Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CATHRIN

(getauft am 04.10.2020)

 

Im Bereich des Starkwindbandes in rund 5,5 km Höhe, dem sogenannten Jetstream, entwickelte sich aus einer Wellenstörung über dem Nordosten der USA ein Tief, das mithilfe des erwähnten Jetstreams Anfang Oktober 2020 nach Europa gelangte. Anhand der Analysekarte vom 04.10.20 um 02 Uhr MESZ wurde das Tiefdruckgebiet von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen CATHRIN getauft.

Laut der Berliner Wetterkarte vom Tag der Taufe befand sich der Kern des Tiefs CATHRIN rund 550 km nordöstlich von Neufundland, wo ein Luftdruck von knapp 1000 hPa registriert wurde. Alle Fronten lagen über dem nordwestlichen Atlantik, wobei die Warmfront bei den Azoren in eine Kaltfront überging und an der Kaltfront des Wirbels CATHRIN bei Neufundland sich eine Warmfront einer kleinen Welle anschloss. Zum Beispiel fielen an der kanadischen Station Wreckhouse 24-stündig bis 08 Uhr MESZ 3,1 l/m² Regen oder 0,2 l/m² in Bonavista. Dabei stieg die Temperatur in St. Lawrence auf Neufundland auf 17,6°C oder 16,5°C in Burgeo.

Nachdem einen Tag später das Tief noch über dem nordöstlichen Atlantik lag, befand sich die Zyklone CATHRIN, eingebettet im Jetstream, am 06.10.20 um 02 Uhr MESZ bereits mit dem Kern über dem Westen Irlands und gelang in das Einflussgebiet des steuernden Tiefs BRIGITTE, dessen Tiefdruckkerne östlich und westlich der schottischen Küste lagen. An beiden Tagen wurden im Zentrum rund 994 hPa gemessen. Über Irland und der Irischen See war die Okklusion, also die Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, doppelt ausgeprägt und verlief zum einen über dem Nordatlantik, wo sich eine weitere Mischfront anschloss und zum anderen in einem Bogen über Wales und der Bretagne, wo sich der Okklusionspunkt befand. Die Warmfront, wo langsam wärmere Luft über kältere aufstieg, erstreckte sich vom Okklusionspunkt nach Südwesten bis nach Madrid. Die Kaltfront lag bogenförmig über der Biskaya und ging im weiteren Verlauf in die Warmfront einer kleinen Welle über. Im Bereich der Kaltfront floss Kaltluft ein, die sich unter die vorlaufende Warmluft schob. Bis 08 Uhr MESZ des 06.10.20 wurden an den beschriebenen Fronten 12-stündige Regenmengen von beispielsweise 7 l/m² in Pontevedra, 5 l/m² in Quimper oder bis zu 14 l/m² in Finner im Norden Irlands im Bereich des Tiefdruckkerns registriert. In der westlichen bis nordwestlichen Luftströmung betrugen die Höchstwerte 14,6°C in Cork, 16,2°C in Nantes und 14,8°C auf Jersey. Im Norden Spaniens wurden bis zu 24,0°C in Santander erreicht. Weil über den Britischen Inseln tiefer Luftdruck herrschte und von den Azoren bis zum Mittelmeerraum eine Zone hohen Luftdrucks lag, waren die Isobaren auf der Berliner Wetterkarte im Einflussgebiet des Tiefs CATHRIN dicht gedrängt. So wurden an der irischen Küste und über dem Ärmelkanal vereinzelt Sturmböen gemessen.

Einen Tag später, also am 07.10.20, lag der Kern des Wirbels CATHRIN in der Nähe von Kopenhagen. Im Vergleich zum Vortag hatte sich der Kerndruck um etwa 3 hPa erhöht und das Tiefdruckgebiet war vollständig okkludiert. Vom Kern verlief die Okklusion südostwärts bis nach Polen und anschließend nach Süden bis nach Bratislava. Dort hatte die Kaltluft die Warmluft eingeholt und die warme Luft vom Boden angehoben. Über dem östlichen Alpenraum ging diese in eine Warmfront über. Der meiste Regen fiel dabei hinter der Mischfront im Westen Deutschlands und den Benelux-Ländern. Im genannten Zeitraum wurden bei mit Schauern durchsetzter Regen bis zu 17 l/m² in Lelystad bei Amsterdam, 15 l/m² in Herwijnen und 19,6 l/m² in Krempel zwischen Husum und Heide registriert. Die Höchsttemperaturen lagen im Einflussbereich des Tiefdruckgebietes CATHRIN zwischen 13,8°C im polnischen Szczecinek, 15,2°C in Soltau und 16,5°C in Emden.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich der Kern mit einem weiter abfallenden Luftdruck von rund 1007 hPa nach Nordosten und lag am 08.10.20 um 02 Uhr MESZ über dem südlichen Bottnischen Meerbusen. Die Okklusion erstreckte sich vom Kern nach Estland und dann südwärts bis in den Südosten Polens. Im Anschluss ging die Mischfront abermals in eine Warmfront über. Einhergehend mit dem stark sinkenden Luftdruck ließ auch der Niederschlag nach. Nur noch 7,5 l/m² bei einem Schauer im lettischen Skrīveri, 4,9 l/m² in Helsinki oder 1,8 l/m² in Tallinn fielen in der erwähnten Zeitspanne. Ähnlich wie am Tag zuvor erwärmte sich die Luft auf beispielsweise 14,2°C in Tampere, 15,5°C in Pärnu und 16,5°C in Klaipėda in einer maritim erwärmten Subpolarluftmasse.

Die als Trog bezeichnete „Delle“ der Isobaren im Bereich der Okklusion verschwand bis zum nächsten Tag auf der Berliner Wetterkarte und somit auch die Mischfront und das Tief CATHRIN selbst.