Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet CHRISTIANE

(getauft am 05.06.2012)

 

Anfang Juni spaltete sich von einem sich auflösenden Tiefdruckwirbel über dem Nordatlantik ein neues Tiefdruckgebiet ab. Als erkennbar wurde, dass dieses für das Wettergeschehen in Europa von Bedeutung sein würde, wurde es am 05.06. auf den Namen CHRISTIANE getauft.

Der Kerndruck der Zyklone, die sich etwa 1500 km westlich der irischen Hauptstadt Dublin über dem Nordatlantik befand, lag an diesem Tag bei etwas über 1000 hPa. Schon an diesem ersten Tag besaß der Wirbel eine sogenannte Okklusionsfront. Beim Prozess der Okklusion wird durch die zyklonale Drehung des Tiefdruckgebietes, also die Drehung gegen den Uhrzeigersinn, die voranlaufende Warmfront von der schneller nachfolgenden Kaltfront eingeholt, wodurch sich eine Mischfront ausbildet, die man als Okklusion bezeichnet. Diese verlief bogenartig vom Kern des Tiefs CHRISTIANE in Richtung Südosten bis zum sogenannten Okklusionspunkt über dem östlichen Nordatlantik, der etwa 200 km von der irischen Südwestküste entfernt war. Der Okklusionspunkt beschreibt den Ort, an dem sich die Okklusionsfront wieder in Warm– und Kaltfront aufspaltet. Vom Okklusionspunkt aus verlief die Warmfront als nahezu gerade Linie bis zum westlichsten Teil der Bretagne in Frankreich, während die Kaltfront in einem südwestlichen Bogen über den Nordatlantik bis etwa 2000 km westlich der portugiesischen Westküste reichte. Entlang der Fronten fielen im südenglischen Bournemouth von 07 bis 19 Uhr MEZ, also innerhalb von 12 Stunden ca. 14 l/m² Niederschlag in Form von leichten Regenfällen, aber zum Teil auch als äußerst kräftige Regenschauer. Im etwa 200 km westlich liegenden Plymouth waren es sogar 13 l/m² Niederschlag innerhalb von nur 6 Stunden, von 07 bis 13 Uhr MEZ.

Bis zum folgenden Tag, dem 06.06., verlagerte sich das Tief CHRISTIANE etwa 2000 km weiter in östlicher Richtung und lag mit seinem Zentrum nun über der Irischen See zwischen Irland und Mittelengland. Der Kerndruck des Druckgebildes hatte sich dabei auf knapp unter 1000 hPa abgeschwächt. Seine Okklusionsfront reichte von einem Punkt, etwa Tausend Kilometer westlich der irischen Westküste, über Nordirland hinweg bis zur Südostspitze Englands. Vom dort befindlichen Okklusionspunkt aus führte die Warmfront wellenartig über Zentralfrankreich und die Schweiz hinweg bis zum nördlichen Teil der Adria, nahe Venedig. Die Kaltfront des Tiefs CHRISTIANE verlief dagegen zuerst in einem südwestlichen Bogen Richtung Santander, an der Nordküste Spaniens, und danach wellenartig über den Norden Portugals bis weit über den östlichen Nordatlantik. Vor allem entlang der Kaltfront, also beispielsweise in den westlichen Regionen Deutschlands, kam es an diesem Tag zu teils ergiebigen Regenfällen. So wurden an der Station am Frankfurter Flughafen zwischen 07 und 19 Uhr MEZ etwa 13 l/m² an Regen verschiedener Intensitäten registriert. Gegen 17 Uhr MEZ fielen sogar heftige Regenschauer aus Cumulonimbus–Wolken, große Wolkentürme mit vertikalen Mächtigkeiten in unseren Breiten von etwa 9 bis 11 km, die eigentlich eher für Gewitter bekannt sind. Aber auch in Belgien wurde viel Niederschlag beobachtet, wie beispielsweise in der Hauptstadt Brüssel, im Zentrum des Landes. Hier fielen zwischen 01 und 11 Uhr MEZ etwa 10 l/m² Regen.

Bis zum Folgetag hin, dem 07.06., verlagerte sich das Tief CHRISTIANE ca. 400 km weiter in Richtung Nordwesten und lag mit dem Kern vor der Nordküste Irlands. Der Kerndruck des Wirbels CHRISTIANE lag, wie am Tag zuvor, noch immer konstant bei knapp unter 1000 hPa. Von seinem Zentrum aus verliefen eine Okklusionsfront in Richtung Norden, bis knapp vor die Ostküste Islands, und zweite Okklusionsfront im nordöstlichen Bogen über die Nordküste Schottlands hinweg bis zur Grenze zwischen Norwegen und Schweden, am Nordrand der Nordsee. Da es sich im Verlauf mehr und mehr abschwächte wurde es an diesem Tag in die Zirkulation des nachfolgenden Tiefdruckwirbels DARIA einbezogen. Dies war somit der letzte Tag, an dem das lebhafte, regenträchtige Tiefdruckgebiet CHRISTIANE auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 18.06.2012 von Gregor Meusel

Berliner Wetterkarte: 06.06.2012

Pate: Christiane Katharina Darlatt