zeitraum. In Amsterdam wurden 5 mm Niederschlag gemessen.

Das Tiefdruckgebiet BOB zog im Laufe dieses Tages weiter nach Norden und verließ somit bis zum Folgetag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

                                                                                               

                                                                                               


Geschrieben am 01.02.2015 von Barbara Szénási

Berliner Wetterkarte: 06.01.2015

Pate: Robert Landmann