Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BORIS

(getauft am 04.01.2013)

 

Durch eine Wellenstörung an einem langgestreckten Frontensystem im Nordatlantik bildete sich ein Tiefdruckgebiet, das am 04.01.2013 bei einem Kerndruck von 985 hPa auf den Namen BORIS getauft wurde. Vom Kern ausgehend verlief über einige Hundert Kilometer nach Nordosten eine Warmfront, welche in eine Kaltfront eines weiteren Tiefdruckwirbels an der Südspitze Grönlands überging. Ebenfalls vom Tiefdruckkern aus verlief in südwestlicher Richtung eine Kaltfront einige Tausend Kilometer südwestlich bis über subtropische Gebiete des Westatlantiks.

Aufgrund der südlichen Strömung in einer Höhe von ca. 5,5 km verlagerte sich das Tief BORIS im Laufe des Tages unter Verstärkung weiter nordwärts und befand sich am 05.01. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, über die Südküste Grönlands bei Angmagssalik. Der Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 960 hPa. Vom Kern des Tiefdruckwirbels BORIS verlief eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, eine sogenannte Okklusionsfront, über der Südostküste von Grönland. Auf halbem Weg zwischen Island und Grönland spaltete sie sich dann am Okklusionspunkt in eine Warmfront, welche bis zur Südspitze Norwegens reichte und in eine Kaltfront auf. Diese verlief über die Ostküste Islands bis zu den Azoren und ging dort in eine Warmfront eines weiteren Tiefdruckgebiets über. Die Kaltfront von Tief BORIS sorgte bei ihrem Durchzug für Abkühlung in den betroffenen Gebieten. So fiel die Höchsttemperatur in Reykjavik bei leichten bis mäßigen Regenschauern von 11°C am 04.01. auf 7°C am Folgetag. Diese äußerst milden Temperaturen auf Island sind durch den Einfluss von maritimen subtropischen Luftmassen zu erklären, welche durch die südwestliche Strömung im Warmsektor von Tief BORIS, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, einströmten. Auch auf den Azoren fiel die Temperatur nach dem Kaltfrontdurchzug, beispielsweise in Lajes bei leichtem Regen von 22°C auf 18°C.

Am Tag darauf teilte sich die Zyklone in zwei Teiltiefs auf. Der Kern BORIS I befand sich am 06.01. um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von 990 hPa direkt über der Südküste Grönlands bei Angmagssalik. Das zweite Teiltief BORIS II besaß einen Kerndruck von etwa 1000 hPa und befand sich über der im Europäischen Nordmeer liegenden Insel Jan Mayen. Die Warmfront des Wirbels BORIS II verlief vom Kern aus nur wenige Hundert Kilometer in nordwestlicher Richtung und ging danach in die Kaltfront eines weiteren Tiefdruckgebiets über, welches sich über der nordöstlichen Küste Grönlands befand. Die Kaltfront der Teilzyklone BORIS II reichte vom Tiefdruckkern aus zunächst südlich über die Nordsee und reichte bis Zentralengland. Infolge des Kaltfrontdurchzuges kam es vor allem im Norden Großbritanniens zu Niederschlag. So fielen innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC an diesem Tag in
Edinburgh 0,6 mm  und in Glasgow  3 mm Regen. In Glasgow wurden 24 Stunden später nach leichtem Regen und Sprühregen sogar bereits 8 mm Niederschlag im gleichen Zeitraum gemeldet. Durch die südliche Strömung und dem damit verbundenen Einfließen maritimer Subtropikluft wurden auch hier für die Jahreszeit sehr milde Temperaturen gemeldet. So kamen Anfang Januar Höchsttemperaturen von 10°C in Manchester und 11°C in Edinburgh zustande.

Am 07.01. besaß der Tiefdruckwirbel BORIS wieder einen einzelnen Kern mit einem Druck von 990 hPa und befand sich nördlich von Spitzbergen. Von diesem Kern aus verlief eine Okklusionsfront in südöstlicher Richtung einige Kilometer vor der Ostküste Spitzbergens entlang. Am Okklusionspunkt, welcher sich südöstlich der Inselgruppe befand, teilte sich die Okklusion. Die Warmfront verlief nach Süden und reichte bis an die Südspitze Schwedens. Dort ging sie in eine Kaltfront eines über Südosteuropa liegenden Tiefdruckgebiets über. Die Kaltfront von Tief BORIS verlief nur einige Hundert Kilometer vom Okklusionspunkt aus bis zum Europäischen Nordmeer. Nach dem Durchzug der Okklusionsfront wurden dabei auf Spitzbergen um 06 UTC bei mäßigen Windgeschwindigkeiten und einer Temperatur von 0°C leichte Schneeschauer gemeldet. In Oslo kam es infolge des Warmfrontdurchzugs in der Nacht zu feuchtem Dunst und Nebel, welche am Morgen zu Sichtweiten um 1 km führten.

Bis zum 08.01.  verlagerte sich das Tief BORIS nur wenig weiter nach Norden, sodass es um 00 UTC nördlich von Spitzbergen lag und einen Kerndruck von etwa 995 hPa besaß. Vom Tiefdruckkern aus verlief die Okklusionsfront einige Hundert Kilometer über der Barentssee in südöstliche Richtung bevor sie dann den Frontencharakter in den einer Kaltfront änderte. Diese verlief weitere wenige Hundert Kilometer nach Südwesten.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet BORIS weiter nordwärts und befand sich somit am 09.01. außerhalb des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte, wodurch es nicht weiter analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 14.05.13 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 06.01.13

Pate: Colin Jones (www.vortexmachining.com)