Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet BRIGITTE

(getauft am 27.02.2014)

 

Am 27.02.2014 wurde eine Zyklone, die sich auf ihrer Zugbahn von Nordamerika nach Europa befand, auf den Namen BRIGITTE getauft. Anhand einer Prognose für den folgenden Tag sollte sie sich mittig über dem Nordatlantik befinden und einen Kerndruck von rund 1000 hPa aufweisen.

Das Zentrum des Tiefdruckgebietes BRIGITTE verlagerte sich aber deutlich langsamer als prognostiziert, so dass sich der Kern am 28.02. um
01 Uhr MEZ vor der Ostküste Neufundlands südlich von Grönland befand. Bei einem Kerndruck von etwas unter 1005 hPa war es zudem auch weniger stark ausgeprägt als noch Tags zuvor erwartet. Sein Frontensystem bestand aus einer Warmfront, die in östlicher Richtung bis über den östlichen Atlantik reichte und dort in die Kaltfront des vorangegangenen Tiefs ANDREA überging, sowie aus einer Kaltfront, die in südwestlicher Richtung verlief und in die Warmfront eines unbenannten Folgetiefs überging.

Am 01.03. hatte die Zyklone BRIGITTE Europa fast erreicht. Das Zentrum befand sich auf einem Breitengrad mit Dublin, allerdings noch fast 600 km westlich der irischen Westküste. Das Tief hatte sich bei der Verlagerung leicht verstärkt und wies nun nur noch einen Kerndruck von etwas unter 1000 hPa auf. Vom Kern verlief die Warmfront fast Längengrad parallel nach Süden und endete auf dem Breitengrad Lissabons. Die Kaltfront reichte hingegen nur wenige hundert Kilometer nach Westen ehe sie in die Warmfront des Folgetiefs überging. Schon vor Erreichen der Küste Irlands okkludierten weite Teile des Frontensystems des Tiefs BRIGITTE. Dabei vereinen sich die Warm- und Kaltfront und bilden die Okklusion, welche die Charakteristika beider Fronten aufweist. Mit den Frontdurchgängen fielen die ersten Niederschläge, die in der Menge in 30 Stunden bis zum 07 Uhr MEZ Termin des Folgetages in Shannon auf 0,8 Liter pro Quadratmeter, wobei der Niederschlag überweigend in Form von Sprühregen fiel. In Dublin waren es sogar nur 0,4 Liter pro Quadratmeter. Obwohl der Wind im Mittel mit 25km/h und damit Stärke 4 nur mäßig wehte, konnten mancherorts stürmische Böen registriert werden, wie in Roches Point, wo maximal 75,6 km/h gemessen wurden, was der Stärke 9 auf der Beaufort-Skala entspricht.

Die Zyklone hatte bis zum 02.03. Irland überquert und sich dabei deutlich verstärkt. Der sich nun bei den äußeren Hebriden befindliche Kern wies einen Druck von knapp unter 985 hPa auf. Von dort verlief die Okklusionsfront entlang der Küstenlinie Schottlands, Wales und Cornwalls nach Süden und überquerte danach die westliche Biskaya. Knapp nordwestlich von Spanien befand sich der sogenannte Okklusionspunkt, wo sich Warm- und Kaltfront vereinen. Von diesem Punkt aus erstreckte sich einerseits eine Warmfront entlang der portugiesischen Küste bis zur Straße von Gibraltar und andererseits beschrieb die dazugehörige Kaltfront einen engen Bogen und ging auf Breite Bilbaos in die Warmfront des Tiefs CHRISTINE über. Des Weiteren spaltete sich südwestlich von Cornwall eine Warmfront von der Okklusion ab. Diese führte nach Südosten über die Biskaya, überquerte die Pyrenäen und verband sich über Katalonien mit der Kaltfront eines unbekannten Tiefs bei den Balearen. Das am Vortag am Flughafen Shannon gemessene nächtliche Temperaturminimum von 3,5°C erhöhte sich an diesem Tag um fast 3 Grad auf nun 6,1°C an. Dabei wurden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen erfasst. Während in London Heathrow nur Tropfen erfasst wurden, regnete es im walisischen Capel Curig 18,2 Liter pro Quadratmeter, in Tiree 18,4 Liter pro Quadratmeter und in Edinburgh 4,2 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ dieses Tages.

Im weiteren Verlauf wurde der Wirbel BRIGITTE in die Zirkulation des nachfolgenden Tiefs CHRISTINE aufgenommen und konnte somit am 03.03. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.

 


Geschrieben von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 02.03.2014

Pate: Brigitte Schmiederer