Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  BRUNO

(getauft am 03.05.2005)

 

 

Über Westeuropa reichte in Nacht zum 03. Mai 2005 eine ausgeprägte Luftmassengrenze von Norddeutschland, über Frankreich und den Pyrenäen bis nach Westspanien. Hier wurde die erwärmte maritime Polarluft über Großbritannien und der Nordsee von der trockenen, kontinentalen Subtropikluft über dem europäischen Festland getrennt. Durch einen kräftigen Kaltluftvorstoß in großer Höhe entstand zur selben Zeit an dieser Luftmassengrenze über Nordfrankreich das Tief BRUNO.

Angetrieben vom Höhenwind entwickelte und verlagerte sich das Tief BRUNO rasch weiter. Bereits 24 Stunden später befand es sich über Nordostdeutschland und saugte einerseits die kühle Meeresluft von der Nordsee rückseitig an, andererseits transportierte es die trockene Subtropikluft vorderseitig bis nach Norddeutschland. Innerhalb dieser Zeit sorgte das Tief BRUNO über den Benelux-Ländern und dem Norden Deutschlands für teilweise kräftige Schauer und Gewitter.

Besonders betroffen waren am Nachmittag des 03. Mai einige Teile Berlins. Hier entwickelte sich über dem Nordwesten und dem Norden der Stadt ein Gewitter, dass von Hagelschlag und Starkregen begleitet wurde. An der Station Berlin-Buch zum Beispiel fielen innerhalb von 18 Minuten 21 Liter pro Quadratmeter, am Flughafen Tegel wurde mit 45 Knoten (ca. 83 km/h) eine maximale Böe der Stärke 9 registriert.

In der Nacht zum darauf folgenden 04. Mai 2005 brachte das Tief BRUNO noch in den ostdeutschen und den polnischen Mittelgebirgen unwetterartigen Niederschlag. Verbreitet wurden auch hier mehr als 20 Liter pro Quadratmeter Niederschlag messen.

Das Tief BRUNO machte sich nun rasch auf den Weg nach Osteuropa. Über Polen und Weißrussland wanderte es zu den baltischen Staaten und befand sich am 06. Mai 2005 über Litauen östlich von Riga.

In den darauf folgenden 48 Stunden schwächste sich das Tief BRUNO rapide ab. Es kam aber trotzdem noch recht schnell voran. Mit einem Kerndruck von rund 995 hPa zog es über St. Petersburg bis nach Archangelsk. Über dem dortigen kalten Land löste sich das Tief BRUNO letztendlich auf.

Nach einer etwa einwöchigen und rund 3000 Kilometer langen, von Frankreich bis nach Ostrussland reichenden, Reise war das Tief BRUNO am Ende angekommen und verschwand schließlich aus den Wetterkarten.

 


Geschrieben am 11.05.2005 von Sebastian Unger

Wetterkarte: 04.05.2005

Pate: Bruno Gaßmann