Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
BRIGITTE
(getauft am
10.10.2016)
Ende der ersten
Oktoberdekade verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet vom mittleren Atlantik weiter
nach Osten. Dieses Tief wurde am 10.10.2016 um 00 Uhr UTC, das heißt 01 Uhr
MEZ, in der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte auf den Namen BRIGITTE
getauft, da es im weiteren Verlauf weiter ostwärts ziehen und somit das
Wettergeschehen in Mitteleuropa beeinflussen sollte. Der Luftdruck im Kern der
Zyklone BRIGITTE lag am Tauftag bei recht tiefen 995 hPa. Eine Okklusion zog
sich von dort spiralförmig um den Kern nach Südwesten, wo sich die
Okklusionsfront in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Okklusionsfronten
entstehen, wenn die schnellere Kaltfront die langsamer ziehende Warmfront
einholt und anhebt. Das Zusammentreffen der Fronten wird Okkludieren genannt.
Der Punkt, an dem sich Warm- und Kaltfront vereinigen, ist der Okklusionspunkt.
Die Warmfront des Tiefs BRIGITTE führte weiter nach Süden über den Atlantik bis
auf die Breite von Lissabon. Die sich weiter westlich erstreckende Kaltfront
reichte weiter nach Südwesten und schloss sich schließlich dem Frontensystem
des tropischen Wirbelsturms NICOLE an, welcher vor der
US-amerikanischen Küste lag. Das spiralförmige Wolkenband der Zyklone BRIGITTE
war dabei sehr ausgeprägt.
Am Folgetag lag der
Wirbel BRIGITTE im Vergleich zum Vortag nur etwas weiter nordöstlich. Der
Kerndruck des Tiefs BRIGITTE stieg auf 1000 hPa. Dort verlief eng um den Kern
eine Okklusion in einem Bogen nach Südwesten. Weiter entfernt vom Kern
erstreckte sich eine weitere Okklusion um diesen, welche sich auf der Breite
von Bordeaux in eine kurze Kalt- und Warmfront aufspaltete. Diese beiden
Fronten verliefen weiter nach Südwesten und griffen am Abend mit Niederschlägen
auf Portugal und Nordspanien über. In 12 Stunden fielen bis 18 Uhr UTC
0,2 l/m² in Viseu, 8 l/m² in Vigo/Peinador,
4 l/m² in Orense und sogar 14 l/m² in Fisterra.
Am 12.10. befand
sich das Tief BRIGITTE mit einem Kerndruck von rund 1005 hPa und nur
geringfügig veränderter Position westlich vom Golf von Biskaya. Die Okklusion
verlief bis vor die Nordspitze Spaniens. Von dort erstreckte sich die Kaltfront
in einem Bogen über Portugal bis hinaus über den Atlantik, die Warmfront
verlief entlang der spanisch-französischen Grenze über das Mittelmeer, wo diese
in die Kaltfront eines unbenannten Tiefs über Griechenland überging.
24-stündig fielen in Portugal und Spanien gebietsweise recht ergiebige
Niederschläge. Die höchsten Niederschlagsmengen kamen dabei in Andalusien
zusammen. Im Tagesverlauf bildete sich in Katalonien ein weiteres Haupt-niederschlagsgebiet aus. Die 405 m hohe spanische
Station Caceres verzeichnete 47 l/m², Viseu 43 l/m², Alajar 38 l/m²,
Madrid 18 l/m² und die an der Ostküste gelegene Wetterstation Arenys de Mar sogar 64 l/m². Im Süden Frankreich sorgten
die Ausläufer des Tiefs BRIGITTE nur für Niederschlagssummen unter einem Liter,
wie in Socoa mit 0,6 l/m² oder Dax
mit 0,2 l/m². Bemerkenswert war auch der Temperaturrückgang an der Station Madrid-Colmenar. Während am Vortag noch maximal 22°C gemessen
werden konnten, waren es am 12.10. nur noch 10°C.
Zum 13.10.
verlagerte sich die Zyklone BRIGITTE weiter nach Osten und lag um 00 Uhr UTC
mit einem Kerndruck von unter 1005 hPa über Spanien. Vom Golf von Biskaya
verlief eine Okklusion nach Osten und spaltete sich westlich von Andorra in
eine Kalt- und Warmfront auf. Die Kaltfront verlief über Spanien bis zur
Westküste Marokkos. Über Madrid bildete sich an der Kaltfront dabei ein kleines
Wellentief aus. Die Warmfront des Systems reichte weit über das Mittelmeer bis
nach Süditalien. Dabei kam es im Bereich des Tiefs BRIGITTE in der feuchtwarmen
Luft des Mittelmeerraumes zu ergiebigen Niederschlagsmengen. In Port-Vendres fielen bis zum Folgetag um 08 Uhr MESZ 168
l/m², die französische Bergstation Fraisse-Murat
meldete sogar eine 24-stündige Regenmenge von 198 l/m². Auf dem Mont Aigual fielen noch 120 l/m², in Montelimar
77 l/m² und in Aubenas 61 l/m². Im Süden Spaniens in Alicante wurden im gleichen Beobachtungszeitraum maximal 12
l/m² verzeichnet. Orkanartige Böen wurden im Süden Frankreichs und im Alpenraum
registriert. In Sete und Leucate
wurden Spitzenböen von 109 sowie 104 km/h gemessen, das heißt Windstärke 11 auf
der Beaufort-Skala. Die auf 2887 m gelegene Station Monte Rose meldete bis zu
102 km/h, Patscherkofel 126 km/h, das Alpinzentrum Rudolfshütte 115 km/h und Sonnblick in Österreich
105 km/h. Ursache für die schweren Orkanböen war der verstärkte
Druckgradient zwischen dem Tief BRIGITTE und dem Hochdruckgebiet PETER über
Skandinavien. Zum Druckausgleich weht der Wind vom Gebiet des höheren
Luftdrucks zum niedrigeren Druck.
Im weiteren Verlauf
verlagerte sich die Zyklone BRIGITTE weiter nach Osten und wurde am 14.10. mit
dem Kern über den Pyrenäen analysiert. Der Kerndruck wies weiterhin einen Wert
von etwa 1005 hPa auf. Vom Kern erstreckte sich die Okklusion nach Südwesten
bis nach Südportugal. Von Südfrankreich reichte eine Warmfront über Spanien und
endete über Griechenland. Eine weitere Warmfront, welche nur in der Höhe
analysiert werden konnte, verlief quer über Frankreich. Die Kaltfront der
Zyklone BRIGITTE führte vom Okklusionspunkt nach Süden bis über Algerien. In
Südfrankreich fielen bis zum Morgen um 08 Uhr MESZ des Folgetages in 24 Stunden
65 l/m² in Cannes, 44 l/m² in Nizza,
31 l/m² in Nimes und 12 l/m² in Montpellier. Am
Vormittag und Mittag meldeten einige südfranzösische Stationen, wie in Cannes
oder Nizza Gewitter. An der 1891 m hohen Station Robiei
in der Schweiz wurden gar 105 l/m² registriert. Auch in Norditalien fielen bis
zu 59 l/m² auf dem Monte Generoso, 61 l/m² in Passo Rolle oder 50 l/m² in Florenz. Deutschland wurde nur
im äußersten Süden und Westen von den Ausläufern der Zyklone BRIGITTE
beeinflusst. In Elsenborn fielen 4 l/m², sonst meist
unter einem Liter Regen. In Belgien kamen bis zu 18 l/m² in Schaffen zusammen
und in den Niederlanden bis zu 15 l/m².
Am 15.10. befand
sich das Tief BRIGITTE über den Beneluxstaaten. Vom Kern verlief eine kurze
Kaltfront bis nach Marseille, die weiter östlich reichende Warmfront erstreckte
sich bis nach Budapest. Im Tagesverlauf verlagerte sich die Warmfront nur sehr
langsam über Deutschland und überquerte gegen Abend auch
Mecklenburg-Vorpommern. Bis 06 Uhr UTC fielen in Neustadt
4 /m², in Boltenhagen 2 l/m² und in Angermünde 4 l/m². In Südbaden und
Ostbayern schien sogar längere Zeit die Sonne, wobei 7 bis 8 Stunden
registriert werden konnten. Dabei wurde in Regensburg sogar eine
Maximaltemperatur von 21°C gemessen.
Bis zum Folgetag
wurde das Tief BRIGITTE immer mehr in die Zirkulation des Tiefs CHRISTA, das
mit seinem Kern über Großbritannien lag, einbezogen. Somit konnte die Zyklone BRIGITTE
am 16.10. nicht mehr als eigenständiger Wirbel benannt und in der Berliner
Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am
24.10.2016 von Natja Bublitz
Berliner
Wetterkarte: 13.10.2016
Pate: Brigitte
Stephan