Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  CHRISTIAN

(getauft am 03.05.2005)

 

 

Am 3. Mai wurde ein sich nordwestlich von Island befindendes Tiefdruckgebiet auf den Namen CHRISTIAN getauft. Eingebettet in eine kräftige westliche Höhenströmung verlagerte sich das Frontensystem des Tiefdruckwirbels CHRISTIAN rasch ostwärts und erreichte am Morgen des 5. Mai die Britischen Inseln und Norwegen.

Einen Tag später wurde das Frontensystem zunehmend in südöstliche Richtung gesteuert. Die Warmfront hatte bereits am Vortag weite Teile Großbritanniens überquert. Im recht breiten Warmsektor stieg die Temperatur am Vortag am Ärmelkanal bis auf 21°C, in London wurden 19°C erreicht.

Am 6. Mai kam es am Rande von CHRISTIAN vor allem in Deutschland noch zu Schauern, die örtlich von kurzen Gewittern begleitet waren und mehr als 10 Liter Regen pro Quadratmeter brachten. An der Station Breitsol am Main gab es sogar 23 Liter innerhalb von 12 Stunden. In der Nacht zum 7.05. klarte es vor allem im Norden zeitweise auf, so dass die Temperatur verbreitet unter 5°C zurückging.

Am 9. Mai blieb West- und Mitteleuropa am Rande des Wirbels CHRISTIAN, der nun über Skandinavien lag, weiterhin im Zustrom von Meeresluft subpolaren und polaren Ursprungs. Dabei zeichnete sich die vertikale Schichtung der unteren und mittleren Troposphäre über Mitteleuropa durch einen außerordentlich starken Temperaturgradienten aus. So wurden im 500-hPa-Niveau über Deutschland Werte zwischen -32 und -34°C beobachtet, während am Boden Temperaturmaxima von 10 bis 15°C gemessen wurden. Die Folge dieser starken Differenz von rund 45 K zwischen Boden und 500-hPa-Fläche war die Entstehung zahlreicher Cumulonimben, die in der klaren Luft ein prächtiges Himmelsbild abgaben und für das sprichwörtliche Aprilwetter mit einem raschen Wechsel von Sonnenschein und kräftigen, teils gewittrigen Regen- und Graupelschauern sorgten. Auf den Gipfeln der deutschen Mittelgebirge gingen sogar Schneeschauer nieder. Auf dem Brocken im Harz, wo am Morgen des 9. Mai 18 cm Schnee lagen, wurde dabei am Vortag nur ein Maximum von -0,2°C registriert.

Einen Tag später führte ein großräumiger Luftdruckanstieg über dem südlichen und mittleren Skandinavien zu einer deutlichen Abschwächung des Tiefdruckgebietes mit Kern über dem nördlichen Dänemark. CHRISTIAN verschwand am 11. Mai 2005 von der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 10.06.2005 von Sabrina Schmidt

Wetterkarte: 08.05.2005

Pate: Christian Glass