Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CASSANDRA

(getauft am 31.5.2014)

 

Ende Mai entstand über Bulgarien nahe Sofia ein Tiefdruckgebiet, welches am 31.05.2014 über dem Südwesten des Schwarzen Meeres lag. Der Kerndruck betrug etwas unter 1000 hPa. Das Frontensystem bestand aus einer Warmfront, welche in nördlicher Richtung verlief, aber schon bei Kiew in die Warmfront des Tiefs Bärbel überging, sowie einer Kaltfront, die nach Westen einen Bogen beschrieb und zur Adria führte.

Der Wirbel CASSANDRA sorgte vielerorts für zum Teil heftige Gewitter mit erheblichen Niederschlägen. In Sulina an der Donaumündung fielen in 24 Stunden bis zum 06 Uhr UTC-Termin, also um 08 Uhr MESZ, des Folgetages 74 l/m², in Mogilev 35 und Saporoschje 36 l/m² im gleichen Zeitraum. Im gesamten Raum um das Schwarze Meer stiegen im Laufe des Tages die Temperaturen vielerorts auf 32°C.

Bis zum 01.06.2014 verlagerte sich die Zyklone CASSANDRA bis zur westlichen Ukraine, der Kerndruck hatte sich abgeschwächt und war auf etwas unter 1005 hPa gesunken. Das Frontensystem bestand aus einer vom Kern aus in nördlicher Richtung reichenden Warmfront und ging bei St. Petersburg in die Kaltfront des Tiefs BÄRBEL über. Eine zweite Warmfront verlief südostwärts und verließ bei Kasachstan den Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Die Kaltfront wies in südliche Richtung und endete kurz vor der türkischen Küste über dem Schwarzen Meer. Von sämtlichen Anrainern des nördlichen Schwarzen Meeres wurden Gewitter gemeldet, die jedoch nur geringe Niederschlagsmengen brachten.

Bis zum 02.06.2014 hatte sich der Wirbel CASSANDRA kaum verlagert, der Kerndruck war auf 1010 hPa gestiegen. Das Frontensystem bestand aus einer Warmfront, die in nordnordöstlicher Richtung führte und nördlich von Moskau auf dem Breitengrad von St. Petersburg in die Kaltfront eines unbenannten Tiefs überging. Die am Vortag nach Osten reichende Warmfront wurde von der Kaltfront eingeholt, wodurch sich eine Mischfront gebildet hat, die die Eigenschaften beider Ursprungsfronten in sich vereint. Diese sogenannte Okklusionsfront erstreckte sich in südöstlicher Richtung bis zur russischen Stadt Tuapse am Schwarzen Meer. Auch das Niederschlagsgebiet hatte sich weiter nach Norden verlagert und befand sich über Weißrussland. Aus Slavgorod wurden 61 l/m² an Niederschlägen innerhalb von 12 Stunden bis zum 18 Uhr UTC-Termin gemeldet.

Bis zum Folgetag hatte das Tiefdruckgebiet CASSANDRA das Baltikum mit einem abermals gestiegenen Kerndruck von 1015 hPa erreicht. Damit lag der Druck nur noch minimal unter dem des angrenzenden Hochs VINKO II über den Alpen. Ihr Frontensystem wies nun wieder eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Warmfront verlief dabei nach Osten auf das Uralgebirge zu und ging bei Perm in die Kaltfront eines am Rand des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte liegenden Tiefs über. Auch der Nordosten Deutschlands wurde von Tief CASSANDRA beeinflusst. Ganztägig wurde eine geschlossene Wolkendecke beobachtet, in Anklam wurde den ganzen Tag über nicht eine Minute Sonnenschein registriert, während im nur wenige Hundert Kilometer entfernten Hannover 14,2 Stunden die Sonne schien. Auch bei den Temperaturen wurde eine Differenz zwischen Ost und West beobachtet, in Trollenhagen wurde als Höchsttemperatur 15°C und in Hannover 23,2°C gemessen.

Im Laufe des Tages hatte sich das Tief CASSANDRA nach Nordwesten zwischen die Südspitze Gotlands und Oland verlagert. Die Okklusionsfront reichte vom Kerngebiet nordostwärts und wechselte über Ostfinnland ihren Charakter in den einer Warmfront. Im Verlauf schwächte sich der Wirbel CASSANDRA weiter ab und hatte sich 12 Stunden später aufgelöst. Daher konnte es am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 


Geschrieben am 03.08.2014 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 02.06.2014

Pate: Cassandra Eichner