Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
CAROLA
(getauft
am 22.03.2018)
Am
22.03.2018 entwickelte sich über dem Atlantischen Ozean eine schwache
Wellenstörung, welche sich am nächsten Tag zu einem Tiefdruckgebiet
weiterentwickeln sollte. Zudem konnten die Meteorologen der Berliner Wetterkarte
feststellen, dass auf der 500 hPa- Karte, also einer Karte der Gegebenheiten in
etwa 5,5 km Höhe, eine starke Westströmung herrschte. Damit war klar, dass sich
die schwache Wellenstörung weiter nach Osten verlagern und somit die Bedeutung
für Mitteleuropa zunehmen würde, sodass die Berliner Wetterkarte auf der
Prognosekarte vom 22.03.2018 das Tiefdruckgebiet CAROLA taufte.
Am
23.03. befand sich der Wirbel CAROLA 1500 km südwestlich von Irland mit einem
Kerndruck von unter 1005 hPa. Die Warmfront verlief ca. 1000 km Richtung
Südwesten, die Kaltfront erstreckte sich westlich von Tief CAROLA und mündete
in die Warmfront eines Tiefs bei Boston. Warm- und
Kaltfronten bezeichnen hierbei die Grenze zwischen zwei unterschiedlich
temperierten Luftmassen.
Tiefdruckgebiet CAROLA war noch zu weit von der europäischen Küste entfernt,
sodass ihm kein signifikantes Wetter zugeordnet werden konnte.
Am
24.03.2018 hatte sich Tief CAROLA mit der starken Westströmung bis südlich von
Irland verlagert und wies einen Kerndruck von unter 985 hPa auf. Damit hatte
sich der Kerndruck um ca. 20 hPa verringert, was eine Verstärkung des Wirbels
CAROLA bedeutete. Außerdem hatte sich eine kleine
Okklusion ausgebildet. Bei der
Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, welche durch den Zusammenschluss
von Warm- und Kaltfront entsteht und die Eigenschaften beider Typen in sich
vereint. Die Okklusion
verlief über Bordeaux bis zum Okklusionspunkt, welcher sich über dem spanischen
Teil der Pyrenäen befand. Hier entsprangen jeweils eine Kaltfront und eine
Warmfront, welche über Südeuropa lagen. Die Warmfront zog sich Richtung Süden,
überquerte hierbei das Mittelmeer und Algier, die Hauptstadt von Algerien,
bevor sie über Algerien endete. Die Kaltfront trennte den Warmsektor vom
Kaltsektor über Madrid und südlich von Lissabon, bevor sie westlich von
Portugal nahe der Azoren erneut in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs
überging. Vor allem die Iberische Halbinsel konnte viel Niederschlag durch die
Zyklone CAROLA vorweisen. In Nordspanien regnete es an der Küste flächendeckend
mehr als 30 mm, wobei Camuno mit 55 mm hierbei
Spitzenreiter war. In dieser Region konnten durch einen starken Druckgradienten
auch Orkanböen festgestellt werden, wie zum Beispiel in Cabo Busto mit 122 km/h. Ab 118 km/h gilt die Windstärke 12 Bft., die höchste Windstärke auf der Beaufort-Skala. Die
Stationen an der katalonischen Küste konnten ebenfalls größere Regenmengen
melden. In der katalonischen Hauptstadt Barcelona regnete es 32 mm. Die
absoluten Spitzenwerte wurden auf Mallorca gemessen, wobei das vor allem an den
orographischen Rahmenbedingungen liegt, welche zusätzlich Hebung verursacht
haben. In der Hauptstadt Palma wurden etwa 77 mm erfasst. Im Vergleich dazu,
liegt der Rekord für Berlin-Dahlem für 24 Stunden bei ca. 96 mm. Durch die
Kaltfront und den folgenden Kaltsektor kam es zu einer erheblichen Abkühlung
von bis zu 8 Grad. Am Vortag waren an der Südostküste Spaniens noch
Höchsttemperaturen von 23 bis 24°C erreicht worden, am 24.03. dagegen nur noch
16 bis 17°C.
Am nächsten Tag hatte sich die
Zyklone CAROLA in 2 Teiltiefs aufgesplittet. Der Kerndruck
von Tiefdruckgebiet CAROLA I stieg auf unter 1000 hPa an, der von Wirbel CAROLA
II auf ca. 995 hPa. Tief CAROLA I lag nordwestlich des Tiefs CAROLA II und
befand sich über Bordeaux. Dessen Okklusion war bereits fast abgeschlossen,
sodass es keinen Okklusionspunkt mehr gab und somit auch keine Warm-oder
Kaltfront. Die Okklusion verlief bogenförmig erst nach Norden und anschließend
Richtung Osten bis westlich des Bodensees. Das Tief CAROLA II befand sich über
dem Mittelmeer mit Ausrichtung der Okklusion nach Osten über Sardinien. Vom Okklusionspunkt
aus, welcher sich südöstlich von Sardinien befand, erstreckte sich die
Warmfront weiter nach Osten bis zur Südspitze Italiens. Die Kaltfront nahm
Einfluss auf Nordafrika und verschwand südlich von Tunesien aus dem
Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte. Vor allem Tiefdruckgebiet CAROLA II sorgte
ganztägig für signifikantes Wetter. Im süditalienischen Catania fielen 15 mm
durch teils gewittrige Schauer in 6 Stunden bis 12 Uhr UTC, also 14 Uhr MESZ. Im
Verlauf des Abends überquerte die Warmfront Südgriechenland. Insgesamt regnete
es dort über 10 mm, beispielsweise am Flughafen Korfu. Dort fielen bis 00 Uhr
UTC des 26.03. 11 mm innerhalb von 6 Stunden, während es den ganzen Tag über
bereits 4 mm gab, kumuliert also 15 mm in 24 Stunden fielen. Außerdem frischte der Wind auf, sodass auf der
Insel bis zu 89 km/h in Böen gemessen wurden. Tief CAROLA I zog zwar über
Deutschland hinweg, brachte aber, abgesehen von einem Temperaturanstieg in
Berlin von 5 Grad auf maximale 12°C, kein nennenswertes Wetter.
Am 26.03.2018 wurde nach Abschwächung
und somit Auflösung des Tiefs CAROLA I nur noch ein Tief CAROLA auf der
Analysekarte von 02 Uhr MESZ der Berliner Wetterkarte benannt.
Die Zyklone CAROLA hatte sich bis zum
Adriatischen Meer, östlich von Bari weiterbewegt. Der Kerndruck hat sich auf ca.
1005 hPa erhöht und die Okklusion verlief von West nach Ost durch den Kern. Der
westliche Teil der Mischfront, welcher nur in der Höhe analysiert werden konnte,
erstreckte sich bogenförmig über Tunis bis südlich von Madrid, während der östliche
Teil nach Süden bis über Griechenland reichte. Von dort verlief eine kurze
Warmfront bis an die türkische Küste und eine Kaltfront nach Südosten über
Libyen bis außerhalb des Analysebereichs der Berliner Wetterkarte. Hierbei
traten vor allem über Griechenland und der Südwesttürkei Gewitter auf. Örtlich
kamen bis zu 39 mm Regen durch Schauer zusammen, wie in Alexandroupoli
und Kirklareli. In Schauernähe herrschte an der
Südwestküste der Türkei Windstärke 8 Bft., was
stürmischem Wind entspricht. Außerdem wurde großflächig die 20°C Marke in der
Türkei geknackt, was eine Erwärmung um 5 Grad im Vergleich zum Vortag bedeutete.
Wirbel CAROLA hatte sich zum nächsten
Tag Richtung Nordosten verlagert und befand sich nun über dem Schwarzen Meer. Der
Kerndruck hatte sich geringfügig auf unter 1010 hPa abgeschwächt. Es hatten
sich erneut Kalt- und Warmfront ausgebildet. Die Kaltfront verlief bis
Griechenland, die Warmfront hingegen durchquerte den Süden Russlands und
verließ nahe Wolgograd den Kartenausschnitt. Wie bereits am Vortag waren die
Auswirkungen von Tief CAROLA vor allem in der Türkei spürbar. Der höchste Niederschlagswert
wurde in Edirne mit 18 mm in 24 h bis 00 Uhr UTC des Folgetages festgestellt.
Der Wind schwächte sich etwas ab und das betroffene Gebiet verlagerte sich in
den Norden der Türkei, an die Küste zum Schwarzen Meer. In Istanbul wurde aber
trotzdem noch Windstärke 7 Bft. mit 61 km/h in Böen
gemessen.
Im weiteren Verlauf hatte sich
Zyklone CAROLA nach Norden bewegt und befand sich um 02 Uhr MESZ des 28.03. südöstlich
von Moskau. Die Kaltfront zog sich vom Kern, in dem weniger als 1005 hPa
erreicht wurden, aus Richtung Südwesten und endete über dem Schwarzen Meer. Die
Warmfront verlief nach Osten und befand sich schnell außerhalb des
Aufzeichnungsgebiets der Berliner Wetterkarte. Trotzdem trat auf Grund der fehlenden
Feuchtigkeit kaum signifikantes Wetter auf.
In den nächsten beiden Tagen
verlagerte sich Tiefdruckgebiet CAROLA über die Stadt Tobolsk
weiter nach Nordosten und verließ zum 31.03.2018 den Kartenausschnitt der
Berliner Wetterkarte, wodurch es nicht weiter analysiert werden konnte.