Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CELINE

(getauft am 07.01.2012)

 

In der Nacht zum 06.01. entstand vor der Ostküste der USA ein neues Tiefdruckgebiet. Es hatte sich im Scheitelpunkt eines kräftigen Höhentroges gebildet, der von Nordkanada über Neufundland bis nach Island reichte. Zwischen dem Zentrum des Höhentiefs über der westlichen Labradorsee und dem Höhenhoch westlich der Azoren konnte so eine kräftige Frontalzone entstehen, in dessen Folge sich eine nordöstliche Strömung über dem Nordatlantik bis nach Island einstellte. Dieser Strömung folgte im Bodenniveau ein Tiefdruckwirbel, der am 07.01. auf den Namen CELINE getauft wurde.

Am Tag der Taufe betrug der Kerndruck ca. 1005 hPa. Das Tief CELINE beeinflusste zu diesem Zeitpunkt keine Landgebiete oder Inseln, entwickelte aber ausgeprägte Fronten mit starker Wolkenbildung. Vom Kern zog sich eine Okklusionsfront nach Osten und teilte sich kurz hinter dem Kern in Kalt- und Warmfront. Eine Okklusion entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die Warmfront einholt und sich eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront bildet.

Zum 08.01. zog das Tief rasch nach Nordosten und lag an diesem Tag mittig zwischen Island und Grönland. Der Kerndruck sank dabei auf knapp
unter 990 hPa. Die Warmfront reichte von Island über Irland bis zum Golf von Biskaya, die Kaltfront von Island südlich zu einem Gebiet bis etwa 1000 km westlich der Azoren.

In der Nacht zum 09.01. entwickelte sich Tief CELINE zu einem Sturmwirbel mit einem Kerndruck von leicht unter 975 hPa. Erkennbar wurde der Sturmwirbel durch die starke Drängung der Isobaren, also  der Linien gleichen Drucks, an der Ostküste Grönlands. Dementsprechend wurden kräftige Winde über Island registriert, z.B. an der Station Vestmannaeyjar mit 85 km/h Mittelwind und an der Station Bergstadir mit 70 km/h Mittelwind.

Zum gleichen Zeitpunkt überquerte die Warmfornt der Zyklone CELINE Irland und die Britischen Inseln. Die höchsten Niederschlagsmengen innerhalb von 6 Stunden wurden in Irland am Flughafen von Connaught und in Belmullet mit je 4 l/m² registriert. Der kräftigste Mittelwind wurde mit ca. 47 km/h in Malin Head gemessen. In Großbritanien fiel die höchste Niederschlagsmenge in Lerwick auf den Shetland-Inseln mit 11 l/m². Auch in Aultbea, ebenfalls in Schottland gelegen, wurde mit etwa 10 l/m² eine ähnlich hohe Menge registriert.

Am 10.01. bildeten sich zwei neue Teiltiefs aus und bildeten so ein komplexes Tiefdrucksystem. Teiltief CELINE I wurde mit dem Zentrum an der Südostküste Grönlands bei Angmagssalik, allerdings ohne direkt zugehörige Fronten, analysiert. Der Kerndruck lag immer noch bei 975 hPa. Die lang gezogene, sich auflösende Okklusionsfront, die sich von der Westküste Grönlands bis nach Skandinavien erstreckte, wurde Teiltief CELINE II über Südschweden zugeordnet. Dieser Kern hatte nur noch einen Druck von knapp unter 1015 hPa und befand sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Stadium der Auflösung. Dennoch überquerte das Teiltief CELINE II mit seiner kurzen Warm- und direkt nachfolgenden Kaltfront Deutschland von Nordwest nach Südost. Im kleinen Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, stiegen die Temperaturen auf 7 bis 10°C an, auf den Gipfeln der Mittelgebirge auf Werte um den Gefrierpunkt. Dort fielen auch die größten Niederschlagsmengen, z.B. auf dem Brocken mit 20 l/m² und dem Fichtelberg mit 16 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Hinter der Kaltfront klarte es von Nordwesten her rasch auf. Aufgrund der gut durchmischten Luft und des teils kräftigen Windes kühlte es sich nur wenig ab, sodass es in der Nacht zum 10.01. in Deutschland frostfrei blieb. Die höchste Windspitze wurde an der Küste in Westermarkelsdorf auf Fehmarn mit 65 km/h und auf dem Brocken mit 119 km/h gemessen, was Windstärke 12 und damit Orkanstärke entspricht.

Durch die Verstärkung und die weitere Ostverlagerung von Hochdruckgebiet AXEL von Frankreich zu den Alpen löste sich Teiltief CELINE II im Laufe des 10.01. über Polen auf. Das Teiltief CELINE I wurde bei Jan Mayen in die Zirkulation der nachfolgenden Zyklone DOTA einbezogen und konnte somit ebenfalls am 10.01. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 28.02.2012 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 09.01.2012

Pate: Celine Welker