Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CHARLOTTE

(getauft am 12.12.2014)

 

Das Tief CHARLOTTE wurde am 12.12.2014 anhand einer Prognosekarte für den Folgetag 12 Uhr UTC, das heißt 13 Uhr MEZ, getauft, nachdem seine Entwicklung auf der Vorderseite eines nach Süden führenden  Kaltluftvorstoßes feststand.

Am 13.12.2014 wurde die Zyklone CHARLOTTE über der Biskaya auf der Berliner Wetterkarte analysiert. Vom Kern, der einen Druck von knapp unter 1005 hPa aufwies, verlief eine kurze Warmfront in nordöstlicher Richtung, die bereits bei Paris in die Kaltfront des vorlaufenden Tiefs BILLIE überging. Die Kaltfront hingegen wies eine deutlich größere Ausdehnung auf, sie führte zunächst über die Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel, über Funchal auf den Azoren, von wo diese sich bogenförmig erstreckte, um nordwärts in Richtung der Südspitze Grönlands zu führen. Im Laufe des Tages verlagerte sich der Wirbel CHARLOTTE in südwestlicher Richtung bis nach Portugal und brachte dort zusehends mehr Niederschläge. So fielen in Braganca innerhalb von 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages 26 l/m² und in Sines 38 l/m². Der Niederschlagskulminationspunkt befand sich allerdings auf der Westseite der spanischen Hochebene. Durch Hebungsvorgänge verstärkt, fielen in Badajoz 79 l/m² im gleichen Zeitraum.

Am 14.12.2014 befand sich das Tief CHARLOTTE weiter südlich über Lissabon, der Druck im Zentrum des Kerns hatte sich auf etwas unter 1010 hPa abgeschwächt. Eine Okklusionsfront erstreckte sich bogenförmig um den Kern herum. Hierbei handelt es sich um eine Mischform der Warm- und Kaltfront, die die Eigenschaften beider in sich vereint und durch die Vermischung aufgrund der unterschiedlichen Zuggeschwindigkeiten beider Fronten im sogenannten Okklusionspunkt entsteht. Dieser Okklusionspunkt befand sich nördlich des Kerns vor der Küste bei Figueira da Foz. Von dort verlief in nordnordwestlicher Richtung die Warmfront bis Gijón, wo sie in die Kaltfront eines ungetauften südlich von Paris befindlichen Tiefs überging. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt zunächst in östlicher Richtung nach Madrid, erstreckte sich von dort in südwestlicher Richtung über Teile Marokkos, der Azoren und endete schließlich über dem zentralen Atlantik. Das zum Tief CHARLOTTE gehörende Niederschlagsgebiet erreichte Marokko und brachte dort zum Teil erhebliche Niederschlagsmengen, innerhalb von 24 Stunden bis um 00 Uhr UTC des Folgetages wurden in Tanger durch Gewitter verstärkte Regengüsse von 21 l/m² gemessen. Auch in Spanien kam es zu nicht unerheblichen Niederschlagsmengen, der Flughafen von Valencia meldete einen 24-stündigen Niederschlag von 43,6 l/m², wobei 34 l/m² davon auf die letzten 12 Stunden bis um 06 Uhr UTC fielen.

Bis zum 15.12. hatte sich der Kern bis zum spanischen Murcia verlagert und sich abermals um rund 5 hPa auf nun nur noch etwas unter 1015 hPa abgeschwächt. Im Laufe des Vortages tropfte ein Höhentief aus der westlichen Höhenströmung ab, mit dem der Wirbel CHARLOTTE am Boden korrespondierte. Deshalb kam es trotz fehlender Fronten zu wechselhaftem Wetter. Seine Wetteraktivität betraf abermals vor allem die afrikanische Nordküste, wo es zu gewittrig verstärkten Niederschlägen kam. Während Valencia nur noch Sprühregen und in 24 Stunden Niederschlagsmengen in einer Summe von 2,0 l/m² meldete und Mahon auf Menorca 12 l/m² innerhalb der letzten 12 Stunden jeweils bis um 06 Uhr UTC des Folgetages fielen,  meldeten das marokkanische Fes-Sais 29 l/m² innerhalb von 24 Stunden und das algerische Beni-Saf 37 l/m² bei zeitweiligen Gewittern im gleichen Zeitraum.

Die Zyklone CHARLOTTE nahm bis zum 16.12. Einfluss auf fast das gesamte westliche Mittelmeer. Bei unverändertem Kerndruck erstreckte sich dieser von den Balearen entlang der französischen Mittelmeerküste bis Italien und im Süden bis nach Tunesien und Algerien. Die höchsten Niederschlagswerte verzeichnete abermals Algerien. In Jijel Achouat fielen, abermals begleitet von Gewittern, in 24 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages 42 l/m², wobei 39 l/m² davon auf die letzten 12 Stunden beschränkt waren. Sich weiter ostwärts verlagernd, erreichte die Niederschlagsaktivität im Laufe des Tages auch die italienische Adriaküste. Rimini meldete in 12 Stunden bis um 00 Uhr UTC Regen, der sich in Summe auf 18 l/m² belief und in Dubrovnik in 12 Stunden bis um 18 Uhr UTC bei gewittrig durchsetzten Regenfällen 35 l/m². 

Bis zum 17.12. hatte sich der Wirbel CHARLOTTE bei östlicher Verlagerung kurzfristig auf 1010 hPa verstärkt und befand sich mit seinem Zentrum bei Italien über dem Tyrrhenischen Meer. In Capri kam es zu weiteren Regenfällen, die sich bis zu 24 l/m² in 6 Stunden bis 18 Uhr UTC aufsummierten, in Dubrovnik kamen bei auftretenden Gewittern 19,8 l/m² an flüssigem Niederschlag zusammen.

Am 18.12. erreichte der Kern den süditalienischen Raum und auch noch Teile Nordafrikas. So meldete das tunesische Bizerte bei anhaltendem Regen Niederschlagsmengen in Höhe von 33,0 l/m² in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC.  Sich weiter ostwärts verlagernd wurde das Tief CHARLOTTE schließlich am folgenden Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert.

 

 

Geschrieben am 22.02.2015 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 14.12.2014

Pate: Charlotte Graban