Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet CHRISTIAN
(getauft
am 29.07.2013)
Unterhalb eines ausgeprägten Troges, d.h. eines Vorstoßes kalter
Luft nach Süden in einer Höhe von etwa 5,5 Kilometern, bildete sich im
Bodenniveau in der Nacht zum 29.07. ein zugehöriges Tief, welches noch am
selben Tag auf den Namen CHRISTIAN getauft wurde. In der Analyse von
00 Uhr UTC, d.h. 02 Uhr MESZ, lag Tief CHRISTIAN zu diesem Zeitpunkt mit einem
Druck von knapp unter 1000 hPa über dem zentralen Atlantik, etwa 600 Kilometer
südlich von Island auf der Breite von Oslo. In südöstlicher Richtung ging von
seinem Kern eine Okklusionsfront aus, die zunächst einen Bogen bis Irland
beschrieb und wenige Hundert Kilometer südlich der Südspitze Irlands endete.
Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Kalt- als
auch Warmfronteigenschaften in sich vereint. Weiterhin reichte eine weitere
Okklusion vom Kern westwärts bevor sie nahe des Längengrads der Südspitze
Grönlands endete. Im Laufe des Tages
überquerte die Okklusionsfront des Tiefs CHRISTIAN Irland sowie das nördliche
Großbritannien und führte dort fast ganztägig zu wiederholt auftretenden und
teils schauerartig verstärkten Niederschlägen, die besonders in Schottland
recht ergiebig ausfielen. Bis 06 Uhr UTC wurden in 24 Stunden durch Niederschläge
mit leichten Schauern und Gewittern bei Dublin 6 Liter und in Claremoris 8 Liter je Quadratmeter registriert. Im
schottischen Edinburgh wurden im selben Zeitraum 22,2 Liter Regen auf einen
Quadratmeter registriert, wobei der Großteil dieser Niederschläge, nämlich 21,6
Liter, in weniger als 6 Stunden fiel. Spitzenreiter der Niederschlagssummen in
Schottland war Aultbea. Hier erfasste die Messstation
innerhalb von 24 Stunden bis zu 33 Litern je Quadratmeter.
Zum 30.07. verlagerte sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels
CHRISTIAN in Richtung Osten und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von
1005 hPa etwa 400 Kilometer westlich des schottischen Festlands. Das
Frontensystem behielt seinen Aufbau bei, die östliche Okklusion zog sich vom
Kern ausgehend nach Osten über den Pentland Firth
zwischen den Orkney Inseln und Schottland und von dort weiter nach Südosten bis
sie über der zentralen Nordsee endete. Die westliche Okklusionsfront erstreckte
sich vom Kern aus in westliche Richtung auf den Atlantik hinaus und endete in
etwa auf der
Schnittlinie von der grönländischen Stadt Angmagssalik
und Gander auf Neufundland.
Das Niederschlagsband hatte sich dabei leicht nach Norden verlagert und
konzentrierte sich nun im Wesentlichen, wenn auch weniger intensiv, auf
Nordschottland, die Orkney- und Shetland-Inseln, sowie Teile des Nordatlantiks,
wo ein sich nahe des Okklusionspunktes
gelegenes Schiff noch in der Nacht zu diesem Tag innerhalb von 6 Stunden
4 Liter Regen je Quadratmeter meldete. Im schottischen Loch Glascarnoch
brachte leichter Regen innerhalb von 24 Stunden bis 6 Uhr UTC eine
Niederschlagsumme von 3,2 Litern pro Quadratmeter, ebenso wie in Tulloch Bridge. Messstationen der sich auf den Orkney- bzw.
Shetland-Inseln liegenden Ortschaften Baltasound und
Kirkwall registrierten in der gleichen Zeitspanne je 4 Liter, und auf der
mittig zwischen diesen beiden Inselgruppen liegenden Fair Isle kamen durch
teils mäßige Schauer bis zu 10 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen. Ganz im
Kontrast zum Vortag fielen bei Aultbea innerhalb von
24 Stunden lediglich 0,2 Liter auf einen Quadratmeter aus leichtem Regen oder
Sprühregen.
In den nächsten 24 Stunden verlagerte sich Tief CHRISTIAN unter
zunehmender Auflösung weiter nach Osten, sodass sein Zentrum um
00 Uhr UTC des 31.07. mit einem Druck
von weiterhin 1005 hPa vor der nordschottischen Küste, direkt über den
Orkney Inseln lag. Ein zugehöriges Frontensystem konnte jedoch nicht mehr
analysiert werden. Jedoch brachten letzte Reste des Regengebietes den
Schottischen Inseln weitere Niederschläge. So wurden in 6 Stunden bis 12 Uhr
UTC in Kirkwall 1 Liter und auf Fair Isle 4 Liter Regen beziehungsweise
Sprühregen pro Quadratmeter gemessen. Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tiefdruckgebiet
CHRISTIAN soweit ab, dass es nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 21.08.2013 von Christian Ulmer
Berliner
Wetterkarte: 30.07.13
Pate:
Christian Ratz