Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet CHRISTINA

(getauft am 03.01.2014)


Am 03.01.2014 entstand über dem westlichen Nordatlantik vor der US-amerikanischen Ostküste ein Tiefdruckgebiet, das auf den Namen CHRISTINA getauft wurde.

In den folgenden Stunden verlagerte sich der Wirbel CHRISTINA nordostwärts und lag am 04.01.2014 um 00 Uhr UTC, das entspricht 01 Uhr MEZ, südlich von Neufundland. Sein Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt etwas weniger als 975 hPa.

Die von Nordamerika nach Nordosten gezogene Zyklone CHRISTINA verstärkte sich über dem Nordatlantik und gewann erheblich an Umfang. In der Nacht zum 05.01.2014 betrug ihr Kerndruck etwa 935 hPa und sie beherrschte mit ihrem Sturm- und Orkanfeld die See zwischen Neufundland und Westeuropa, sowie zwischen Grönland und den Azoren. Das Orkantief CHRISTINA war bereits zum Teil okkludiert, d.h. die Kaltfront hatte die Warmfront schon teilweise eingeholt und sich mit ihr zu einer Mischfront, der sogenannten Okklusion, verbunden. Von seinem Zentrum aus verlief die Okklusion spiralförmig über Norden nach Osten. Von dort aus erstreckte sich seine Kaltfront bogenförmig südwestwärts hinaus auf den westlichen Nordatlantik und seine Warmfront reichte in südöstlicher Richtung bis nach Marokko.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das sich etwas abgeschwächte Tiefdruckgebiet CHRISTINA ostwärts und lag am 06.01.2014 um 00 Uhr UTC vor den Britischen Inseln. In der Nacht erreichten seine Fronten Westeuropa, wo sie teilweise ergiebigen Niederschlag brachten. Valentia in Irland meldete eine Niederschlagsmenge von 27 mm, in England und Schottland gab es teilweise bis zu 30 mm. Im nordwestspanischen Santiago fielen sogar 61 mm. In Nordwestdeutschland fiel noch kein nennenswerter Niederschlag und es blieb weitgehend frostfrei, denn der Wolkenaufzug von Tief CHRISTINA verhinderte eine stärkere Abkühlung. Seine Ausläufer führten sehr milde, subtropische Luftmassen vom südlichen Nordatlantik nach West- und Mitteleuropa, sodass die milde Witterung der vorangegangenen Wochen einen neuen Höhepunkt erfuhr. Bis zum Abend stieg die Temperatur im 850-hPa-Niveau, das entspricht einer Höhe von etwa 1500 m, über Lindenberg nahe Berlin bis auf 6°C an. Am Boden kam die mildeste Luft im östlichen Deutschland noch nicht an. Dort blieben die Maxima noch unter der 10°C-Marke. Dagegen stieg die Temperatur in Nordrhein-Westfalen auf 11 bis 14°C, örtlich auf 15°C wie in Geilenkirchen. Noch etwas milder wurde es am Oberrhein wie in Müllheim mit 17°C. In Frankreich gab es sogar Höchstwerte bis zu 18°C wie z. B. in ClermontFerrand. Kühler war es an der Donau, wie zum Beispiel in Regensburg bei lediglich 3°C. Gleichzeitig kamen die Ausläufer des Tiefs CHRISTINA durch Wellenbildung nur langsam nach Südosten voran und brachten gebietsweise hohe Regenmengen. Vom Berliner Raum bis zur Prignitz fielen meist 10 bis 15 mm, auch in Schleswig-Holstein wurden häufig über 10 mm gemessen. Die höchsten Mengen traten im Stau des Rothaargebirges auf mit über 20 mm in 24 Stunden.

Für Europa fungierte am 07.01.2014 das ehemalige Orkantief CHRISTINA mit Kern nordwestlich von Schottland weiterhin als Steuerungszentrum des Wettergeschehens. An seiner Südflanke setzte sich der Zustrom sehr milder Meeresluftmassen fort, sodass in Deutschland nochmals extrem hohe Temperaturwerte möglich wurden. Im Süden stieg die Temperatur mit Sonnenunterstützung örtlich bis auf 17°C wie in München. Auf dem Hohenpeißenberg wurden noch 13°C gemessen und selbst auf der Zugspitze lag das Maximum knapp über dem Gefrierpunkt.

Das Tief CHRISTINA schwächte sich in den folgenden 24 Stunden um nahezu 20 hPa ab und lag am 08.01.2014 um 00 UTC mit einem Kerndruck von etwa 980 hPa quasi stationär mit seinem Zentrum nördlich von Schottland über dem Nordmeer. Innerhalb der südwestlichen Höhenströmung schwenkten einzelne Kurzwellentröge nordostwärts, die für kleinräumige Hebung und Niederschläge sorgten. Die Höchstwerte der Temperatur lagen innerhalb der Luft subtropischen Ursprungs zumeist über 10°C. Im Süden und Südwesten Deutschlands wurden örtlich 15°C erreicht. Der Höchstwert beispielsweise in Lahr und in Freiburg betrug jeweils 15,3°C.

Die Zyklone CHRISTINA schwächte sich bis zum 09.01.2014 um 00 Uhr UTC weiter ab und spaltete sich in zwei Kerne auf. Das Teiltief CHRISTINA I lag über dem Nordmeer vor der norwegischen Westküste und das Teiltief CHRISTINA II bildete sich über dem Bottnischen Meerbusen. An der Südseite dieses Tiefdrucksystems floss recht milde Meeresluft, die zeitweise den größten Teil Deutschlands erfasste heran. Innerhalb dieser, für die Jahreszeit milden Luftmasse, lagen die Tiefstwerte der Temperatur in der Nacht im Norden und Westen Deutschlands infolge der vorherrschend starken Bewölkung meist zwischen 6 und 4°C. Lediglich im Süden und Südosten Deutschlands, wo die Luft subtropischen Ursprungs bestimmend war, ging die Temperatur bis in Gefrierpunktnähe zurück und südlich der Donau gab es stellenweise auch leichten Frost.

Bis zum 10.01.2014 blieb das Teiltief CHRISTINA I nahezu stationär und das Teiltief CHRISTINA II verlagerte sich geringfügig ostwärts nach Westrussland. Im Tagesverlauf schwächte sich das Tiefdrucksystem weiter ab und ging in die Zirkulation des kräftigen Wirbels DAGMAR mit Zentrum über Südschweden über.

Am 11.01.2014 verschwand das Tief CHRISTINA aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 05.03.2014 von Jasmin Holzapfel

Berliner Wetterkarte: 06.01.2014

Pate: Christina Heine