Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  BRINGFRIED

(getauft am 09.05.2009)

 

Im Verlauf des 08.05.2009 bildete sich über der Iberischen Halbinsel eine kleine Wellenstörung an den Fronten des Tiefdruckwirbels ADHELD, aus der sich am 09.05. das Tief BRINGFRIED entwickelte. Die Wellenstörung verlagerte sich rasch nordwärts und lag am Mittag bereits über Belgien. Dabei überquerten die zu dem Wirbel gehörigen Fronten Deutschland von Süd nach Nord. Im Südwesten Deutschlands bildeten sich entlang der Kaltfront in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Gewitter, die sich zu Gewitterlinien organisierten und in einigen Gebieten für Sturmböen bis Stärke 10 sorgten. In Lindau wurden beispielsweise 51 Knoten (10 Beaufort) gemessen.

In der darauf folgenden Nacht verlagerten sich die Gewitter nordostwärts und beeinflussten auch die Gebiete Sachsen-Anhalts und Berlin/Brandenburgs. Dabei fielen teils ergiebige Niederschläge zwischen 15 und 25 Liter pro Quadratmeter, wie z.B. in Magdeburg mit 22 l/m² und Berlin-Buch mit 19 l/m².

Bis zum 10.05. verlagerte sich BRINGFRIED weiter ostwärts hinweg zum Baltikum, wobei sich die Gewitter langsam über Polen auflösten.

Im weiteren Verlauf erfuhr das Tief durch eine stark barokline Zone eine rasche Vertiefung auf einen Kerndruck von unter 1000 hPa. Es sorgte im Bereich des Kerns über Weißrussland für ergiebige Regenfälle mit Niederschlagssummen von bis zu 35 l/m² binnen 24 Stunden.

In den folgenden Tagen blieb der Wirbel bis zum 15.05. unter leichter Verstärkung quasi stationär über Weißrussland liegen, sodass die ergiebigen Regenfälle anhielten und örtlich weitere 30 l/m² gemessen wurden. So stieg die Temperatur unter einer geschlossenen Wolkendecke im Weißrussischen Vitebisk nicht über 5°C an. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Zyklone mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa ihre stärkste Ausprägung erreicht.

Gleichzeitig advehierte BRINGFRIED kalte Luft polaren Ursprungs in Richtung Süden und beeinflusste somit auch das Wettergeschehen auf dem Balkan. Wurden an den Vortagen in Belgrad noch Temperaturen von bis zu 30°C gemessen, waren es am 14.05. unter dem Einfluss der polaren Luft noch 19°C, in großen Teilen Ungarns nur um 15°C.

Bis zum 16.05. verlagerte sich der Wirbel mit Regen- und Schneefällen weiter nach Nordosten zum Ural. Bis zum 18.05. verlagerte sich das Tief BRINGFRIED weiter nach Osten in Richtung Sibirien und verschwand somit von der Berliner Wetterkarte.


Geschieben am 03.06.2009 von Tobias Mahnkopf

Wetterkarte: 10.05.2009

Pate: Ursula Kitzinger