Lebensgeschichte


Tiefdruckgebiet CHRISTINE

(getauft am 28.02.2014)


Am 28.02.2014 entstand über dem US-amerikanisch-kanadischen Küstengebiet der Ostküste ein Tiefdruckgebiet, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen CHRISTINE getauft wurde.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Tief CHRISTINE mit seinem Kern nach Nordosten und lag über dem westlichen Nordatlantik östlich von Neufundland. Dabei betrug der Kerndruck um 00 Uhr UTC, das entspricht 01 MEZ, etwa 990 hPa.

Die Zyklone CHRISTINE folgte der Höhenströmung in einer Höhe von ca. 5,5 km und verlagerte sich in den folgenden 24 Stunden unter rascher Vertiefung hinaus über den Nordatlantik. Mit seinem Zentrum westlich der Britischen Inseln und südlich von Grönland gelegen, wies der Wirbel CHRISTINE einen Kerndruck von etwas unter 970 hPa auf, was der tiefste in seiner Entwicklung war. Die Okklusionsfront, das ist eine Mischfront aus Kalt- und Warmfront, verlief nördlich in einem Bogen um den Kern nach Südosten und spaltete sich westlich der Bretagne in eine Kaltfront und eine Warmfront auf. Die Kaltfront erstreckte sich bogenförmig nach Südwesten über den Nordatlantik und seine Warmfront verlief südlich bis zur spanischen Nordwestküste. Im Verlauf bis zum nächsten Tag entwickelte das Tief CHRISTINE drei Kerne.

Der Schwerpunkt des Tiefdrucksystems mit den Kernen CHRISTINE I und CHRISTINE II lag in der Nacht zum 03.03.2014 nur wenig abgeschwächt über der Westküste Irlands bzw. der Westküste Schottlands. Seine Okklusion reichte vom Kern CHRISTINE II bei Schottland in südliche Richtung über den Ärmelkanal, Belgien und Frankreich bis zu den Pyrenäen. Die Warmfront verlief von dort nach Süden über die Balearen bis Algerien und die Kaltfront vom über Spanien und Portugal bis über den Atlantik. Dabei hatte die Okklusionsfront zu diesem Zeitpunkt Westeuropa schon teilweise überquert und brachte in Orleans mittags schauerartigen Regen. Auf den Britischen Inseln ließen die Niederschläge nach, da sich der Teilwirbel CHRISTINE I über Westirland zunehmend auflöste. Meist fielen nur noch wenige Millimeter Regen, teils war es auch völlig niederschlagsfrei. Deutschland wurde von den Fronten des Tiefdruckkomplexes CHRISTINE I und II nur gestreift und sie lösten sich hierzulande zunehmend auf. Am Oberrhein fielen noch 2 bis 4 mm in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC, sonst blieb es weitgehend trocken. Die Sonne schien unterschiedlich lange, wobei es in Sachsen und Thüringen am wärmsten wurde. Die Temperatur stieg in Leipzig auf einen Höchstwert von 14,2°C.

Das Teiltief CHRISTINE III, das über dem Golf von Lyon entstand, entfernte sich von dem Ursprungswirbel zügig nach Südosten und lag bereits an diesem Tag über dem Ionischen Meer. Zweistellige Regenmengen wurden durch den Tiefdruckeinfluss in Griechenland 24-stündig um 06 UTC gemessen. In Andravida gab es 22 mm, in Tripolis 23 mm und in Methoni sogar 29 mm Niederschlag. Im Mittelmeerraum beherrschte der Wirbel CHRISTINE III den Wetterablauf mit teilweise unwetterartigen Niederschlägen. Ein Niederschlagsschwerpunkt lag über Italien einschließlich der Riviera. In Genua fielen 12-stündig 30 mm, in Cannes 31 mm und in Hyeres 32 mm bis 18 Uhr UTC. In der Nacht zum 04.03.2014 fielen auf der Insel Elba 36 mm. Ein anderer Schwerpunkt heftiger und anhaltender Gewitter war der Südwesten der Türkei. Mugla meldete um 06 Uhr UTC eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 124 mm. In Antalya fielen im selben Zeitraum 96 mm. Im Gegensatz dazu klarte es im Bereich der Teiltiefs CHRISTINE I und II teilweise auf und daher gab es leichten Frost. So sank die Temperatur beispielsweise in Bremen auf -2,5°C.

Am 04.03.2014 existierten nur noch zwei Tiefkerne. Das mit seinem Zentrum über dem Seegebiet zwischen Island und Schottland gelegene und sich stark abgeschwächte Teiltief CHRISTINE I verlor im Tagesverlauf an Einfluss auf Mitteleuropa und löste sich schließlich auf. Das Teiltief CHRISTINE III verstärkte sich etwas und lag östlich von Korsika. Dabei kam es im gesamten zentralen Mittelmeergebiet zu Schauern und Gewittern. Besonders betroffen davon war die Insel Korsika, wo zum Beispiel innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC in Bastia 19 mm und in Calvi 23 mm fielen. In Italien wurden in Marina di Ravenna 44 mm innerhalb von 12 Stunden beobachtet. Die Gewittertätigkeit reichte bis nach Tunesien, wo in Tabarka 28 mm fielen, und zur westlichen Türkei bzw. Ägäis, wo in der Nacht bis 06 Uhr UTC in 12 Stunden auf Samos 58 mm gemessen wurden.

Die nur noch aus einem Kern bestehende Zyklone CHRISTINE, das ehemalige Teiltief CHRISTINE III, blieb bis zum 05.03.2014 nahezu stationär. Die Okklusion verlief über Italien und Albanien bis zum Ägäischen Meer, wo sie sich in eine bis nach Istanbul reichende und in eine über Korsika bis nach Ägypten erstreckende Kaltfront aufspaltete. An ihrer Ostflanke strömte Warmluft über die Osttürkei bis zum Schwarzen Meer. An der Südküste stieg die Temperatur dadurch an mehreren Stationen bis 22°C. An der Südküste der Türkei regnete es dagegen sehr ergiebig, auch unterstützt durch Hebung an den küstennahen Gebirgen. In Antalya gab es 24-stündig 99 mm und am Vortag wurden dort bereits 96 mm registriert, an beiden Tagen herrschten anhaltende Gewitter. Auch in Finike regnete es ergiebig. Bis um 06 Uhr UTC des Folgetages wurden 24-stündig 95 mm gemessen, wobei es bereits am 04.03.2014 52 mm Niederschlag gab.

Der Tiefdruckwirbel CHRISTINE verlagerte sich bis zum 06.03.2014 um 00 UTC unter Abschwächung mit seinem Zentrum bis zum Ionischen Meer. Sein Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 1005 hPa. Das Frontensystem bestand aus einer bis über Griechenland reichenden Okklusionsfront.

Einen Tag später lag das Tief CHRISTINE mit dem zugehörigen Höhenwirbel unverändert östlich von Sizilien. Der Druck war um etwa
5 hPa gestiegen und der Wirbel wies zudem keine Fronten mehr auf. In seinem Einflussbereich entstand hauptsächlich über den Meeresgebieten hoch reichende Konvektionsbewölkung. Örtlich gab es kräftige Schauer, wie z.B. in Tobruk an der libyschen Küste, wo innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC 26 mm Regen fielen.

Das Tiefdruckgebiet CHRISTINE schwächte sich in der Folgezeit weiter ab, so dass der Wirbel am 08.03.2014 letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.


 

Geschrieben von Jasmin Holzapfel

Berliner Wetterkarte: 03.03.2014

Pate: Christine Schröck