Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
CHRISTINE
(getauft am
27.08.2012)
Im
Verlauf des 26.08.2012 bildete sich südlich von Grönland ein Tiefdruckgebiet,
welches am Folgetag mit einem Kerndruck von rund 1010 hPa
ca. 300 km südlich von Grönland liegend auf den Namen CHRISTINE getauft
wurde.
In
den folgenden 24 Stunden erfolgte eine deutliche Vertiefung der Zyklone bei
rascher Verlagerung nach Osten. So lag das Tiefdruckgebiet CHRISTINE am
28.08.2012 mit einem Kerndruck von knapp unter 995 hPa
über dem zentralen Nordatlantik. Zusammen mit dem Sturmtief BRITTA nördlich der
Shetlandinseln bildete die Zyklone CHRISTINE ein Tiefdruckkomplex, der auch in
der mittleren Troposphäre, also in einer Höhe von rund 5,5 km, durch einen
stark ausgeprägten Kaltluftvorstoß nach Süden gekennzeichnet war.
Bis
zum 29.08.2012 verlagerte sich der Tiefdruckwirbel weiter nach Osten und lag
mit unverändertem Kerndruck westlich von Irland über dem Nordatlantik. Das
Frontensystem war zu diesem Zeitpunkt weitgehend okkludiert.
Eine Okklusionsfront ist eine Mischform aus Warm– und
Kaltfront, in der die kalte Luft, welche die warme Luft am Boden bereits
eingeholt hat und sie deswegen in höhere Luftschichten anhebt. Durch diese
Hebungsprozesse entstehen dann meist flächige Niederschläge. So meldete Dublin
eine 24–stündige Niederschlagssumme von 5 l/m².
Die Kaltfront des Tiefdruckgebietes verlief zu diesem Zeitpunkt über den
Atlantik und überquerte in der Nacht den Süden Großbritanniens mit teils
heftigen Schauern und Gewittern, z.B. fielen in Plymouth 19 l/m² Regen.
Zum Morgen erreichte die Kaltfront auch den Westen Deutschlands. So fielen in
Saarbrücken 20 l/m², in Brauweile 13 l/m² oder in Mannheim 15 l/m².
Zuvor war die Temperatur auf der Vorderseite des Tiefdruckwirbels verbreitet
auf über 25°C angestiegen. In Bayern zeigte das Quecksilber oftmals um 30°C, am
wärmsten war es in Kitzingen mit 32°C.
Bis
zum Folgetag, dem 30.08.2012 hatte sich das Tief CHRISTINE unter leichter
Abschwächung über die Nordsee verlagert. Der Kerndruck war auf ca. 1005 hPa gestiegen. Die Kaltfront erstreckte sich von der
Nordsee über die Benelux–Staaten, den Westen Deutschlands und Frankreich bis
über Nordspanien. Sie brachte zwar nur örtlich kurze Gewitter, wie z.B. im
Südharz, aber trotzdem fielen beispielsweise in Ellrich–Werner 12 l/m²
Regen. Gleichzeitig wurde die vorhandene Warmluft nach Osten abgelenkt. Zuvor
stieg die Temperatur in der Niederlausitz nochmals auf über 25°C, wie z.B. in
Cottbus mit 26°C. Zur selben Zeit wurde im westfälischen Münster eine
Temperatur von 17°C gemessen. Entlang der Kaltfront kam es zu ergiebigen
Niederschlägen. In Deutschland waren vor allem Bayern und Sachsen betroffen. So
lag die 24–stündige Niederschlagssumme in Görlitz und
in Kempten bei 48 l/m². Noch stärker waren die Niederschläge in Tschechien, wo
im selben Zeitraum in Liberec 56 l/m² zusammen kamen.
Bis
zum 31.08.2012 spaltete sich der Wirbel CHRISTINE in drei Teile auf. Das
Teiltief CHRISTINE I lag über der Deutschen Bucht, der Kern
CHRISTINE II über Westpolen und der dritte Teil namens CHRISTINE III
über Norditalien. Im Bereich von Tief CHRISTINE I kam es in der
eingeflossenen kühlen Meeresluft zu Schauern, sodass örtlich mehr als 10 l/m²
Regen innerhalb von 6 Stunden gemessen werden konnten, wie z.B. in Emden mit
11 l/m². Auch im Einflussbereich des Wirbels CHRISTINE II
hielten die Niederschläge an, sodass in Görlitz nochmals 18 l/m² Regen
fielen. Im Dauerregen verharrte die Temperatur bei, für diese Jahreszeit kühle,
17°C. Noch deutlich stärker waren die Niederschläge unter dem Einfluss des
Teiltiefs CHRISTINE III, wo in Bayern verbreitet mehr als 20 l/m²
innerhalb von 24 Stunden fielen. Konstanz meldete sogar eine Niederschlagssumme
von 71 l/m² bei einer Höchsttemperatur von lediglich 13°C. Bis zum
Monatswechsel hatte sich der Wirbel CHRISTINE I über der Nordsee liegend
aufgelöst. Die Zyklone CHRISTINE II lag mit einem Kerndruck von etwas
unter 1015 hPa über der Ostsee und das Tief
CHRISTINE III weiterhin über Oberitalien. Im Bereich der Zyklone
CHRISTINE III bildete sich in der mittleren Troposphäre ein
Kaltlufttropfen, eine Kaltluftblase in oberen Luftschichten, aus, der das
Wetter im Mittelmeerraum in den kommenden Tagen bestimmen sollte. Im
Mittelmeerraum kam es am 01.09.2012 zu Schauern und Gewittern die vereinzelt
hohe Niederschlagssummen brachten, so z.B. in Mailand mit 19 l/m². Die
Höchsttemperatur lag in Italien verbreitet unter 25°C, was für die Jahreszeit
zu kühl ist. Florenz meldete ein Maximum von 24°C, in Neapel und Rom wurden
25°C erreicht, Turin meldete eine Höchsttemperatur von lediglich 19°C. Im
Einflussbereich von CHRISTINE II kam es im Baltikum und Finnland zu
ergiebigen Niederschlägen. So fielen binnen 24 Stunden in Tallinn 31 l/m²,
in Helsinki 25 l/m² und in St. Petersburg 20 l/m².
Bis
zum 02.09.2012 verlagerte sich der Teilwirbel CHRISTINE II bis über den
Finnischen Meerbusen. Die Zyklone CHRISTINE III
blieb als Bodentief eines ausgeprägten Kaltlufttropfens über dem westlichen
Mittelmeer stationär über Italien. In seinem Einflussbereich kam es zu
kräftigen Regenfällen. So fielen innerhalb von 24 Stunden in Rom 45 l/m²
Regen, Bastia meldete im selben Zeitraum eine
Niederschlagssumme von 62 l/m². Noch kräftiger fielen die Niederschläge in
Nordafrika aus, wo in Tunesien innerhalb von 12 Stunden bis zu 44 l/m²
fielen, wie z.B. in Monastir. Gleichzeitig war es für
Tunesien ungewöhnlich kühl, so stieg die Temperatur in Biserte
und Tunis nur auf 19°C. Auch auf den sonst trockenen Inseln südlich von Italien
fielen erhebliche Niederschlagsmengen. So meldete Lampedusa
31 l/m². Auf Malta wurden in Luqa sogar 48 l/m²
registriert. Gleichzeitig lag dort die Höchsttemperatur begünstigt durch das
warme Mittelmeer bei heißen 30°C.
In
den folgenden 24 Stunden löste sich das Tief CHRISTINE II über Finnland
liegen auf, während der Wirbel CHRISTINE III, nun wieder mit CHRISTINE
bezeichnet, über Sardinien lag und für Italien wetterbestimmend blieb. Der
Kerndruck des Wirbels war in den vergangenen 24 Stunden auf 1010 hPa gesunken. Die meist starken Schauer und Gewitter
brachten in 24 Stunden beispielsweise in Olbia auf
Sardinien beachtliche 100 l/m² Regen. In Rimini an der Adriaküste fielen
im selben Zeitraum 74 l/m².
Bis
zum 04.09.2012 blieb das Tiefdruckgebiet CHRISTINE stationär über Sardinien, der
Kaltlufttropfen begann sich jedoch langsam aufzufüllen. Somit erwärmte sich die
kalte Luft in der Höhe mehr und mehr, wodurch der Temperaturkontrast zwischen
dem Bodenniveau und den höheren Luftschichten geringer wurde und die
Wetteraktivität langsam nachließ. Trotzdem hielten die Schauer und Gewitter
unvermindert an. So fielen an der Südspitze Korsikas, am Cap Pertusato innerhalb von 24 Stunden 97 l/m² Regen. Weiter
nördlich in Solenzara waren es noch 88 l/m². Rom
meldete im gleichen Zeitraum 59 l/m². Dabei stieg die Temperatur in Rom
lediglich auf 21°C.
Auch
am Folgetag, dem 05.09.2012, blieb der Wirbel CHRISTINE über Sardinien liegen,
jedoch hatte er sich merklich abgeschwächt. Dies lag auch an dem immer
schwächer werdenden Kaltlufttropfen. Dennoch fielen innerhalb von 24 Stunden
nochmals in Neapel 16 l/m², in Rom 14 l/m² Regen. Die
Höchsttemperatur lag dabei schon deutlich höher als an den vergangenen Tagen,
so wurde in Neapel ein Maximum von 27°C gemessen. Bis zum 06.09.2012 löste sich
das Tiefdruckgebiet CHRISTINE über dem westlichen Mittelmeer liegend auf und konnte
nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte geführt werden.
Geschrieben
am 27.09.2012 von Tobias Mahnkopf
Berliner
Wetterkarte: 30.08.2012
Pate:
Christine Thoms-Meyer