Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
CHRISTIAN
(getauft
am 20.03.2013)
Anfang der zweiten Märzdekade bildete sich
über dem Atlantik ein Tiefdrucksystem am
Boden aus, das bedingt durch die wetterbestimmende Höhe in 5500 m weiter nach
Osten geführt wurde. In dieser Höhe befand sich ein Trog, ein Kaltluftvorstoß
nach Süden, der polare Luftmassen mit sich führte. Da ersichtlich wurde, dass
das Tief am Boden das Wettergeschehen in Europa beeinflussen sollte, wurde der
Wirbel am 20. März in der Prognose für den Folgetag auf den Namen CHRISTIAN
getauft.
Am 21. März lag Tief CHRISTIAN knapp nördlich
der portugiesischen Azoren mit einem Kerndruck von unter 985 hPa. Vom Kern ging
eine ca. 400 km lange Okklusionsfront aus, diese Frontenart weist Eigenschaften
von Warm- und Kaltfront auf. Am dortigen Punkt, dem Okklusionspunkt, teilte
sich diese in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief in östliche
Richtung und ging in das Frontensystem eines weiteren Tiefs über. Die Kaltfront
beschrieb einen Bogen in südwestliche Richtung und endete über dem zentralen
Atlantik. Hinter der Kaltfront kam es zu einigen Schauern und auch der Wind
erreichte 36 km/h, was Böen der Stärke 6 entspricht.
In der Folge verstärkte sich das Tief
CHRISTIAN weiter und wies am 22. März einen Kerndruck von 975 hPa auf, wobei es
sich einige Hundert Kilometer vor die Westküste Irlands verlagert hatte. Tief
CHRISTIAN war auch in der Höhe sichtbar und hatte ein weiteres Tief am Boden in
seine Zirkulation aufgenommen, welches sich einige Hundert Kilometer weiter
westlich befand. Dieses Tiefdrucksystem
wies ein sehr komplexes Frontensystem auf, welches bereits Wetterwirksamkeit an
den europäischen Küstenregionen des Atlantiks zeigte. In der Nacht wurden
teilweise sehr hohe Windgeschwindigkeiten erreicht, so meldete ein Schiff
nördlich des Systems einen Mittelwind von 83 km/h, was der Windstärke 9 auf der
Beaufortskala und somit Sturm entspricht. Im Laufe des Tages registrierten vor
allem Stationen in Schottland hohe Windgeschwindigkeiten, auf dem Berg Cairn Gorm konnte sogar eine Spitzenböe
von 92 Knoten verzeichnet werden, was etwa 170 km/h und damit Orkan entspricht.
Auch in Dublin wurde um 06 Uhr UTC, was 07 Uhr MEZ entspricht, eine
Windgeschwindigkeit von 50 km/h gemessen. Hier kam es auch zu teilweise starken
Schneefällen, die bei knapp 5°C innerhalb von 24 Stunden 11 mm brachten. Im
spanischen La Coruna waren es hingegen 2 mm Regen bei
einer deutlich höheren Temperatur von 19°C. Dies lag daran, das Tief CHRISTIAN
vorderseitig warme Subtropikluft nach Norden transportierte. Diese warme Luft traf
auf sehr kalte Luft arktischen Ursprungs, wodurch es zu einigen Niederschlägen
in dieser Region kam.
In der Nacht zum 23. März blieb
Tief CHRISTIAN quasi-stationär vor den Britischen Inseln, wobei es einen leicht
gestiegenen Kerndruck von nun 978 hPa aufwies. Das Frontensystem war weiterhin
sehr komplex. Vom Kern gingen zwei Okklusionsfronten aus. Die erste verlief in
südliche Richtung und endete einige Hundert Kilometer östlich der Azoren. Die
zweite Okklusionsfront verlief im Uhrzeigersinn bogenförmig um den Kern herum
und in etwa bei Cornwall spaltete sich eine Warmfront in östliche Richtung ab,
die bei München endete. Bei Paris spaltete sich eine weitere Warmfont ab, die
über die Alpen verlief und über dem zentralen Adriatischen Meer endete. Der
dritte Okklusionspunkt befand sich bei Marseille, wo sich die Okklusion in eine
Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief südöstlich bis Tunis,
wohingegen die Kaltfront beim Atlasgebirge in eine Warmfront eines weiteren
Tiefs überging. Dieses sehr intensive Frontensystem sorgte unter anderem dafür,
dass eine sehr starke Luftmassengrenze über Europa lag. So wurden im
französischen Brest 17°C gemeldet, im etwas nördlich gelegenen London 2°C und
in Hamburg nur noch -1,9°C. Die warme Luft aus dem Süden brachte Valencia sogar
22°C. Dennoch blieben zumindest im deutschen Raum größere Niederschlagsmengen aus,
Ausnahmen waren nur Lahr oder Freudenstadt mit 3 mm bzw. 4 mm Niederschlag
innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC. Im restlichen Einflussbereich
verzeichneten dagegen das englische Plymouth 27 mm und Dublin 22 mm
Niederschlag im gleichen Zeitraum. Das Sturmfeld hatte sich ebenfalls weiter
nach Osten verlagert. In Den Helder wurden 47 km/h und in Amsterdam 40 km/h um
06 Uhr UTC gemeldet, was ebenfalls Windstärke 9 auf der Beaufortskala
entspricht.
Im Laufe des Tages schwächte
sich der Wirbel CHRISTIAN ab. Am 24. März lag die Zyklone weiterhin westlich
der Britischen Inseln und hatte nur noch einen Kerndruck von etwas unter 990
hPa. Das Frontensystem hatte sich ebenso reduziert. Eine Okklusionsfront
erstreckte sich vom Kern in südöstliche Richtung über Galicien und endete
einige Hundert Kilometer südlich der portugiesischen Küste. Diese brachte in
Spanien und in Portugal einige Niederschläge, beispielsweise wurden in einem
Zeitraum von 24 Stunden in Sevilla 15 mm und in Porto 11 mm Niederschlag, der
als Regen fiel, registriert. Zum Analysezeitpunkt am 25. März um 00 Uhr UTC
hatte sich die Zyklone weiter aufgefüllt. Sie lag nun etwas südlicher auf einem
Breitengrad mit der Bretagne und einem Kerndruck von etwa 1000 hPa. Tief
CHRISTIAN besaß auch keine Fronten mehr und war daher nicht mehr wetteraktiv.
Im Verlauf des Tages hatte sich die Zyklone CHRISTIAN soweit abgeschwächt, dass
sie am nächsten Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden
konnte.
Geschrieben
am 23.04.2013 von Daniela Schoster
Berliner
Wetterkarte: 22.03.2013
Pate: Christian Freidl